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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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wusste schon, dachte er, ob er diese Person nicht vielleicht gekannt hatte? Möglicherweise war das hier alles, was von jemandem übrig geblieben war, mit dem er sich herumgetrieben hatte, oder ...?
    Die groteske Pattsituation wurde jäh beendet, als sich der Kadaver mit hoch erhobenen Händen auf Webb warf und nach seinem Gesicht kratzte. Er antwortete mit einem einzigen, gut gezielten Schwung mit der Metallstange gegen seine Kopfseite, der kräftig genug war, um die abscheuliche Gestalt auf die Knie zu werfen. Mit dem zweiten Schlag fügte er ihr noch mehr Schaden zu, der dritte und vierte fielen noch heftiger aus. Als Webb das fünfzehnte Mal zuschlug, war von ihrem Kopf wenig übrig geblieben, bis auf eine Masse aus blutigem Brei und zerschmetterten Schädel- und Kieferknochen. Er blickte sich atemlos und beklommen um, da er plötzlich befürchtete, dass es weiteren Leichen gelungen sein mochte, dieser einen über den Hügel hinauf zu folgen, doch da war nichts. Alles war frei.

9
    Sowohl Stokes als auch Webb waren am nächsten Morgen ungewöhnlich früh auf den Beinen.
    »Wohin zum Teufel geht ihr zwei?«, fragte Jas, als sie begannen, von den Wohnungen weg über den Hügel hinunter zu gehen. Er schirmte seine Augen gegen die frühe Morgensonne ab, die über den entfernt liegenden Ruinen der toten Stadt aufging. Immer, wenn die beiden so wie jetzt zusammen waren, war er nervös.
    »Therapie«, antwortete Stokes mit überraschend aufgeräumter Stimme. »Webb fühlt sich heute ein bisschen angespannt. Ich dachte mir, dass es ihm gut tun könnte, seinen Frust an ein paar von unseren Freunden da unten auszulassen.«
    Er ging weiter und zwang Jas dadurch dazu, ihnen hinterher zu brüllen, damit sie seine nächste Frage hören konnten.
    »Und was habt ihr da genau vor?«
    »Es stinkt immer noch dort drin«, sagte Stokes absichtlich unklar und hielt einen Plastikbeutel, der mit Nahrungsmitteln und Getränken prall gefüllt war, hoch. »Wir dachten uns, wir würden heute Morgen gerne draußen frühstücken.«
    »Neugieriger Mistkerl«, grollte Webb. Jas rief immer noch hinter ihnen her, doch sie kümmerten sich nicht um ihn, sondern gingen weiter den Hügel hinab.
    »Ach, mach dir über ihn keine Gedanken. Er will uns nur wissen lassen, dass er das Sagen hat. Er und Hollis sind wie zwei verdammte Glucken. Sie nörgeln mehr an mir herum, als es meine Alte je getan hat!«
    Webb feixte, als er seinen Baseballschläger herumschwang und die Schultern in Kampfbereitschaft lockerte. Stokes warf einen flüchtigen Blick zurück über die Schulter. Jas war verschwunden. Vielleicht war er zurück hinein gegangen, dachte er bei sich, um an den anderen herumzumeckern.
    Die ausgedehnte Anhöhe vor ihnen glich einer Anhäufung miteinander verbundener Bombenkrater. Vom am tiefsten gelegenen Wohnblock war fast nichts übrig geblieben und mit der Zeit war es den Leichen gelungen, sich über den Großteil des unebenen Landes, auf dem das Gebäude ursprünglich gestanden war, auszubreiten. Durch die plötzliche Apokalypse war die Arbeit am zweiten Gebäude mitten im Abriss angehalten worden. Ein Seitentrakt war beinahe zur Gänze dem Erdboden gleichgemacht, der andere auf ein fensterloses, skelettartiges Gerüst reduziert worden.
    Der von Müll übersäte Bereich war durch einen Maschendrahtzaun abgegrenzt worden, der ursprünglich zu dem Zweck errichtet worden war, Vandalen und andere Nichtsnutze fernzuhalten. Zwei große Bagger hatten herrenlos in der Nähe gestanden und als es der Gruppe erst einmal gelungen war, herauszufinden, wie man mit ihnen fuhr, hatten sich die kraftvollen Maschinen als nützlich dabei erwiesen, Tonnen von Schutt, Wagen und anderen Trümmern zu bewegen, um den häßlichen, aber effektiven Schutzwall zwischen den Ruinen der ersten beiden Gebäude zu errichten. Er mochte uneben und behelfsmäßig sein, doch er hatte bereits seit Wochen erfolgreich die Massen sich windenden toten Fleisches in Schach gehalten.
    Webb und Stokes erreichten die Umzäunung aus Maschendraht und kletterten durch ein großes Loch, das sie bei einem früheren Besuch gemacht hatten. Sie gingen gemeinsam in die Mitte des ausgedehnten Ödlandes, das von jeder Menge Beton, Bausteinen und gelegentlich sprießendem Unkraut gesprenkelt war. Sie benutzten diesen Bereich als eine Art Trainingsgelände. Es war der Ort, an dem Webb die Muskeln und der ältere Mann die Stimmbänder spielen lassen konnte. Webb wähnte sich als eine Art Kämpfer und

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