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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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einen Wohnwagen im Wald gesehen haben. War es ein Zigeunerwagen?«
    »Schwer zu sagen. Er war ziemlich gut hinter Unterholz und Bäumen versteckt.«
    »Waren irgendwelche Bewohner zu sehen?«
    Wilt dachte einen Augenblick nach.
    »Ja, in der Tat, ich habe eine kleine, dicke Frau gesehen, die Wäsche auf einer Leine aufgehängt hat. Ich bin direkt zum Haus zurückgegangen und habe es Sir George gesagt. Er meinte, es müssten Eindringlinge sein, und ist mit einem Gewehr hinausgegangen. Ich mag keine Gewehre, also habe ich nicht im Arbeitszimmer gewartet und bin aufs Dach gegangen, und da habe ich Edward von einem Turm aus gesehen.«
    »Eine kleine, dicke Frau?«
    »Ja. Genau genommen gibt es hier mehrere dicke Frauen, wenn Sie verzeihen. Mit Ausnahme von Ihnen, natürlich, Lady Clarissa. Ich nehme an, das ist das, was man so allgemein das gute Leben nennt? Wie auch immer, mir ist es aufgefallen, weil es mir doch außergewöhnlich erschien, dass sogar die unbefugten Eindringlinge sagen wir mal, äh, übergewichtig sind.«
    Lady Clarissa lächelte still. Sie hatte eine ziemlich schlaue Idee, wer das in dem Wohnwagen gewesen sein könnte, und zweifelte stark daran, dass dem sogenannten unbefugten Eindringling von Sir Georges Flinte irgendeine Gefahr gedroht hatte. Schweigend gingen sie am Burggraben entlang. Schließlich setzten sie sich auf eine Bank und starrten auf das grüne Wasser. Wilt überlegte, was er sagen könnte, aber Lady Clarissa war offensichtlich mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, und er wollte sie nicht stören. Über ihnen ragte drohend das hässliche Sandystones Hall auf und warf seinen Schatten über den Rasen. Schließlich brach Lady Clarissa das Schweigen.
    »Ich glaube, ich gehe hinauf in mein Zimmer und lege mich noch einmal hin. Mein Tag gestern war so anstrengend. Warum kommen Sie nicht mit und leisten mir Gesellschaft?«
    Wilt blieb der Mund offen stehen. Bestimmt meinte sie das doch nicht so, wie es sich anhörte? Sie musste gemeint haben, ob er es ihr nicht gleichtun wollte. Er schüttelte den Kopf.
    »Ich halte normalerweise keinen Nachmittagsschlaf«, sagte er. »Und außerdem sollte ich jetzt wohl wirklich Edward aufspüren und anfangen. Muss ja schließlich meinen Lebensunterhalt verdienen. Und ich habe das Gefühl, dass Sir George im Moment ein bisschen sauer auf mich ist, weil ich seinen Waffenschrank unbeaufsichtigt gelassen habe.«
    »Sir George lässt selbst ziemlich viel unbeaufsichtigt«, murmelte Lady Clarissa finster, während sie aufstand. »Ich habe genau die Bücher, die Sie für den Unterricht brauchen, in meinem Zimmer. Also, warum kommen Sie nicht mit mir hinauf, damit ich sie Ihnen geben kann?«
    Wilt fragte sich, warum sie die Bücher in ihrem Schlafzimmer aufbewahrte, wenn ihr eine ganze Bibliothek zur Verfügung stand. Aber er konnte schlecht Nein sagen, denn immerhin war sie es, die ihn dafür bezahlte, dass er ihren Sohn unterrichtete. Widerspruchslos folgte er ihr die lange Treppe hinauf und in ihr Schlafzimmer.
    Lady Clarissa winkte ihn zu einer unmöglich roten Chaiselongue in der Ecke und sagte, sie ginge die Bücher holen.
    Wilt fühlte, wie ihm heiß und unbehaglich wurde. Das flammende Rot der Polster wirkte genauso auf ihn, wie es Evas Schlüpfer getan hatte, und er wusste, dass er irgendwie sofort entfliehen musste, ohne Lady Clarissa zu kränken. Doch gleich darauf kehrte sie aus dem angrenzenden Raum zurück, nur in Büstenhalter und Slip. Beide ebenfalls in tiefdunklem Rot und mit schwarzer Spitze gesäumt, so dass nichts der Fantasie überlassen blieb, vor allem, da sie nicht gerade verhungert aussah. Sie posierte im Türrahmen, mit einer Hand angelehnt, ein Bein vor das andere gestellt.
    »Na, wie groß sind Sie, Sie großer Junge? Fünf Fuß und neun Zoll? Dann lassen Sie uns doch mal über die neun Zoll reden!«
    Er wusste genug, um zu merken, dass Lady Clarissa Mae West zitierte. Als sie sah, wie Wilt sie mit offenem Mund anstarrte, versuchte sie es noch einmal: »Wenn ich gut bin, bin ich schlecht. Aber wenn ich böse bin, dann bin ich wirklich gut.«
    »Na?«, setzte sie hinzu, etwas gereizt, als Wilt immer noch mit schockiertem Gesicht dastand. »Wollen wir zusammen ein bisschen Forschung treiben?«
    »Äh … mir ist da plötzlich was eingefallen … Ich muss Eva anrufen und ihr sagen, wie sie am besten hierherkommt.« Und damit rannte er zurück auf sein Zimmer und schloss die Tür ab.

18
    In Ipford schickte Eva sich an, nach Sussex zu

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