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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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eingerichtet, aber just in dem Moment vergessen, als die Münchner Löwen kurz vor einem eins zu null standen. Da hat es mir eine draufgezündet, dass mir eine Woche lang der ganze rechte Arm gebrannt hat. Seither hab ich ein bisschen Angst vorm Strom oder gehe ihm aus dem Weg, was die alten Leitungen beweisen. Aber nun hat das ein Ende. Der Halbritterhof wird renoviert und modernisiert.

Apropos Licht. Das wirft kein gutes auf unsere Familie, wenn ich der Klunkerchristl ihrer Tochter von meinem Gefängnisaufenthalt erzähle und dass deswegen die Pöckinger denken, dass ich in den Wickerlmord verwickelt bin. Also lenke ich ab, wie sich beim Xand zwischen zwei Bohrphasen erneut eine Stille auftut: «Amrei, magst du vielleicht lieber Kirschen oder Zwetschgen dazu anstatt Apfelmus?» Ich springe auf, wühle im Küchenschrank. Bohnen, Tomatensoße, rote Rüben finde ich, aber Steinobst ist aus, soweit ich das in dem schummrigen Licht erkennen kann.
    «Papa, jetzt sag schon, hast du das selbst ans Haus geschmiert?» Der Emil gibt nicht so schnell auf, der hat die Hartnäckigkeit von seiner Mutter geerbt.
    «Was heißt geschmiert…» Ich setze mich wieder und versuche es. Meine Mama hat immer gesagt, notlügen darf man, lügen nicht. Lügen muss man nämlich beichten, aber eine Notlüge nicht. Wie ich zu meiner ersten Beichte musste, hat sie mir was aufgeschrieben, was ich dem Pfarrer sagen sollte, damit er zufrieden ist, mir ist nämlich nichts eingefallen. Das war noch, bevor ich auf der Kirchenmauer balanciert bin. Meine Brüder hatten Listen so lang wie Klopapier, aber ich als der Brave musste phantasieren. Dann benutze ich eben jetzt eine halbe Notlüge: «Ich finde, jeder darf wissen, dass ich den Mörder vom Wickerl suche.»
    «Ach, Papa. Musst du unbedingt so dick auftragen und dich in der Mama ihre Arbeit einmischen? Ein kleines Schild an der Klingel hätt es genauso getan. Kriminalassistent Nepomuk Halbritter.»
    «Kann ich auch Aszendent werden?», fragt die Emma.
    «Klar, das bist du doch schon längst.» Ich tätschle meiner Tochter die gepunktete Wange.
    «Ich bin satt.» Sie schlürft den Rest Vanillesoße vom Teller und rennt raus.
    «Wie geht’s deiner Mama?», frag ich die Amrei.
    «Passt schon», sagt sie schnell und schickt Emil mit einem Stirnrunzeln einen Seitenblick, als hätte der mir was erzählt, was ich nicht wissen soll. Wir essen fertig, und ich bedanke mich bei meinem Sohn für seine großartige Unterstützung und sage ihm, dass ich auch seinen Job beim Bene toll finde.
    «Papa, lass stecken.» Rot bis zu den Ohren, steht Emil auf, stellt hastig alle Teller zusammen und räumt sie sogar noch in die Spülmaschine. «Also, wir gehen dann mal rauf in mein Zimmer.»
    «Mathe lernen oder Musik hören?», frag ich und zwinkere der Amrei zu. Sie sieht mich mit großen Augen an, anscheinend ist das jetzt alles voll krass uncool gewesen. Schnell reibe ich mir, nun meinerseits verlegen, im Auge herum, als wenn mir plötzlich was reingeflogen wäre.
    «Wir sind nicht in derselben Schule, ich bin in der Realschule in Tutzing, neunte Klasse», erklärt sie mir. Sie folgt Emil in den Flur.
    «Apropos Schule, Emil, bleib doch mal kurz da.» Jetzt ist die Gelegenheit günstig, wer weiß, wann ich ihn sonst wieder erwische. Ich hab’s der Sophie versprochen.
    «Was ist?» Er schlurft tatsächlich retour.
    «Stimmt das, dass du aus der Schule geworfen wirst?», sage ich leise, falls seine Freundin es noch nicht weiß oder er es ihr lieber selber sagen will. «Die Mama hat den Brief im Altpapier gefunden.»
    «Rausgeworfen? Können wir nicht später darüber reden, Papa? Die Amrei muss um neun zu Hause sein.»
    «Bleib bitte kurz da.» Ich suche den Zettel unter dem anderen Haufen, in meiner Büropappschachtel unter der Eckbank. Jetzt sind die Ketchupflecken nützlich, so leuchtet das Papier wenigstens heraus, und ich finde es gleich. «Hier.»
    «Ach das.» Emil wirft einen Blick drauf. «Ist nicht so wichtig.»
    «Also, ich sehe das nicht so locker.» Ich ziehe das Blatt an der Tischkante glatt, wische darauf herum und halte es gegen eine Kerze. Der Text ist noch unleserlicher geworden, wie es scheint, hat der Chiller ein Nickerchen in meiner Büropappschachtel gemacht und sich mit seinen schmutzigen Pfoten auch noch drauf verewigt.
    «Was machst du denn jetzt für ein großes Ding daraus? Ihr geht doch zu solchen Veranstaltungen mit allen Eltern und tralala sowieso nicht gern hin.» Der Emil will umkehren.

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