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Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
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an. »Das wusste ich ja gar nicht!«
    »Wir haben uns arrangiert, das ist für alle Beteiligten das Beste.« Sophie zuckte die Achseln: »Aber das müssen die LEUTE ja nicht wissen.«
    »Aber über MICH glauben sie Bescheid zu wissen. Über mich brechen sie den Stab!«, jammerte ich. »Ich bin eine Frau und habe nicht aus der Reihe zu tanzen!«
    Sophie lachte. »Tja, da hast du auch wieder recht. Viele denken so. Vor allem Frauen! Die fallen sich liebend gern in den Rücken! So viel zum Thema Gleichberechtigung im einundzwanzigsten Jahrhundert.« Sie schwieg und sagte dann ernst: »Aber wenn es einfach nicht mehr passt mit euch? Es ist doch dein Leben und nicht das der Leute!«
    »Ich weiß nicht, das hätte ich mir früher überlegen müssen …«
    Sophie schüttelte mich: »Du hast nur dieses eine Leben! Geh, wohin dein Herz dich trägt!«
    »Sophie, du weißt, dass nur Romane so heißen!«, sagte ich wieder einmal.
    »Ja. Komisch. Und auch typisch, nicht wahr? Solche Titel verkaufen sich gut. Aber hat eine Frau im wahren Leben den Mut, ihrem Herzen zu folgen, hat sie alle Welt gegen sich!«
    »Sophie, ich kann Jürgen nicht verlassen. Alle würden mich verstoßen. Selbst meine Eltern würden nicht zu mir halten. Ich schaffe das nicht, Sophie. So stark bin ich nicht.« Ich hielt mich an meinem Weinglas fest und trank einen großen Schluck. Trübsinnig starrte ich in das Kaminfeuer.
    »Willst du denn gar nicht wissen, wie es Christian geht?«, fragte Sophie enttäuscht.
    »Ich denke jede Sekunde an ihn«, sagte ich tonlos. »Aber ich weiß, dass ich das nicht darf.«
    »Irgendwann bist du erwachsen genug, um zu wissen, was du darfst und was nicht. Und das sollte möglichst bald der Fall sein, denn sonst …«
    Ihr Tonfall hatte einen ganz merkwürdigen Klang angenommen. Ich fuhr zu ihr herum: »Sophie, du führst doch was im Schilde?« Mein Herz setzte einen Schlag aus. »Ist er etwa in der Nähe?« Reflexartig sah ich mich um.
    »Nein. Heilewelt ist kein Ort, an dem er sich wohlfühlt.«
    »Aber du hast Kontakt zu ihm?!«
    Sophie setzte sich auf die Fensterbank und ließ die Beine baumeln. »Mir hat das ja niemand verboten. Ich würde es mir auch nicht verbieten lassen. Ich bin nämlich schon erwachsen.«
    Ich sprang auf. »Sophie, sag! Hast du … mit ihm gesprochen?«
    Sophie sah mich durchdringend an: »Er war bei mir.«
    »WAS … wieso … Aber ich meine … Was hat er …?«
    »Am letzten Mittwoch. Nachdem dein Jürgen ihn erst herbestellt und dann wieder weggeschickt hatte. Da stand Christian plötzlich bei mir auf der Matte und fragte, ob er mich mal sprechen könne.«
    »Und …?«, fragte ich atemlos und starrte sie mit offenem Mund an.
    »Na, als Erstes hab ich ihn ins Gästezimmer geschickt. Der arme Mann war ja die ganze Nacht durchgefahren und konnte nicht mehr vor lauter Erschöpfung. Sein Hotelzimmer in Wien hatte er aufgegeben, und der Wagen war nur geliehen!«
    »Er hat bei dir übernachtet?« Die ätzende Säure der Eifersucht gärte in meinem Magen.
    »Nein. Er hat sich nur kurz ausgeruht. Und ist anschließend nach Wien zurückgekehrt.«
    »Und danach?« Ich zerrte an ihrem Arm. »Habt ihr euch danach noch mal gesprochen?«
    »Er hat mich angerufen. Und mich gefragt, ob er noch eine Chance bei dir hat.«
    »Und? Was hast du ihm gesagt?«
    »Das kannst nur du entscheiden, Lotta.« Sophie sah mich ernst an. »Es steht mir nicht zu, das zu beurteilen. Ich kann nur versuchen, euch beiden zu helfen.« Sie sprang auf und lief nervös im Wohnzimmer auf und ab. »Aber weil er keinen Job und kein Zuhause mehr hat, habe ich …«
    Es zerriss mir schier das Herz. »Wo ist er?«, fragte ich und starrte sie mit glasigen Augen an.
    »Sagen wir mal so«, hob Sophie an, und ein kleines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Ich habe ihm gesagt, wo der Schlüssel zu unserem Ferienhaus am Wolfgangsee ist.«

ANITA
    Das war doch absolut grotesk! Es kam mir vor wie ein wirrer Traum. Wir standen in abgerissenen Kleidern und dünnen Schuhen fröstelnd am Donaukanal. Um uns herum lagerten einige Penner mit ihren Schlafsäcken und Plastiktüten, die uns neugierig betrachteten. Ein professioneller Fotograf setzte uns in Szene. Wir waren gerade dabei, das Sauberfrau-Image der rothaarigen Musikschulschlampe gründlich zu zerstören.
    »Du, junges Fräulein, kannst du dich mal auf den grünen Koffer setzen?«
    Das junge Fräulein war meine Gloria, und der grüne Koffer war leer, schäbig und verbeult und gehörte zur

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