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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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ist 26 Jahre alt, hat in Nippes gewohnt, allein gelebt und an der Uni Medizin studiert.«
    »Dann passt er genau in die Gruppe der jungen männlichen Betroffenen mit einem Einkommen unter 2.000 Euro.«
    »Sagt dir das inzwischen etwas?«
    »Nein. Nicht wirklich.« Florian hielt einen Moment inne. »Zurück zu Peter Mallmann. Sinzig behauptet steif und fest, die Toxizität des Glutamatderivats sei in der bei Peter Mallmann nachgewiesenen Menge zu gering, um ihn getötet zu haben.«
    »Vielleicht hat er gelogen.«
    »Warum sollte er? Nein, glaube ich nicht. Er machte auf mich einen ehrlichen Eindruck. War ungewöhnlich offen und sagte klipp und klar, dass sie die Todesursache in keinem der drei Fälle kennen.« Florian nahm das Handy in die andere Hand und beobachtete, wie der Himmel sich verdunkelte. Plötzlich wollte er auf einmal am Liebsten nur eins, so schnell wie möglich nach Hause. Er schluckte den dicken Kloß, der seine Kehle blockierte, hinunter und nestelte an den oberen Knöpfen seiner Jacke, dann ergriff er mit der freien Hand die Holzkiste und setzte sich langsam wieder in Bewegung. Das blaue U-Bahn-Schild am Ende der Straße übte eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn aus. Im Gehen, vorsichtig die Kiste in der einen Hand balancierend, in der anderen das Handy am Ohr, fragte er: »Wie hast du eigentlich herausgekriegt, dass die Spurensicherung in Max’ Wohnung war?«
    »Das war ganz einfach. Ich habe das Passwort eines früheren Kollegen benutzt und mich gegen 13 Uhr ins Datenbanksystem der Kripo eingeloggt. Das ist eine gute Zeit, denn da ist der Kollege entweder in der Polizeikantine oder an der nächsten Frittenbude, sodass es in der Regel nicht zu einem doppelten Log-in kommen kann. Jedenfalls ist dann die Wahrscheinlichkeit nicht besonders hoch, dass der Administrator merkt, dass etwas nicht stimmt. Wenn ein Mitarbeiter, der sonst immer pünktlich nach Hause geht, plötzlich auffallend häufig noch zu später Stunde im System ist, könnte das natürlich Argwohn hervorrufen.«
    »Verstehe. Tu mir bitte einen Gefallen, ja?«
    »Welchen?«
    »Wenn es dir irgendwie unsicher erscheint, bleib bitte hübsch draußen aus dem Netz. Ganz gleich, wie wichtig die Recherche ist.«
    »Nanu, macht sich da etwa jemand Sorgen um mich?«, fragte Jana belustigt und fügte hinzu: »Et hät ja noch immer jotjejange.«
    Florian lächelte, und nach einer kurzen Pause sagte er: »Meinst du, du findest heraus, wann der Unbekannte bei Max auf den Anrufbeantworter gesprochen hat und von welchem Anschluss er anrief?«
    »Versprechen kann ich nichts, aber ich werde heute Abend, hörst du, heute Abend , noch mal versuchen, mir die Information über den Zeitpunkt des Anrufs von Mr. X zu verschaffen. Das funktioniert zwar nicht auf dieselbe Art wie bei der Polizei, aber ich werde es schon hinkriegen.«
    Florian sah bildlich vor sich, wie sich an ihren Mundwinkeln Grübchen bildeten. Abrupt blieb er stehen. Nur wenige Meter von sich entfernt, nahe der U-Bahn-Station, bemerkte er den jungen Mann mit dem Pferdeschwanz. Das war genau der, der ihm bereits vor dem Kiosk am Institut für Rechtsmedizin aufgefallen war. Obwohl er ihm halb den Rücken zugewandt hatte, konnte er sein Profil erkennen. Es war eindeutig derselbe Mann, er musste ihm gefolgt sein. Florian schätzte ihn auf Anfang 20. Der Pferdeschwanzträger tat so, als würde er die Auslage eines Schaufensters, in dem Secondhand-Babykleidung angeboten wurde, studieren. Gar nicht der Typ für solche Interessen, schoss es Florian durch den Kopf. Kurz entschlossen überquerte er die Straße. Der Jüngere wandte sich plötzlich um, und für einen Moment sahen sie sich in die Augen. Bevor Florian ihn jedoch erreichte, machte er auf dem Absatz kehrt und lief davon. Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte er, ob er ihm folgen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Die Chance, den Pferdeschwanzträger einzuholen, war zu gering.
    »Florian, bist du noch da?« Janas Stimme drang an sein Ohr. Die Kiste drohte, ihm aus der Hand zu rutschen, und aus weiter Ferne hörte Florian sich sagen: »Klar. Hättest du Lust, morgen Abend eine Kleinigkeit bei mir zu essen?«
    Kaum war das letzte Wort ausgesprochen, meldete sich sein Backenzahn, und er bereute die Frage sofort. Er hatte sich doch vorgenommen, Jana in Ruhe zu lassen. Florian biss sich auf die Lippen und fluchte innerlich über sich selbst. Doch auf einmal breitete sich, ohne dass er es verhindern konnte, ein strahlendes

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