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Henker-Beichte

Henker-Beichte

Titel: Henker-Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte er bisher nicht getan. Ein Fehler?
    Möglich. Unter Umständen hätte sie ihm raten können.
    Anrufen oder nicht?
    Cressons Gedanken drehten sich um seine Vergangenheit. Wenn er anrief, würde er sich offenbaren und all seine furchtbaren Taten zugeben müssen.
    Eine schlimme Vorstellung, die nur noch von der des Todes übertroffen wurde. Vernichtet durch das Henkersbeil. Ihn schauderte, wenn er daran dachte.
    Das Beil war da.
    Das Beil gab es noch. Er wußte nicht, wieso und weshalb. Es war nicht nur ein Schatten, hervorgehuscht aus der Erinnerung, nein, das Beil war etwas anderes.
    Es war ein Rächer.
    Es war aus diesem verdammten Land herausgekommen, und er hatte dafür keine Erklärung. Der Abbé?
    Es würde ein langes Gespräch werden.
    Doch die Beichte, in der er alle Einzelheiten preisgab, die würde später folgen. Und er hoffte jetzt schon, daß man ihm verzieh. Mit zitternden Fingern wählte er die Nummer, wobei er sich jede Zahl laut vorsagte, wie ein kleines Kind.
    Wenn er ehrlich war, fühlte er sich auch so.
    Hilflos…
    ***
    Der Abbé hatte an diesem Tag etwas geruht, als an seine Zimmertür geklopft wurde. Auf sein schwaches »Herein« betrat einer der jüngeren Templer-Brüder den Raum. Er trug die Tracht der Templer mit dem roten Kreuz auf dem weißen Grund.
    Bloch richtete sich auf. »Was gibt es?«
    »Telefon.«
    »Wer ruft an?«
    »Jemand aus Paris.«
    »Einer unserer Vertrauten oder Brüder?«
    »Nein, jemand, dessen Namen ich nicht kenne, der aber behauptet, dich zu kennen.«
    »Wie heißt er?«
    »Auguste Cresson. Er fügte noch hinzu, daß ein Gespräch sehr wichtig für ihn wäre.«
    Der Abbé dachte nach. Er murmelte den Namen mehrmals vor sich hin, und er mußte zugeben, daß er ihm nicht fremd war.
    Momentan allerdings konnte er sich nicht erinnern, woher er den Namen kannte.
    »Der Mann hat gesagt, es schien ihm sogar peinlich zu sein, daß er dir vor gut einem Jahr in Paris einmal das Leben gerettet hat…«
    Plötzlich war der Abbé hellwach. Er fiel dem anderen ins Wort.
    »Natürlich, Auguste Cresson, jetzt weiß ich es wieder. Himmel, wie konnte ich das nur vergessen!«
    Der Bote lächelte, reichte dem Abbé das tragbare Telefon und zog sich zurück.
    »Auguste?«
    »Sie erinnern sich noch?«
    »Natürlich.«
    »Das ist allerhand.« Cresson schwieg, weil er einfach zu überrascht gewesen war.
    »Was kann ich für Sie tun, Auguste?«
    »Haben Sie mir nicht mal gesagt, daß ich mich an Sie wenden kann, wenn ich Hilfe brauche?«
    »Das habe ich, und das habe ich auch nicht vergessen.« Er hörte, wie der andere Mann aufstöhnte.
    »Wunderbar, es ist schon der erste Schritt. Und ich brauche Hilfe, das können Sie mir glauben.«
    »Sprechen Sie.«
    »Es wird aber ein langes Gespräch werden.«
    Bloch lachte leise. »Für andere Menschen sollte man sich immer Zeit nehmen.«
    »Gut, dann werde ich mal beginnen…«
    Es wurde ein langes Gespräch, und das Gesicht des Abbés nahm im Laufe der Erzählung immer härtere Züge an. Er glaubte dem Mann, denn Cresson berichtete mit klaren Worten, und er war kein überdrehter Psychopath, die redeten anders. Er sprach auch von einer Verletzung am Ohr, die er sich bestimmt nicht selbst beigebracht hatte.
    »Lachen Sie mich nicht aus, Abbé!«
    »Ich lache Sie nicht aus.«
    »Danke. Und was soll ich jetzt tun? Ich sitze hier in Paris. Ich habe Angst, denn ich kenne hier niemanden, der mir in dieser Angelegenheit zur Seite stehen könnte. Das begreifen Sie doch.«
    »Selbstverständlich.«
    »Gibt es denn eine Chance für mich?«
    »Ja.«
    »Und welche?«
    »Sie kommen her!«
    Cresson schwieg, denn mit diesem Vorschlag hatte er kaum gerechnet, ihn sich höchstens gewünscht. Er mußte sich erst den Kloß aus der Kehle räuspern, bevor er wieder sprechen konnte. »Sie haben keinen Witz gemacht, Abbé?«
    »Auf keinen Fall, Auguste. Ich spüre, daß Sie in Schwierigkeiten stecken, und ich weiß selbst, daß es gewisse Dinge gibt, die wir uns kaum erklären können, die aber existieren. Das Böse lauert überall, und immer wieder erleben wir, daß es zuschlägt. Es wird sehr wichtig sein, daß Sie zu uns kommen.«
    »Dann werde ich bis Toulouse fliegen.«
    »Das ist gut.«
    »Morgen bin ich dann bei Ihnen.«
    »Nehmen Sie sich einen Leihwagen und geben Sie acht, bitte. Vor allen Dingen in der Nacht.«
    »Ich werde mich bemühen und mir auch ein Hotelzimmer nehmen.«
    »Das wird vielleicht am besten sein. Gott segne Sie, Auguste.«
    »Danke.«
    Damit

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