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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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fällt mir ein, dass ich anscheinend doch geschlafen hab, denn ich hab schon was geträumt. Ein Klingeln hat mich verfolgt, in sämtlichen Taschen hab ich gesucht, sogar im Restmüll gestochert und die Papiermülltonne geleert. Als ich das Handy endlich entdeckt habe und zwischen den vielen Zettel greifen konnte, hab ich mir fast die Finger verbrannt, so heiß war das Teil. Wieder ist es mir entglitten, auf die Wiese gefallen und zwischen den Halmen davongehuscht wie eine Maus. Ich bin ihm nachgekrochen, mit der Nase auf der Erde über den Enzianberg drüber bis zum Prinzenweg. Dort steht noch der hohle Baum, in den meine Oma eine Madonna reingestellt hat. Zwei Generationen später ist das Baumloch fast zugewachsen, aber die Marienbuche gibt es wirklich, bei uns hinten im Wald. Im Traum hat sich die Öffnung schneller und schneller geschlossen und meine Hand fast abgezwickt, wie ich nach dem Handy greifen wollte, das die Madonna bewachte. In der Baumkrone keckerten die Eichelhäher, sodass ich nichts verstehen konnte. Wie ich hochschaue, hockten da der Bene, der Rossi und der Melcher in den Ästen und lachten mich aus. Was das wohl alles bedeuten soll? Aber darum kann ich mich nun nicht kümmern.
    Trotz gerettetem Kohl findet die Emma einfach nicht in den Schlaf zurück und schluchzt weiter. Ich hebe sie hoch und trage sie ins Erdgeschoss, damit die Sophie nebenan wenigstens eine Haube voll Schlaf kriegt. In der Küche mache ich uns Milch warm und schmiere drei bis vier Honigbrote.
    Beim Essen erzählt mir Emma endlich den Rest von ihrem Traum. Dicke Tränen kullern in die Kabatasse und machen aus der Voll- eine Magermilch.
    «Ich bin übers Wassers geflogen, das mache ich oft, wenn ich schlafe. Ich rudere einfach mit den Armen, stoße mich vom Boden ab und fliege durch die Luft. Ich wollte den Kohl retten, aber dann …» Sie schluchzt ganz tief von innen heraus. «Dann war es gar nicht der Kohl, sondern du.»
    «Ich?»
    Sie nickt. «Und du warst ganz tot, so wie die Mama von der Amrei.» Oje, meine kleine Emma, das ist alles zu viel für sie. Ich halte sie ganz fest. «Schau, Träume müssen fei nicht wirklich werden. Du weißt doch, dass mir der Starnberger See noch viel zu kalt ist. Ich gehe erst ab dreiundzwanzig oder vierundzwanzig Grad ganz zaghaft mit dem großen Zeh rein, und so warm wird der See so gut wie selten oder sogar fast nie. Du brauchst also keine Angst haben, ich ertrinke nicht.» Irgendwie bringen wir dann die Nacht noch mit einer Partie Katzenquartett zu Ende, und bei einem Mittagsschlaf am Sonntagnachmittag erhole ich mich dann, um für die Lange Tafel fit zu sein.
     
    Eine schwarze Tischdecke auf Höhe vom
Geschenkechakra
und noch mal ganz oben eine weitere, wo dem Wickerl seine Bude stand, markieren die Trauer auf der ansonsten weißen meterlangen Tafel. Auch wenn der Aigner Ludwig, wie er richtig hieß, ein Dealer war und die Klunkerchristl sein Opfer, über einen Toten soll man nicht richten. Immerhin hat er die meisten Dorfbewohner mit legalem Masthendlfleisch ernährt, das eigentlich genauso verboten gehört wie die illegalen Kristalldinger, die dir das Hirn verbrennen und einen Schlaflosen aus dir machen. Die Sophie hat rausgefunden, dass das Crystal, an dem die Christl gestorben ist, und was auch im Wickerl selbst und in seinen Hendln drinsteckte, identisch ist mit dem Crystal vom Münchner Frühlingsfest. Jetzt verfolgt sie den genauen Verteilerweg zurück, quasi vom kleinen Hendldrogenstopfbetreiber bis zu Hintermännern oder -frauen von dem Rauschgiftring. Das kann der Anfang einer langwierigen Geschichte sein, an der sie weiterhin mit dem Schubert zusammenarbeitet. Unter Umständen und bei der Gründlichkeit, mit der die Drogenmafia vorgeht, wird der Mörder vom Wickerl vielleicht nie gefasst. Weil Pöcking in letzter Zeit so viele Schlagzeilen macht, überlegen der Merkur und die Süddeutsche sogar, einen Redaktionsableger in Pöcking aufzumachen, aber sie wollen noch das Sommerloch abwarten, heißt es im Kleingedruckten. Mein Schwiegervater hat die Operation übrigens gut überstanden und darf Anfang der Woche wieder heim. Jetzt hat er Zeit zum Zeitungslesen und berichtet uns, was sie schreiben. Der Emil ist zur Amrei runtergegangen. Sie wohnt jetzt bei ihrem Opa in Possenhofen.
     
    Zur Langen Tafel hat jeder was zu essen mitgebracht, die Tische biegen sich voller Köstlichkeiten. Kerzen, Windlichter und dem Xand seine lüsterhafte Festbeleuchtung, die sich im Zickzack zwischen

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