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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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rangieren, um die enge Kurve zu überwinden und dem Pfad entlang der Felder zum Golfplatz zu folgen. Angespannt wartete er, bis der Weg frei wurde. Harte gelang das Manöver trotz der Länge seines Fahrzeugs so gut wie mühelos, Amir hingegen hatte Schwierigkeiten. Er setzte mehrmals zurück und wieder vor, kam jeweils nur wenige Zentimeter weiter. Jas versuchte zu verdrängen, wie sich der Lärm des auf Hochtouren laufenden Motors auf die Massen der in der Nähe versammelten Toten auswirken musste. Während er wartete, griff er in seine Jackentasche und holte sein Portemonnaie heraus. Er faltete das Foto seiner wunderschönen Frau und seiner Kinder auseinander, allesamt längst tot und doch ein untrennbarer Teil von ihm, und küsste es. Seit einigen Tagen hatte er es nicht mehr angesehen, weshalb er sich schuldig fühlte. Aber er hatte an sie gedacht, tröstete er sich. Fast in jeder wachen Stunde dachte er an Prisha, Seti, Annia und ihre Mutter, seit er sie verloren hatte.
    »Liege ich richtig, Harj?«, fragte er, während er in das letzte verbliebene Bild der tiefbraunen Augen seiner Frau blickte. »Oder sind wir gerade dabei, alles zu vermasseln?«
    Eine plötzliche Bewegung ließ ihn das Bild rasch wegstecken. Amir hatte es endlich um die Kurve geschafft. Sean blieb nicht weit zurück, legte eine Kehre wie aus dem Lehrbuch hin und verschwand hinter dem Zaun. Jas senkte den Fuß wieder aufs Gaspedal und folgte den anderen, lenkte den Laster rücksichtslos um die enge Kurve und stieß dabei zu beiden Seiten gegen die Hecke. Die drei anderen Fahrzeuge hatten ein Stück vor ihm erneut gehalten. Harte war ausgestiegen und rannte zu dem Auto, das Sean und Webb am Vortag weggeschoben hatten, um auf das Feld zu gelangen. Mit Webbs Hilfe gelang es ihm, den Wagen auch diesmal vom Tor zu entfernen. Selbst von der hintersten Position der Kolonne aus konnte Jas erkennen, dass sich fast sofort eine gewaltige Ansammlung von Leichen auf der anderen Seite des Tores scharte. Zornig wankten sie heran und warfen sich rasselnd gegen die Metallbarriere. Webb hastete in Sicherheit und kletterte zu Amir in den mittleren Wagen, während Harte den Riegel öffnete, das Tor aufschob und die vordersten Kadaver der Gruppe zurückstieß. Sie brandeten umgehend wieder vorwärts, jedoch vergeblich. Harte war zurück hinter das Lenkrad seines Autos geeilt, beschleunigte auf das Feld und wirbelte die Leichen durch die Luft. Amir und Sean folgten ihm. Beide Fahrzeuge rollten erst knirschend über Schotter, dann polterten sie über den unebenen, trockenen Erdboden. Jas bildete das Rücklicht. Kurz schaute er in den Rückspiegel und beobachtete, wie das Tor zuschwang. Natürlich war es nicht verriegelt, aber vorerst würde das reichen müssen. Hoffentlich würde die unverhoffte Ankunft der vier Fahrzeuge auf dem Feld genügen, um die Massen der trägen Gestalten abzulenken. Nach der Anzahl zu urteilen, die bereits auf sie zustolperte, schien das der Fall zu sein.
    Wie vereinbart schwenkte Harte nach links, pflügte durch die wandelnden Toten und fuhr den Hang des Felds hinab zur untersten rechten Ecke, diagonal dem Tor gegenüber, durch das sie hereingekommen waren. Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte er sich, dass Harte ihm folgte. Der Wagen schnitt hinter ihm durch das Meer der armseligen Kreaturen und löschte viele derer aus, die Hartes Auto entronnen waren, ihm jedoch nun blindlings hinterherstolperten. Hier waren unzählige dieser Dinger, wesentlich mehr, als Harte erwartet hatte und als vom Beobachtungspunkt im Hotel aus zu sehen gewesen waren. Jas beschleunigte und folgte der blutigen Schneise, die Harte quer über das Feld hinterließ.
    »Das muss weit genug sein«, murmelte Harte bei sich und bemühte sich festzustellen, wo er war. Seine Aufgabe hatte darin bestanden, praktisch über die gesamte Breite und Länge des Felds zu fahren, allerdings hatte er nicht damit gerechnet, wie wenig er hinter dem Lenkrad sehen würde. Sein Wagen war nicht besonders hoch – alles, was er erkennen konnte, war ein schier unendlicher Wald aus sich ständig bewegenden Leichen. Besser, ich halte an und mache es hier , entschied er , als in die verfluchte Hecke zu fahren und mich umzubringen. Er trat auf die Bremse und kam schlitternd zum Stehen. Das Heck des Autos brach aus und rammte eine Handvoll schleimiger Kadaver. Jas rollte neben ihn und beobachtete, wie er sich hektisch aus dem Sitz löste. Er beugte sich nach hinten und leerte einen

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