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Herbstfeuer

Herbstfeuer

Titel: Herbstfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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leisten.“
    „Ich habe Sie nur geküsst“, widersprach er, als würde sie den Zwischenfall überbewerten.
    „Gegen meinen Willen“, betonte Lillian. Sie setzte eine Miene verletzter Würde auf. „Vielleicht gibt es Frauen, die Ihre romantische Annäherung begrüßen würden, aber zu denen gehöre ich nicht. Und ich bin nicht daran gewöhnt, gepackt und zu einem Kuss gezwungen zu werden, den ich nicht will…“
    „Sie haben mitgemacht“, gab Westcliff zurück.
    „Das habe ich nicht!“
    „Sie …“ Westcliff schien zu erkennen, dass das ein sinnloser Streit war, unterbrach sich und fluchte.
    „Aber“, fuhr Lillian in süßlichem Ton fort. „Ich könnte mich bereitfinden, Ihnen zu vergeben und alles zu vergessen. Wenn …“ Sehr bewusst legte sie eine Pause ein.
    „Wenn?“, fragte er finster.
    „Wenn Sie eine Kleinigkeit für mich tun würden.“
    „Und die wäre?“
    „Sie müssten nur Ihre Mutter bitten, meine Schwester und mich in der kommenden Saison zu unterstützen.“
    Er warf ihr einen wenig schmeichelhaften Blick zu, als wäre die Vorstellung allein komplett verrückt. „Nein.“
    „Sie könnte uns außerdem ein wenig in der britischen Etikette unterrichten …“
    „Nein!“
    „Wir brauchen einen Fürsprecher“, beharrte Lillian. „Sonst werden meine Schwester und ich in der Gesellschaft nicht anerkannt. Die Countess ist eine Frau von Einfluss und sehr angesehen, und ihre Unterstützung würde unseren Erfolg garantieren. Gewiss finden Sie eine Möglichkeit, sie davon zu überzeugen, mir zu helfen …“
    „Miss Bowman“, unterbrach sie Westcliff kühl. „Nicht einmal Königin Victoria höchstpersönlich könnte zwei Rangen wie Sie und Ihre Schwester auf den Pfad der Tugend geleiten. Das ist unmöglich. Und Ihrem Vater einen Gefallen zu tun ist nicht Grund genug für mich, meine Mutter dieser Hölle auszusetzen, die Sie ihr zweifellos bereiten können.“
    „Ich dachte mir, dass Sie das sagen würden.“ Lillian fragte sich, ob sie es wagen sollte, ihren Instinkten zu folgen und ein großes Risiko auf sich zu nehmen. Ob es wohl die Möglichkeit gab, dass sie – trotz des gescheiterten Parfümexperiments an diesem Abend – noch immer fähig war, ihren Zauber auf Westcliff auszuüben? Wenn nicht, so würde sie eine komplette Närrin aus sich machen. Sie holte tief Luft und trat näher zu ihm. „Nun gut – Sie lassen mir keine andere Wahl. Wenn Sie nicht einverstanden sind, mir zu helfen, Westcliff, werde ich überall herumerzählen, was heute Nachmittag passiert ist. Ich wage zu behaupten, dass die Leute es sehr komisch finden, dass der so von sich selbst überzeugte Lord Westcliff sein Verlangen nach einem eingebildeten amerikanischen Mädchen mit abstoßenden Manieren nicht beherrschen kann. Und Sie werden das nicht leugnen können – denn Sie sagen immer die Wahrheit.“
    Westcliff zog eine Braue hoch und bedachte sie mit einem Blick, der sie um ein Haar auf der Stelle vernichtet hätte. „Sie überschätzen Ihre Attraktivität, Miss Bowman.“
    „Tatsächlich? Dann beweisen Sie es.“
    Gewiss hatten die Feudalherren in Westcliffs langer Ahnenreihe genau denselben Gesichtsausdruck gezeigt, wenn sie ihre rebellischen Bauern disziplinierten. „Wie?“
    Selbst jetzt, da sie bereit war, jede Vorsicht außer Acht zu lassen, musste Lillian schlucken, ehe sie weitersprach.
    „Legen Sie den Arm um mich“, verlangte sie, „wie Sie es vorhin getan haben. Und dann werden wir sehen, ob es Ihnen diesmal besser gelingt, sich zu beherrschen.“
    Seine verächtliche Miene sagte ihr deutlich, wie überspannt er ihre Forderung fand. „Miss Bowman, wie es scheint, muss ich deutlicher werden. Ich begehre Sie nicht. Dieser Nachmittag war ein Fehler. Ein Fehler, der sich nicht wiederholen wird. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, ich habe Gäste, um die …“
    „Feigling.“
    Westcliff hatte gerade begonnen, sich abzuwenden, aber dieses Wort veranlasste ihn, sich zornig wieder zu ihr umzudrehen. Lillian vermutete, dass ihm so ein Vorwurf bisher nur selten, wenn überhaupt jemals, entgegengeschleudert worden war.
    „Was haben Sie gesagt?“
    Sie musste all ihre Kraft aufbringen, um seinem kalten Blick standzuhalten. „Offensichtlich haben Sie Angst, mich zu berühren. Sie haben Angst, sich eventuell nicht beherrschen zu können.“
    Ohne sie anzusehen, schüttelte der Earl den Kopf, als meinte er, sie missverstanden zu haben. Sobald er sie wieder ansah, war sein

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