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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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Razzia genehmigt. So ein Einsatz kostet.»
    Bei ‹tot› fällt mir was ein. «Wann ist der Wickerl eigentlich ermordet worden, hat das diese Hosianna von der Rechtsmedizin oder wie die heißt rausgefunden?»
    «Dr. Kyreleis. Ja, hat sie. Die Leichenstarre war voll ausgeprägt, als er gefunden wurde, deshalb hatten die Bestatter auch so Schwierigkeiten, den Wickerl in den Sarg zu bringen. Sie hat es auf eine halbe Stunde, plus/minus eingegrenzt. Kurz vor oder kurz nach Mitternacht. Wieso fragst du?»
    «Ach nur so. Dem Wickerl sein Tod beschäftigt mich halt. Was hat der überhaupt noch so spät in seiner Bude gemacht?»
    «Die Hendl präpariert, nehm ich an. Laut einiger Zeugen fährt er immer am Abend vorher zu seinem neuen Standplatz und bereitet noch alles für den Verkauf am nächsten Tag vor. Das hat auch seine Frau bestätigt. Am Dienstag hatte er einen Platten an einem Anhängerreifen und ist zu einer Gautinger Werkstatt gegangen, deshalb kam er ungewöhnlich spät in Pöcking an. Der Reifenwechsel hat nur ein paar Minuten gedauert, aber sie haben noch eine halbe Stunde geratscht, der Monteur und er. Ob Bier dabei im Spiel war, wollte er mir gegenüber natürlich nicht sagen, aber sie werden kaum Mineralwasser getrunken haben. Ist also alles überprüft. Ich nehme an, dass er dann trotzdem noch seinen Lieferanten getroffen hat. Dabei kam es vielleicht zum Streit. Womöglich war er den Tschechen oder wem auch immer noch etwas schuldig, oder er hat nicht pünktlich geliefert.» Sie zuckt mit den Schultern. «Das Motiv werden sie uns vermutlich nie verraten.»
    Mit ‹sie› meint sie die Drogenmafia, Sophie glaubt fest daran. Dass die zu uns, in unser verschlafenes Kuh- und Ziegendorf kommt, kann und will ich mir einfach nicht vorstellen. In Pöcking, wo sogar der letzte Kaiser, Otto von Habsburg, mit achtundneunzig Jahren friedlich in seinem Himmelbett entschlafen ist und danach die ganze Welt bei uns in der St. Ulrich zum Kondolieren vorbeigeschaut hat. Aber vor kurzem hätte ich mir hier auch keinen Mord denken können.
    «Jede Woche taucht eine neue, reinere Droge auf dem Markt auf und verschwindet genauso schnell wieder, doch dieses Crystal hält sich.» Sie seufzt. «Trotzdem braucht es ein besseres Indiz, bisher ist es ja nur ein Verdacht, das mit den Hendlbuden als Vertriebsweg. Noch dazu ist es eine Behauptung von mir, von einer, die zur Mordkommission gewechselt ist und auf einmal doch wieder mitmischt. Dabei bräuchten sie so dringend was in der Hand, Schuberts Team soll nämlich aufgelöst werden.»
    Ich verstehe. Was hat meine Frau unter dem Konkurrenzkampf der Drogenfahnderteams gelitten, vor allem dem Erfolgsdruck, Ergebnisse vorzuweisen. Wie oft habe ich sie getröstet und bestärkt, dass
ihr
Team es genau richtig macht. Und trotzdem kamen sie der Kriminalität auch gemeinsam nie hinterher, es gab und gibt nie genug Ermittler. An Drogenbekämpfung ist der Staat nicht wirklich interessiert. Ein Fahnder bearbeitet hundert Fälle im Jahr, zehn Fahnder würden also tausend beackern, zwanzig zweitausend und so weiter. Aber kein Politiker will in seiner Amtszeit die Kriminalitätsrate ansteigen sehen, deshalb werden die Teams absichtlich klein gehalten, quasi Bonsai. Steuerhinterziehung, Radarfallen und Internetkriminalität, da rollt der Eurotaler in die Staatskasse. Drogendezernate kosten nur und lohnen sich nicht fürs makellose Politikergeschau auf der Titelseite. Trotzdem hat mir die Sophie oft so traurige Geschichten von betäubten Kindern erzählt, die in den Krankenhäusern liegen und zu einem Entzug überredet werden sollen und dann früher oder später trotzdem als Drogenleiche in irgendeinem Bahnhofsklo enden. Sophie stellt die Füße auf die Eckbank und schlingt ihre Arme um die Knie. Müde sieht sie aus, meine Kleine. Ich rutsche vom Stuhl zu ihr rüber, ziehe sie her zu mir. Sie lässt sich fallen und schmiegt sich an mich. Mein Blick fällt noch mal auf den Fahrgeschäfteplan des Frühlingsfests, auf dem winzig kleine Zahlen für jede Bude und größere für ein Zelt oder das Riesenrad eingezeichnet sind. Wo ich gerade über Geld und Prozentzahlen sinniert habe, fällt mir was auf.
    «Wie seid ihr denn auf den Süßigkeitenstand gekommen?»
    «Der Informant hat eine Standnummer genannt.»
    «Und welche hat Bavariagutti?»
    «Bavariazuckerl, ich glaub …» Sie sieht nach, fliegenkackeklein steht’s da. «Fünfundachtzig, nein, sechsundachtzig.»
    «Und die tschechische

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