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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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Frühlingsfest. Hier das Riesenrad, und dort drüben ist der Schleuderaff, so eine Art riesiger Quirl, der die Leute raufzieht und dann durch die Luft wirbelt. Und hier …»
    Sie deutet auf ein winziges Kästchen. «Das ist der Stand vom
Bavariazuckerl
, die waren aber, abgesehen von Kalorienbomben und Zahnzerstörern, sauber. Auch die Nachbarbuden, leider Fehlanzeige. Die gesamte Razzia war ein Reinfall. Der Schubert und seine Mannschaft glauben, sie sind von dem Informanten verarscht worden. Aber …» Sie deutet auf ein anderes winziges Quadrat, weiter weg. «Das ist ein Kuřecí-Wagen.»
    «Kuscheziwas?»
    «Kuřecí ist tschechisch für Hühner. Das ist mir eingefallen, wie die Isetta verreckt ist und mich der Schubert angerufen hat. Er hat beim Telefonieren doch an seinem Brathendl herumgefieselt. Ich hab mich gefragt, was wäre, wenn es eine Kette ist, die nicht nur in Pöcking und im ganzen Landkreis, sondern auch in München oder sogar ganz Bayern ihre Drogen über die Hendlbuden vertreibt? Auf das neue Crystal sind alle ganz scharf. Das kann zwar jeder selbst herstellen, aber den Gestank und das Gebatzel, ähnlich wie beim Haarefärben, das mag man anscheinend doch nicht immer zu Hause haben.»
    «Echt, auch ein Laie kann das?»
    Sie nickt. «Ein paar Apparaturen, ein kleiner Chemiebaukasten, mehr braucht man nicht. Die Zutaten gibt’s in der Apotheke oder im Internet. Schau her.» Sie zeigt mir Fotos von einer Beschlagnahmung. Die Fenster sind mit Plastikfolie verhängt. Schläuche und Pumphebel leiten zu riesigen Einweggläsern. Mehrfachstecker hängen vom Tisch zur Wand. Thermometer, Medikamentenpackungen und verschieden große Glaskolben stehen herum, bauchige und flaschenartige, aber nicht so sauber poliert wie damals bei uns im Chemieunterricht, wo Laugen und Säuren nach Farben getrennt waren. Hier sind die Flüssigkeiten in den Behältnissen oder auf den Tischen und Böden braun verkrustet, gebrauchte Spritzen und Kaffeefilter liegen zwischen Essensresten, Müll und leeren Flaschen. Im Hintergrund erkenne ich eine Sprossenwand, an die ein Eisengitter geschraubt ist, und auf einem Sofa liegt ein großer Teddybär mit Krawatte, dem die Filzzunge heraushängt.
    «Das hier ist so ein typisches Labor. Es wurde im ehemaligen Fitnessraum eines Einfamilienhauses gefunden. Das Crystal haben die aus Grippemitteln zusammengebraut.»
    «Grippemittel?» Bei mir klingelt was, aber ich komme nicht drauf, was.
    «Ja, Grippetabletten enthalten Ephedrin, das ist appetithemmend und leistungssteigernd und wird mit Abflussreinigern, Nagellackentferner, Lampenöl, Frostschutzmittel oder Ähnlichem aufgekocht, sogar mit feingemahlenen Glassplittern gemischt, um den Stoff zu strecken. Dadurch werden die Schleimhäute verletzt, und die stimulierende Wirkung tritt schneller ein. Außerdem braucht man noch Phosphor, den gewinnen sie durch Abreiben Hunderter Streichholzschachtelseiten, und Ammoniumnitrat, das stammt aus solchen Sofort-Kälte-Packs.» Sie zeigt mir noch ein Foto. «Hier, wie du siehst, kam am Ende nur unbrauchbarer brauner Schaum raus, aber das eigentliche Ziel sind kleine Kristalle, reinweiß oder in leuchtenden Farben, je nach Beimischung.»
    «Glassplitter und Abflussreiniger? Diese Panzerschokolade, die heute Crystal heißt?» Ich schiebe den Rest Kakao auf die Seite. Irgendwie ist mir leicht schlecht. «Sag mal, wieso eigentlich wieder Drogen, ich dachte, du bist seit zwei Tagen bei der Mordkommission?»
    «Bin ich auch, aber seit dem Wickerlmord versuchen wir zusammenzuarbeiten. Die Rechtsmedizin hat bestätigt, dass der Wickerl wirklich Methamphetamin, also Crystal, im Blut hatte. So konnte ich den Schubert auch von meiner Vermutung mit den Hendlbuden überzeugen. Das wäre der perfekte Verteilerweg für die Drogen. Wir wissen nur noch nicht, ob das Crystal schon bei der Schlachtung in die Hühner gelangt oder ob das der Hendlbudenbetreiber selbst macht. Drück die Daumen, dass das Crystal aus dem Wickerl seinen Hendln genau zu dem aus München passt. Nur auf einen Verdacht hin und nur weil du in Pöcking in ein paar Hühnern das Zeug gefunden hast, zwanzig Kilometer weit weg …»
    «Sechsundzwanzigeinhalb», verbessere ich sie. «Ich hab’s mit dem Meterstab nachgemessen, von unserem Ortschild bis zum ersten Landeshauptstadt-München-Schild in Solln.» Der Abstand zur Großstadt ist mir heilig.
    «Na gut, also nur weil es hier einen Toten gegeben hat, kriegt der Schubert so schnell keine zweite

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