Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
meine.«
    »Hier ist genügend Platz«, sagte Harte, der sichtlich gereizt war. »Wenn diese faulen Mistkerle tatsächlich hier raus kommen würden und Risiken eingehen würden, wie wir es jede Woche tun, dann würde ich auf das, was sie brauchen, ein bisschen mehr Rücksicht nehmen. Bis es soweit ist, brauche ich Alkohol. Ich und Stokes haben eine Wette laufen; wir warten ab, wessen Leber zuerst verrottet.«
    »Er hat nicht ganz Unrecht«, sagte Lorna ruhig, während sie vorbeischlüpfte und die Lebensmittel, die sie mit sich trug, ablud.
    »Ich weiß«, räumte Hollis ein.
    »Da hinten sind Kleidung und Bettzeug«, sagte Jas, als er, die Arme mit Taschen beladen, in ihre Richtung stolperte. »Da drin gibt’s alles.«
    »Dann sollten wir uns alles holen«, schlug Stokes, der immer noch Abstand hielt, vor. »Und zwar schnell. Die Einwohner fangen an, Interesse zu zeigen.«
    »Was?«, fragte Lorna, die auf der Stelle besorgt war. »Wo?«
    Er nickte in Richtung des rückwärtigen Zauns und wies auf den Boden, wo etliche der hölzernen Bretter im Laufe der Zeit verrottet und zerbrochen waren. Lorna ging in die Hocke und blickte scharf hin. Er hatte Recht. Auf der gegenüberliegenden Seite des Zauns hatte sich ein Haufen spindeldürrer, schwankender Beine und ungeschickter toter Füße versammelt. Hollis hastete zum anderen Ende des Pfads, an dem er den Lastwagen zurückgelassen hatte. Im Freien vor dem Kaufhaus hatte sich ebenfalls eine wenig überraschend große Horde zusammengerottet.
    »Viele?«, wollte Stokes wissen, als er zu den anderen zurücklief.
    »Ausreichend«, antwortete er und griff nach weiteren Nahrungsmitteln. »Laden wir den Haufen da ein und dann nichts wie nach Hause.«

7
    Es war erst kurz nach drei Uhr am Nachmittag, doch es fühlte sich viel später an. Die Sonne begann langsam hinter den Horizont zu sinken und die Wohnungen mit nebeligem, aber für diese Jahreszeit unüblich warmem orangefarbenem Licht zu überfluten. Die unerwartete Helligkeit und Hitze reichten aus, um die Illusion eines trägen Augustnachmittags zu erzeugen und nicht die eines postapokalyptischen späten Oktobers.
    Die fieberhaften Aktivitäten, die früher am Tag vorgeherrscht hatten, waren nun zu scheinbarem Stillstand verlangsamt. Seit die Plünderer zurückgekommen waren, hatte sich die Gruppe im gesamten Gebäude zerstreut und jede der Personen hatte eine kleine Kostbarkeit mit sich genommen: Etwas Nahrung oder Getränke, sauberes Bettzeug, frische Kleidung ... Jas saß alleine in einem Winkel eines leeren Zimmers. Neben ihm lagen die Überreste der besten Mahlzeit, die er seit Tagen gegessen hatte, über dem schmutzigen Teppich verstreut. Es war kalter, verarbeiteter, hochgradig gezuckerter und nährstofffreier Mist gewesen, doch es war ihm egal. Es schmeckte gut und füllte seinen Magen und das, so entschied er, war alles, was zählte. Er konnte sich nicht daran erinnern, seit wann er sich das letzte Mal so satt gefühlt hatte.
    Das Zimmer war still und dunkel, nur ein paar schmale, hell leuchtende Lichtstreifen zwängten sich durch das einzige schmale Fenster, das direkt über seinem Kopf lag und beleuchteten die fleckige, abblätternde gemusterte Tapete. Das andere Fenster war bereits in Erwartung des geplanten Abrisses zugenagelt worden. Ungeachtet des Erscheinungsbildes mochte Jas die Abgeschiedenheit speziell dieser Wohnung und zog sich oft dorthin zurück. Eines Tages, so entschied er, würde er sich einen Ruck geben und ein paar Einrichtungsgegenstände hierher schleppen. Bis dorthin war er damit zufrieden, sich auf einer aufblasbaren Campingmatratze zu entspannen. Er gähnte, streckte sich und rieb seine Augen. Die Anstrengung am Morgen hatte ihn erschöpft. Es dauerte schon über sechs Wochen an und er fand es immer noch unmöglich, sich an dieses unstete Dasein zu gewöhnen. Das Leben verlief entweder im Schneckentempo oder raste in einer halsbrecherischen Geschwindigkeit dahin und es schien kein Zwischending zu geben.
    Um die Wahrheit zu sagen, zog er es vor, wenn die Dinge rasch geschahen. Es fiel ihm leichter, von einer Krise in die andere zu taumeln, als einsam in kalten, leeren Räumen wie diesem zu sitzen und nachzudenken. Denn er hatte entdeckt, dass Nachdenken unausweichlich Erinnern bedeutete und das schmerzte immer noch ebenso stark wie am ersten Tag. Er ließ die Hand in die Innentasche seiner Jacke gleiten und zog seine Geldbörse heraus, die er überallhin mit sich trug, obgleich er dafür keine

Weitere Kostenlose Bücher