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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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verstand, um die Führung zu übernehmen, beschleunigte, dröhnte am Lastwagen vorbei und hielt auf Shaylors zu. Die Gruppe Überlebender, obgleich sie häufig streitlustig, ungefällig und launisch war, erwies sich gelegentlich als erstaunlich organisiert. Sie hatten für solche Zeiten einen gut erprobten Ablauf entwickelt. Der Lastwagen fiel zurück und überließ es Jas, näher an das Gebäude vor ihnen, das sie plündern wollten, heranzukommen und die Lage auszuloten.
    Nachdem er einer kleinen Gruppe von Kadavern, die gefährlich nahe herangetaumelt waren, ausgewichen war, fuhr Jas mit hohem Tempo über den ausgedehnten Parkplatz an der Vorderseite des Gebäudes. Harte entdeckte am Ende des Gebäudes einen unscheinbaren, moosbedeckten Wegweiser und als er darauf zeigte, erhöhte Jas die Geschwindigkeit wieder. Es stand lediglich »Lieferanten« darauf. Ausgezeichnet. Der gerade Abschnitt einer kleinen Straße, nicht länger als einhundert Meter, erstreckte sich über die Seite des Gebäudes zu einer abgezäunten Verladerampe hin.
    Jas fuhr durch den Eingang, drehte einen engen Kreis und preschte zurück zur Vorderseite des Gebäudes, wo er den anderen signalisierte, ihm zu folgen. Nach einer weiteren engen Volldrehung verschwand er wieder. Hollis trat auf das Gas, bremste dann fest und schlitterte hinter ihm um die Ecke. In kurzer Entfernung dahinter klammerten sich Webb und Stokes verzweifelt fest, als sich der Bus der Abbiegung näherte. Plötzlich schienen die umherwimmelnden Leichen die geringsten ihrer Sorgen darzustellen. Wie zum Teufel würde Driver den Bus um die Ecke und den schmalen Spalt zwischen der Seite des Gebäudes und dem Zaun steuern?
    »Verdammte Scheiße, du willst mit dem Ding da runter?«, wollte Webb wissen. Driver nickte überzeugt, blickte prüfend in die Spiegel und schwang den Bus gemächlich nach rechts, um den anderen auf dem Pfad zu folgen.
    »Wir werden das schon schaffen«, sagte er ruhig, als er das klobige Fahrzeug vorsichtig ein paar Fuß nach vorne schob und dann das Lenkrad hart bis zum Anschlag drehte. Er ließ sich Zeit. Da er ein Mann war, der sein Leben damit verbracht hatte, in Übereinstimmung mit Fahrplänen und Arbeitszeitordnungen zu fahren, war er nicht bereit dazu, nun damit anzufangen, sich für irgendjemanden oder irgendetwas zu beeilen. Ohne jeglicher Eile oder irgendwelchen sichtbaren Gefühlsregungen fuhr er fort, sich langsam vorwärts zu bewegen, reckte den Hals in die Höhe und stemmte sich vom Sitz hoch, um sicherzustellen, dass die äußerste vordere Kante des Busses nicht in den Zaun geriet. Er schien die ganzen anderen Behinderungen nicht zu bemerken – Stokes und Webb, die ohne Unterlass hinter ihm fluchten, den endlosen Leichenstrom, der auf den Rückteil des Busses prallte und dagegen zu hämmern begann sowie das Rasseln und Peitschen der Stacheldrahtbahnen, die auf beiden Seiten sowohl durch den hohen Zaun als auch aufgrund der Ziegelmauer abgeschabt wurden und zu Boden fielen. Viele der Leichen verfingen sich unverzüglich in den erbarmungslosen gewundenen Drahtspulen. Ihr Fleisch, das ohnehin bereits durch die Verwesung zerstört worden war, wurde von zahllosen nadelspitzen Metallstacheln zerfetzt und von ihren Knochen gerissen.
    Sobald Hollis den Ladeplatz erreicht hatte, beschrieb er mit dem Lastwagen eine Volldrehung. Während er dem Bus nun frontal gegenüber stand und darauf wartete, dass dieser seine kurze Fahrt beendete, machte er sich auf eine Horde unablässiger, neugieriger Leichen gefasst, die zweifellos dicht dahinter folgen würde.
    »Steig du aus«, ordnete er Lorna an. »Ich blockiere die Lücke.«
    Nachdem sie bereits bei vielen Gelegenheiten mit ihm gefahren war, wusste Lorna genau, was er plante. Sie ergriff ihre Waffe – einen Tischlerhammer –, sprang aus dem Laster und rannte über den Asphalt, wo sie rasch dem Bus auswich und sich zu Harte und Jas, die bereits vom Motorrad abgestiegen waren, gesellte. Hollis packte das Lenkrad, als der Bus an ihm vorbeidonnerte. In dem Augenblick, in dem er klare Sicht auf den Pfad hatte, preschte er vorwärts, raste über die schmale Gasse hinunter und vernichtete die paar erbärmlichen Hüllen, denen es auf irgendeine Weise gelungen war, dem Stacheldraht zu entrinnen und sich zu nähern. Er trat auf die Bremse, als er sich auf gleicher Höhe mit der Vorderseite des Gebäudes befand und die klebrigen Überreste der zerschmetterten Leichen rutschten durch den plötzlichen Halt zu Boden und

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