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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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presse ich mit einem Husten heraus, aber keiner scheint mich zu hören.
    «Los, hol den Ersten rein, damit wir vorwärtskommen.» Der Rossi schlägt mit dem Kugelschreiber an sein Weißbierglas. «Die Liste ist lang.» Er scheint so was wie der Oberkommandant zu sein. Alle haben Klemmbretter, soweit ich das von hier aus erkennen kann, die Melcher Manuela kritzelt darauf herum, vermutlich für die Chronik, in der jetzt steht, dass ich Antibieralkoholiker bin.
    «Wie war das noch? Wir horchen die da draußen jetzt aus, ob was für uns dabei ist, und dann?» Vom Rossi seinem Klirren ist der Bene aus seinem Nickerchen erwacht und studiert das Klemmbrett mit einer Lupe.
    «Dann schreibst du eine Note auf, aber nicht wie in der Schule, falls du dich noch erinnerst. Eins bedeutet hier schlecht und sechs bedeutet gut, und dann geht’s sogar noch weiter bis zehn», erklärt der Rossi.
    «Hehe, langsam.» Der Bene fuchtelt mit dem knochigen Zeigefinger. «Ich erinnere mich bestens an meine Schulzeit, besser als an meine erste Ehe.»
    «Du warst mal verheiratet?»
    «Zweimal sogar.» Er winkt ab. «Ist lange her, als ich noch jung und leichtsinnig war. Dafür war meine Volksschulzeit kurz und prägnant. Wir haben uns um die Tabakpflanzen von unserem Lehrer gekümmert. Ernten, zum Trocken im Klassenzimmer auffädeln, praktischer Unterricht, so was gibt’s heute nicht mehr. Das war schon eine Wissenschaft für sich.»
    «Ja, ja», stoppt ihn der Panscher, anscheinend kennt er die Geschichte zur Genüge. Mich hätte sie interessiert. Aber jetzt ergreift die Pflaum Burgl das Wort. Sie steht sogar auf, was alle augenblicklich verstummen lässt.
    «Halt, ich hab’s euch doch erklärt.» Sie wuchtet das Klemmbrett herum, als wollte sie es dem Nächstbesten auf den Schädel hauen. Die Müller Ayşe und der Panscher zwei Stühle weiter gehen bereits in Deckung. «Wer was leistet und aus den anderen Bewerbern raussticht, kommt in die engere Auswahl und darf noch mal rein.»
    «Und dann? Was muss der dann tun? Jemanden von uns probewickeln, oder wie?» Der Bene kratzt sich am Haarkranz. «Ich stell mich nicht zur Verfügung, damit du das gleich weißt, nur weil ich der Älteste bin.»
    «Das sehen wir dann. Deshalb soll sich jeder von euch notieren, was die so behaupten zu können, und davon lassen wir uns dann eine Facette zeigen.»
    «Facette, Respekt, Burgl. Man merkt, dass du viel fernsehschaust.» Der Bene schnalzt mit der Zunge. «Also wird erst mal gesammelt, und dann wird ausgesiebt. Aber sind überhaupt genug da draußen?»
    «Mehr als genug, stimmt’s, Muck?» Der Melcher nickt mir zu. Ich hab mich immer noch nicht ganz von dem Braumeisterfasslozapftschlag gegen meinen Solarplexus erholt und krächze fast unhörbar Zustimmung, zu was auch immer.
    «Ist auch ein Sportarzt dabei?», fragt die Gretl.
    «Ich möchte jemanden zum Vorlesen, langsam lassen meine Augen nach. Eine üppige Blondine oder rassige Rothaarige, wenn’s geht», sagt der Bene. «Sonst ist mir das Aussehen gleich.»
    Die Burgl setzt sich seufzend.
     
    Endlich wird die Erste hereingelassen, die Pseudoärztin von vorhin mit der imposanten Oberweite. Unter dem Kittel, den sie vermutlich nicht zubringt, trägt sie ein T-Shirt mit der Aufschrift «Don’t touch». Wo du nicht anlangen darfst, bringt dich erst recht in Versuchung.
    Der Bene pfeift durchs Gebiss. «Oha, wenn Träume wahr werden.»
    «Knobloch, Renate», stellt sich die Frau vor.
    «Haben Sie Erfahrung?», fragt der Rossi.
    «Schon.»
    «Und worin?»
    «Kommt darauf an.»
    Die Textilstubenzwillinge kichern, ausnahmsweise einer Meinung. Rossi hebt die Hand, und sie verschlucken ihr Lachen. Das ist anscheinend eine ernste Angelegenheit hier, mit oder ohne Schnaps.
    Die Frau scheint es nicht zu stören. «Ich weiß ja nicht, was Sie wissen wollen.»
    «Wo haben Sie vorher gearbeitet?», fragt der Rossi.
    «Drei Jahre Köchin in der Bundeswehrkantine, danach einundzwanzig Jahre Haushälterin.»
    Mir dämmert’s langsam: Sie suchen endlich eine brauchbare Köchin.
    «Und bei wem?», fragt die Gretl.
    «Beim Baron von Ofenstein, ich weiß nicht, ob Sie den kennen?»
    «Der ist doch letztes Jahr gestorben. In Aufkirchen drüben.» Die Gretl liest nicht nur die Kirchenzeitung. «Ungeklärte Todesursache bisher.»
    «Ich war’s aber nicht», sagt die Bekittelte schnell. Zu schnell. Sie beißt sich auf die Lippen.
    «Na gut. Dann gehen Sie mal auf und ab und ein bisschen drehen und wippen», fordert sie

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