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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Dinner um, aber er hatte vor, sich seine Unabhängigkeit zu bewahren.
    Am nächsten Morgen fuhr Eva ihn zum Bahnhof, und um zwölf Uhr mittags saß er in Utterborough im Taxi und war auf dem Weg zu Sandystones Hall.
    Sandystones Hall, im 19. Jahrhundert erbaut, hatte eine unendliche Auffahrt, die an einem beeindruckenden Burggraben endete. Da Huntstanton Hall in Norfolk einen Burggraben hatte, war der Architekt von seinem Auftraggeber, General Gadsley, angewiesen worden, dass Sandystones Hall ebenfalls einen bekommen musste. Das Gebäude selbst war ein derart außergewöhnliches Konglomerat einander widersprechender Baustile, dass allgemein vermutet wurde, General Gadsley – der zu der Zeit in Indien weilte – müsse seine Pläne, wenn er denn jemals welche gehabt hatte, jeden Monat geändert und so auch noch den letzten Rest architektonischer Kohärenz des ursprünglichen Entwurfes getilgt haben. Wohlwollendere Kritiker führten an, dass die schrecklichen Erlebnisse des Generals in Indien während des Sepoyaufstandes ihn opiumsüchtig gemacht hätten, und dies sei die Ursache für die ganze Reihe bizarrer Anweisungen, die er in die Heimat schickte. Ob das nun die Wahrheit war oder nicht, man wusste, dass sie den Architekten so verwirrten, dass er darüber selbst ein halbverrückter Trinker wurde. Sein Auftraggeber starb nach einem Moskitostich an Denguefieber und kehrte nie nach England zurück, um die unbeschreibliche Monstrosität zu sehen, die das Ergebnis seiner zahlreichen und vielfältigen Instruktionen war.
    Glücklicherweise wurde Durchreisenden durch die hohe Mauer, die das Anwesen umgab, jeder zufällige Blick darauf erspart. Dies wurde durch die unnötig lange und beschwerliche Zufahrt und durch den eine halbe Meile breiten Gürtel aus Buchenwald noch zusätzlich gefördert, der von den folgenden Gadsley-Generationen angepflanzt worden war, um zu verbergen, was manche der vernünftigeren Nachfahren des Generals für die Familienschande hielten.
    Als das Taxi sich durch den undurchdringlichen Wald wand, wobei es oft ausgesprochen scharfe und enge Kurven nehmen musste, um Baumstümpfen und herunterhängenden Ästen auszuweichen, beschloss Wilt, darauf zu bestehen, dass Eva und die Vier am Tor abgeholt und von jemandem zur Hall gefahren werden sollten, der mehr Erfahrung mit dieser Todesfalle von einer Straße hatte. Als sie offenes Parkland erreichten, fühlte er sich wie zerschlagen, so heftig war er auf dem Rücksitz des Taxis hin und her geworfen worden, und war fest entschlossen, niemals selbst diesen Weg zu fahren. Und dann erblickte er eine halbe Meile voraus Sandystones Hall.
    »Wer immer das Ding Sandystones Hall genannt hat, muss blind gewesen sein«, murmelte Wilt. Er war überrascht, dass das außergewöhnliche Gebäude nicht ganz so gewaltig war, wie er erwartet hatte. »Sieht mehr nach grauen Kieseln aus.«
    »Das können Sie laut sagen«, stimmte der Fahrer zu.
    »Gibt es hier in der Gegend irgendwo Sand?«
    »Gucken Sie mal nach links. Sehen Sie den Neun-Loch-Golfplatz? In den Bunkern muss Sand sein. Natürlich könnten sie den auch vom Strand hochgebracht haben … aber das glaube ich nicht. Das ist zu teuer. Aber die sind reich wie sonst was. Ich meine, die haben einen privaten Friedhof und eine eigene Kapelle.«
    Sie hielten neben der Zugbrücke über den Burggraben. Darüber türmte sich eine gewaltige verzierte Tür auf, auch wenn beide, Tür und Graben, im Vergleich zu den relativ kleinen Ausmaßen des Gebäudes lächerlich groß wirkten. Wilt stiegt aus und griff nach seiner Brieftasche, doch der Fahrer schüttelte nur den Kopf.
    »Die haben ein Kundenkonto«, sagte er und trug den Koffer über die Brücke zur Haustür, wo er an der Klingelschnur zog. Augenblicklich öffnete eine extrem dicke grauhaarige Frau, die ganz in Schwarz gekleidet war.
    »Mr. Wilt? Kommen Sie herein. Ich bringe Sie zu Ihrem Zimmer. Es tut mir leid, aber das Cottage, das Ihnen versprochen wurde, ist noch nicht ganz fertig, aber ich versichere Ihnen, es wird bereit sein, wenn Ihre Familie eintrifft. Lady Clarissa lässt sich entschuldigen, sie musste überraschend weg. Ich bin Mrs. Bale, Sir Georges Sekretärin. Ich fungiere als Haushälterin, wenn einer von beiden fort ist.«
    »Ich muss gestehen, ich habe noch nie in einem Haus mit einer Zugbrücke gewohnt«, bemerkte Wilt, während er die Möbel rings um sich her betrachtete, die ebenso außergewöhnlich waren wie das Haus selbst. Alles stammte eindeutig

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