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Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
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Belieben spielen konnte. Was die Kobaliks auch getan hatten. Aber mit meinen Töchtern ließ ich das nicht machen!
    »Was haltet ihr davon, wenn ich Psychologie studiere?«, fragte ich Grazia und Gloria, die mich einigermaßen überrascht anstarrten.
    »Mama? Geht’s dir gut?«
    »Na ja. Es könnte mir besser gehen.«
    »Bist du sicher, dass du nicht einfach unter Scheidungsschock stehst?«
    »Das mit Sicherheit. Aber es wird höchste Zeit, dass ich mich auf eigene Füße stelle. Wenn ich Psychologie studiere, werden mir viele Sachen klar werden.«
    »Cool!«, sagte Gloria. »Das kann bestimmt nicht schaden.«
    »Mama, du solltest wirklich was Vernünftiges mit deiner Zeit anfangen«, erhielt ich Unterstützung von ihrer älteren Schwester. »Ich habe mir in letzter Zeit echt Sorgen um dich gemacht. Du hast immer nur mit Wein vor dem Fernseher gesessen.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Sie hatten es also sehr wohl gemerkt.
    »Kinder, ich wusste lange nicht, was ich will, aber jetzt weiß ich es.«
    »In ein paar Jahren gehen wir alle drei auf die Uni! Dann sind wir eine Studentinnen-WG! Wie cool ist das denn!«
    »Du, Mama, wir haben schon tolle Angebote von dem Werbe fotografen!« Grazia sprühte geradezu vor Stolz. »Ist das okay für dich, wenn wir modeln?«
    »Absolut okay. Solange ihr die Schule darüber nicht vernach lässigt … Denn glaubt mir: Schönheit vergeht, Klugheit nicht!«
    »Wir werden dich bestimmt nicht enttäuschen, Mama. Wir haben ja selbst gesehen, wohin das führt, wenn man kein eigenes Standbein hat.«
    »Ich möchte Pilotin werden!«, teilte Grazia mir stolz mit. »Ich habe mir schon die entsprechenden Unterlagen besorgt. Mit einem Einserabitur schaffe ich das.«
    Bewundernd sah ich meine selbstbewusste Tochter an. Wie gut, dass sie nicht ahnte, was sich in ihrem Zimmer abgespielt hatte!
    Glücklich schmiegte sie sich an mich. »Mit dem Modeln verdiene ich mir das Geld für die Ausbildung!«
    »Tja«, sagte ich. »Mit Modeln kann ich kein Geld mehr verdienen.«
    »Dann such dir doch einen anderen Job!«
    »Ja, du kannst doch wieder als Stewardess arbeiten!«, schlug Gloria vor.
    »Dann wäre ich aber immer unterwegs …«
    Grazia griff begeistert nach meiner Hand. »Du brauchst nicht mehr für uns zu kochen. Echt! Du kannst jetzt ruhig wieder in der Weltgeschichte herumfliegen.«
    »Ich habe auch schon darüber nachgedacht.« Ich räusperte mich und setzte mich ganz gerade hin: »Es gibt jetzt durch die Scheidung einige Veränderungen: Ich werde den Kobaliks das Haus überschreiben müssen. Nachdem euer Vater arbeitslos ist und auch sonst keine Geldquellen sprudeln, werden wir uns wohl oder übel verkleinern müssen.«
    Statt der erwarteten langen Mienen hellten sich die Gesichter der Mädchen immer mehr auf.
    »Ach, das Haus … Guck doch mal, was Kobaliks daraus gemacht haben!«
    Ich nickte resigniert.
    Die künstlichen Blumen auf ihren Plastikstängeln deprimierten mich ebenso wie die spießigen Häkeldeckchen und die grässlichen Bilder.
    »Soll doch ihre dicke Rosie mit dem fetten Raffi in diese Spießerbude einziehen! Ich kann’s kaum erwarten, von denen wegzukommen!«, rief Grazia.
    »Ich mag die auch nicht«, gestand Gloria. »Die neugierige Ursula hat mich immer über dich ausgefragt! Ob du noch Sex mit Papa hattest und so!«
    »Was? Und das sagst du mir erst jetzt?« Ich schüttelte mich vor Abscheu.
    »Einmal habe ich sie sogar in eurem Schlafzimmer erwischt, wo sie an der Bettwäsche geschnuppert hat.«
    »Und der alte Bock starrt mich immer so lüstern an!«, sagte Grazia. »Überall steckt der seine Nase rein! Sogar in meinem Zimmer stinkt es nach seinem Whisky!«
    Mir wurde ganz anders. Wenn du wüsstest, wo der noch seine Nase reingesteckt hat!, dachte ich. Ich hatte sowohl Grazias Bettzeug als auch das Corpus Delicti in einen schwarzen Müllsack gesteckt und ganz unten in die Abfalltonne gestopft.
    »Und ihr habt wirklich kein Problem damit, das Haus aufzugeben? Ihr seid schließlich hier aufgewachsen!«, hakte ich nach.
    »Nein! Brauchen wir noch einen Garten mit Schaukel und Sandkasten? Von den Bremer Stadtmusikanten ganz zu schweigen. Das ist was für Kinder!«
    »Aber ich dachte, ihr hängt daran?« Nun war ich doch einigermaßen verblüfft.
    »Mama: Wir hängen am Leben! An der Zukunft! Oder dachtest du, wir wollen hier rumsitzen, bis wir so alt und verschroben sind wie die Kobaliks?«
    »Und ehrlich, Mama.« Grazia nahm behutsam meine Hand. »Sei uns nicht böse,

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