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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Garage kam. Wie üblich drückte sie die Knöpfe und öffnete die elektronisch gesteuerten Tore für ihn.
    Lady Clarissa und Wilt waren im Cottage. Er hatte heute Morgen drei Stunden lang versucht, Edward die Grundzüge der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts zu vermitteln, hatte jedoch erkennen müssen, dass der Junge genauso dumm und begriffsstutzig war, wie er befürchtet hatte. Das Einzige, was er zum Unterricht beizutragen gehabt hatte, war eine idiotische Verbindung zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Polen herzustellen, der die Fenster von Sandystones Hall putzte. Und als er dann von einer Toilettenpause nicht wiederkam, hatte Wilt beschlossen, Feierabend zu machen.
    Er hatte versucht, das Thema gegenüber Lady Clarissa anzusprechen, doch sie hatte sich geweigert zuzuhören und ihn stattdessen zum Cottage gezerrt. Er befürchtete schon das Schlimmste, ganz besonders, als sie versuchte, seinen Arm zu nehmen, was zu einem eher ungelenken Gerangel führte, während er vorgab, als bemerke er nicht, was sie tat. Doch nach diesem einen Versuch ließ sie die Finger von ihm, und Wilt fragte sich, ob sie nach der gestrigen Enttäuschung in ihrem Schlafzimmer aufgegeben hatte. Er hoffte es jedenfalls inständig. Es war schon schlimm genug, sich Eva vom Leib zu halten, von einer sexhungrigen Harpyie ganz zu schweigen. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her.
    »Ich wollte nur sicher sein, dass es Ihrer Frau hier auch gefällt«, verkündete seine Arbeitgeberin, während sie die Schlüssel aus der Tasche zog. »Ich möchte nicht, dass sie sich einsam fühlt.«
    Wilt beschloss, die Vier nicht zu erwähnen. Die Chance, dass Eva allein sein würde, entsprach in etwa der seinen, im Lotto zu gewinnen und sich als Millionär in Spanien niederzulassen. Was hieß: gleich null. Das letzte Mal hatte er vor vier Jahren einen Lottoschein gekauft, und Eva hatte einen Wutanfall bekommen und ihn des leichtsinnigen Glückspiels bezichtigt.
    »Bestimmt nicht. Ich bin ja während des Semesters auch den ganzen Tag nicht zu Hause«, versicherte er Lady Clarissa.
    »Natürlich. Aber Sandystones Hall kann ein sehr einsamer Ort sein … ein verdammt einsamer Ort. Das können Sie mir glauben.«
    Clarissa schniefte und Wilt tat so, als betrachte er den Erdboden, während er darauf wartete, dass sie sich fasste.
    »Wenn wir das Cottage inspiziert haben, können Sie mir vielleicht zeigen, wo der Wohnwagen stand, den Sie gesehen haben. Sie haben gesagt, die Frau sei klein und sehr dick gewesen. Ich habe da eine Idee, wer das gewesen sein könnte.«
    Sie betraten das Cottage, das aus demselben porösen Stein erbaut war wie die Gartenmauern. Es war von einem taschentuchgroßen Rasen und einem kleinen Blumengarten umgeben, dessen Beete mit Rosen und Malven bepflanzt und mit Lavendel eingefasst waren.
    »Dies war früher das Haus des Obergärtners«, erklärte Lady Clarissa, »aber ich behalte es jetzt Gästen vor, die die Gesellschaft meines Mannes nicht besonders schätzen. Offen gestanden finde ich ihn selbst die meiste Zeit unerträglich. Er frisst sich noch in ein frühes Grab, und ich kann nicht behaupten, dass es mir leidtun wird. Sie finden das vielleicht hart, aber er behandelt Edward absolut abscheulich.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Nun, jetzt ist er im Gericht und spricht Unrecht, wir können also in aller Ruhe nach diesem Wohnwagen suchen.«
    »Wo wohnt der Obergärtner heute?«
    »Oh, irgendwo unten im Dorf. Es war ihm zu einsam hier oben, nachdem seine Frau gestorben war, und zu weit von seinem Lieblingspub entfernt. Wir haben jetzt eine Firma, die kommt und den Rasen mäht. Der ist viel zu groß für den alten Burschen. Was halten Sie von dem Cottage?«
    »Ich denke, es ist eine angenehme Alternative zum Leben in Indien.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie in Indien waren.«
    »War ich auch nicht, auch wenn es mir so vorkommt. Ich dachte an das Haus.«
    Clarissa lachte.
    »Ich versuche immer, die Vorderseite nicht anzusehen. Ich fahre immer durch das hintere Tor hinein, wo wir die Autos parken. Sir George sagt, das hässliche Aussehen des Hauses hält Einbrecher fern. Der Burggraben und die Zugbrücke helfen da auch.«
    »Genau wie die Waffen.«
    »Die Kanonen oder die im Waffenschrank?«
    »Ich dachte an den Schrank. Ich habe noch nie so viele Gewehre auf einmal gesehen. Auch wenn ein Haufen Kanonen wohl nicht gerade einladend ist.«
    »George protzt immer mit seinen Waffen; wahrscheinlich wollte er damit

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