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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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hol die anderen«, keuchte er. »Hol Caron ...«
    Webb kauerte sich neben ihn hin. Was zum Teufel sollte er tun? Er streckte die Hand aus, hielt aber inne, bevor er ihn berührte. Stokes blickte ihn wieder mit vor Schmerz geweiteten Augen an und fiel dann schwer auf eine Seite. Er holte noch ein paar mühsame, gurgelnde Atemzüge, dann war er ruhig. Alles war still, ausgenommen der aufdringlichen Hülle eines Mannes, die knapp außer Reichweite im Staub umherkroch.
    »Stokes«, sagte Webb und kam so nahe wie möglich zu seinem Gesicht, ohne ihn berühren zu müssen, »Stokes, komm schon! Du darfst nicht ...«
    Er streckte wieder die Hand aus und zwang sich diesmal dazu, seine Schulter zu berühren und zu schüttelt, doch es kam keine Reaktion. Er konnte nicht tot sein. Das konnte er einfach nicht ...
    Der Kreatur hinter ihm gelang es, sich weit genug vorwärts zu schleppen, um mit ausgestreckten Fingern seinen Stiefel zu berühren. Webb drehte sich um, packte die Leiche an den Schultern und warf sie etliche Meter entfernt in den Staub, wo sie sich wieder auf die Brust zurückfallen ließ und sich erneut auf ihn zuschleppte. Er sah nicht einmal zu ihr hin, sondern konzentrierte sich stattdessen auf Stokes, der sich immer noch nicht bewegt hatte.
    Um Himmels willen , dachte Webb, dessen panische Angst zunahm, was habe ich getan? Es war ein Unfall. Es war seine Schuld. Wenn der verdammte Idiot nicht auf die Art an mich herangeschlichen hätte, dann wäre nie etwas geschehen. Die anderen werden das verstehen, oder? Sie werden einsehen, dass es ein Unfall war. Sie werden nicht denken, dass ich es mit Absicht getan habe, oder?
    Ein paar verzweifelte Sekunden lang wog er seine begrenzten Möglichkeiten ab; die Flucht ergreifen oder zurück nach drinnen gehen und sich den anderen stellen. So rasch er auch verschwinden wollte, ließ ihn doch ein einziger Blick auf die Tausenden Leichen, die sich immer noch rings um die Wohnungen versammelten, wissen, dass er niemals in einem Stück davonkommen würde. Hätte er fahren können, so hätten die Dinge anders ausgesehen, doch die Tatsache blieb, dass er es nicht konnte. Er saß hier fest.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte Hollis, als Webb in die Gemeinschaftswohnung platzte. Verfluchter Webb, warum beschlich ihn immer ein beklommenes Gefühl, wenn er ihn sah?
    »Sie haben ihn erwischt«, keuchte er.
    »Worüber redest du? Wer hat wen erwischt?«
    »Stokes. Sie haben ihn erwischt.«
    »Wer hat ihn erwischt?«, wiederholte er.
    »Die Leichen. Er ist tot.«

21
    »Ich gehe«, verkündete Harte. »Sie kommen wieder über die Absperrung. Scheiß drauf, ich gehe.«
    Seinen Worten wurde mit Schweigen begegnet, während die restlichen Überlebenden darüber nachdachten, was sie gehört hatten. Etliche der anderen waren bereits zur selben Entscheidung gekommen, doch keiner brachte den Mut auf, Farbe zu bekennen und es auszusprechen. Harte war auch nicht couragiert; er sprach aus Angst.
    »Bist du dir sicher, dass es keine andere Möglichkeit gibt?«, fragte Caron. Das Zimmer war dunkel und sie konnte nicht sehen, wie die anderen reagierten.
    »Ich werde mir anhören, was jeder andere zu sagen hat«, erwiderte Harte ängstlich, »aber ich sehe keinen anderen Ausweg. Um Himmels willen, Anita liegt tot da oben, Stokes liegt tot da unten und die Leichen klettern wieder über die Absperrung. Sag du mir, ob es eine bessere Alternative gibt.«
    Schweigen.
    »Wir könnten am Morgen nach unten gehen und sie wieder vertreiben«, schlug Jas vor. »Heute Nacht gehe ich da nicht raus.«
    »Und wie viele werden bis dahin da unten sein? Ich habe in den letzten paar Minuten ein halbes Dutzend von ihnen herüberkommen sehen. Bei der Geschwindigkeit sind es in einer Stunde beinahe hundert. Wenn die Sonne aufgeht, werden tausend von ihnen da sein.«
    Hollis stand auf und ging zum Fenster hinüber, an dem Harte stand. Er hatte Recht; im fahlen Mondlicht, das die Welt draußen erhellte, konnte er sehen, dass die Leichen einen weiteren Schwachpunkt in der zunehmend unwirksamer werdenden Absperrung gefunden hatten. Sie kletterten über die Rückseite eines weiteren Wagens wie Kakerlaken über einen schmutzigen Küchenboden.
    »Aber wie wird es irgendwo anders sein?«, fragte Gordon. Er saß in der äußersten Ecke des Raumes am Boden und hatte die Knie zur Brust hin angezogen. »Es wird nirgendwo anders besser sein, oder?«
    »Wird wohl nicht viel schlimmer sein«, murmelte Lorna.
    »Rechne nicht damit«,

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