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Herbstbringer (German Edition)

Herbstbringer (German Edition)

Titel: Herbstbringer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Björn Springorum
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Küchenbodens betrachtete, wurde ihr klar, dass sie noch nie zuvor rot geworden war.
    Sophie hatte tatsächlich recht gehabt mit ihrer Einschätzung: Zwischen ihr und Jake hatte es gewaltig gefunkt.
    »Ist das Wetter nicht wunderbar?«, fragte Jake, als sie das Haus betraten. Emily lächelte scheu.
    Sophie hingegen war weit von einem Lächeln entfernt. »Machst du Witze?« Sie funkelte ihn angriffslustig an. »Nur weil ihr beiden Wind, Regen und glitschiges Laub mögt, heißt das noch lange nicht, dass die ganze Welt das so sieht.«
    »Na komm, es ist immerhin Anfang September …«, erwiderte Jake besänftigend.
    »Du hast gut reden mit deinem verlängerten Sommerurlaub. Hier ist der Sommer schon lange vorbei! Und das Schlimmste daran ist, dass es aus irgendeinem Grund nur Woods End so früh erwischt hat. Ich habe heute mit Tante Lucy telefoniert. Sie wohnt im Norden und hat mir erzählt, dass sie immer noch zwanzig Grad und jede Menge grüne Bäume haben. Zwanzig Grad!«
    Sie warf einen missmutigen Blick in die graue Welt vor dem Küchenfenster, dann rückte sie mit einem großen Messer dem Kürbis zu Leibe, um ihre meteorologisch bedingten Aggressionen an ihm auszulassen.
    »Wo kommt dieser Kürbis eigentlich her?«, fragte Emily. »Ich dachte, die werden erst später geerntet?«
    Jake beeilte sich, Sophie mit seiner Antwort zuvorzukommen, um ein paar Worte mit ihr wechseln zu können. »Ein Bauer am Ortsrand hat wohl schon ein paar aus seinen Feldern gezogen. Andernfalls hätten wir eine große Zucchini aushöhlen müssen oder so.«
    Eine gute Stunde später begutachteten sie ihr Werk. Die Küche erinnerte dank der vereinten Anstrengungen an eine Kürbismetzgerei. Überall waren Fetzen orangefarbenen Fruchtfleischs und unzählige Kürbiskerne verteilt.
    »Sieht ein bisschen so aus wie ein verwirrter Hamster.« Kritisch musterte Jake das mühsam geschnitzte Kürbisgesicht. Zwei unterschiedlich große Augen blickten die drei beinahe vorwurfsvoll an.
    »Das ist nur, weil du ihm unbedingt eine Nase verpassen musstest. Die hat meine tollen Augen völlig ruiniert. Aber ich finde, er sieht ein bisschen so aus wie du, Jake. Findest du nicht, Emily?«
    »Ach, überhaupt nicht!«, erwiderte sie etwas schneller als nötig. Dann verstummte sie schlagartig. Sophies Lippen kräuselten sich wissend, und wieder wurde Emily rot.
    Wieso gab es nur so vieles, das sie einfach nicht verstand? Es war doch nur ehrlich, zuzugeben, dass der Kürbiskopf keinerlei Ähnlichkeit mit Jake hatte.
    Jake sah anders aus, war viel … ja, was war er denn eigentlich? Ihr fiel auf, dass sie gar nicht genau sagen konnte, was ihr so gut an ihm gefiel. Sie wusste nur, dass er sie mehr interessierte als je ein Mensch zuvor.
    Sie ertappte sich bei der Vorstellung, dass er dachte wie sie – ein Gedanke, der ihren Kopf schon wieder zum Glühen brachte. Und ihre bleiche Haut verstärkte diesen Effekt auch noch. Verdammt.
    Mit einem unsicheren Lächeln zündete Jake eine Kerze an und platzierte sie vorsichtig im Inneren des Kürbisses. Durch den flackernden Schein wirkte ihre mühsam erschaffene Kreation sogar ein bisschen atmosphärisch.
    »Jetzt sieht er fast aus wie in Nightmare Before Christmas «, sagte Jake und nickte befriedigt.
    »Wie in was?« Emily blickte Jake fragend an.
    »Jetzt sag bloß, du kennst Nightmare Before Christmas nicht! Jack Skellington … die Halloweenwelt … der Nikograus?«
    Emily schüttelte den Kopf. »Ich kenne so gut wie keine Filme.«
    »Na, dann machen wir heute den Anfang«, sagte er lächelnd. »Und den Rest können wir ja bei Gelegenheit nachholen.«
    Sophie hatte belustigt zugehört. »Ja, aber wenn ihr nicht sofort mit dem Turteln aufhört, kommen wir noch zu spät!«

    »Hier, halt mal!« Mit Schwung verfrachtete Sophie eine übergroße Portion Popcorn in Emilys Arme und stürmte in Richtung Toilette. Mitten im Film aufzustehen und möglicherweise eine besonders schaurige Stelle zu verpassen, kam für sie nicht infrage.
    Nur mit Glück hatten sie noch drei Plätze nebeneinander ergattern können – halb Woods End hatte sich zu der Horrornacht versammelt. Immer wieder entdeckte Emily auch Mitschüler im Getümmel vor dem Saal, hier und da wurde unmissverständlich in ihre und Jakes Richtung gedeutet und getuschelt.
    Gegrüßt wurde sie von niemandem.
    Jake störte dies nicht im Geringsten. Er hatte längst nur noch Augen für Emily. Er betrachtete sie immer dann verstohlen, wenn sie anscheinend gerade in eine

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