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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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sein privates Badezimmer«, sagte sie mit einem Grinsen. »Sir George hat da drin ein Telefon installieren lassen. Er kann Stunden da drin verbringen – er behauptet, er hätte Verstopfung, aber ich bin sicher, er nutzt das Telefon zu irgendwelchen illegalen Zwecken. Um die Schiebetür zu öffnen, müssen Sie mit einer Infrarotlampe daraufleuchten …«
    »Was ist denn dahinter?«
    »Genau das, was man in einem Badezimmer erwarten würde … nur eben zusätzlich mit Telefon, Fax und Computer. Oh, und schallisoliert ist sie auch.«
    »Das ist das seltsamste Haus, in dem ich je gewesen bin«, murmelte Wilt vor sich hin, dann sah er sie misstrauisch an. »Woher wissen Sie eigentlich, was da drin ist?«
    Mrs. Bale lachte leise.
    »Einmal ist er nach London gefahren und hat vergessen, die Fernbedienung zu verstecken … also hab ich sie benutzt.«
    »Aber woher wussten Sie überhaupt, wozu die Fernbedienung gehörte?«
    »Weil ich mal zufällig oben an der Treppe gekniet habe, um den Teppich zurechtzuziehen, und da hat er mich da oben nicht bemerkt.«
    »Mein lieber Schwan! Sie gehen keinem Risiko aus dem Wege«, sagte Wilt und fragte sich insgeheim, wie sie es bei ihrer Körperfülle überhaupt schaffte, sich auf die Knie niederzulassen.
    »Muss man hier in diesem Irrenhaus auch«, erwiderte sie kichernd.
    »Wahrscheinlich. Also, wo ist denn das Telefon, das ich benutzen kann?«
    »Vor seinem Arbeitszimmer. Er hört gern mit.«
    »Danke. Ich möchte nur meiner Frau sagen, dass sie auf jeden Fall ein Taxi nehmen soll. Ich möchte nicht, dass sie selbst durch diesen schrecklichen Wald fährt.«
    Mrs. Bale nickte. »Sagen Sie ihr, sie soll das zweite Tor nehmen statt das Haupttor. Es ist schwarz gestrichen und bringt sie zu der Straße, die von hinten ans Haus führt.«
    Wilt leitete all dies an Eva weiter, als er sie auf ihrem Handy erreichte. »Das ist die Straße, die auch die Familie benutzt, sie ist wesentlich weniger gefährlich«, erklärte er ihr. »Die Alternative wäre, dass ihr mit dem Zug kommt, und ich bitte jemanden, euch ein Taxi zu schicken.«
    Wie üblich war Eva dagegen.
    »Dann denkt doch jeder, ich könnte nicht gut Auto fahren«, brummte sie missmutig.
    Wilt seufzte. Eva hatte immer Einwände gegen seine Ratschläge. Nicht dass sie gut Auto fuhr, wenn man es recht bedachte.
    »Das sage ich doch gar nicht. Aber ich würde jedenfalls nicht über diesen schrecklichen Weg durch den Wald kommen, und mit den Mädchen im Auto wäre das gelinde gesagt sehr unklug.«
    Am Ende stimmte sie zu und wechselte zu Wilts Erleichterung das Thema.
    »Hast du Edward schon kennengelernt?«
    »Nein. Anscheinend ist er irgendwo unterwegs. Ich muss sagen, Eva, es hört sich an, als wäre er sehr seltsam. Vielleicht ist er sogar wirklich ein Idiot. Allmählich frage ich mich, ob ich überhaupt irgendwas mit ihm anfangen kann.«
    »Du musst etwas mit ihm anfangen.« Eva hatte ihrem Mann nichts von dem Bonus erzählt, der fällig würde, wenn Edward die Prüfung bestand, weil sie hoffte, damit noch eine Trumpfkarte in der Hand zu behalten. Für den Fall, dass Wilt Anzeichen erkennen ließ, dass er nicht bis zum Ende durchhalten wollte. »Du wirst das bestimmt ganz anders sehen, wenn du ihn erst kennengelernt hast.«
    »Gott allein weiß, wann das sein wird, wenn er sich den ganzen Tag im Wald herumtreibt und irgendwelchen Unsinn verzapft. Und es scheint auch, dass Sir George – der vielleicht überhaupt kein Sir George ist, aber das würde jetzt zu weit führen – ihn wirklich hasst. Aber jetzt muss ich auflegen, ich bezahle ja nicht für diesen Anruf.«
    Wilt legte auf und drehte sich um – und sah sich einem extrem übergewichtigen Mann Mitte sechzig gegenüber, der aussah, als sei er überrascht, auf einen Fremden zu stoßen, der sein Telefon benutzte.
    »Darf ich annehmen, dass Sie der Nachhilfelehrer meines Stiefsohnes sind?«, erkundigte er sich mit einer Stimme, die Wilt an das eine Mal erinnerte, als er wegen zu schnellen Fahrens ein Bußgeld aufgebrummt bekommen hatte.
    »Ja«, stammelte er. »Ich habe nur meiner Frau Bescheid gesagt, dass ich gut angekommen bin. Mrs. Bale meinte, Sie hätten nichts dagegen. Sie sind bestimmt Sir George?«
    »Der bin ich in der Tat. Wie heißen Sie?«
    »Wilt. Henry Wilt.«
    »Gut, in Ordnung. Man hatte mir gesagt, Sie kämen erst im Lauf der Woche. Meine Frau ist manchmal so zerstreut, dass sie nicht einmal weiß, welcher Wochentag ist.«
    Er ging voraus in sein Arbeitszimmer und

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