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Herbstfeuer

Herbstfeuer

Titel: Herbstfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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sich auf die Armlehne ihres Stuhls und betrachtete nachdenklich den Morgennebel in der Ferne.
    „Ich verstehe das nicht – warum wirkt das Parfüm nur auf Mr. Hunt und Lord Westcliff? Und warum wirkt es nicht auf den Earl, wenn ich es trage, aber wenn du es auflegst …“
    „Vielleicht ist das die Magie“, vermutete Evie. „Dass es dir h-hilft, deine wahre Liebe zu finden.“
    „Papperlapapp“, meinte Lillian, verärgert bei der Vorstellung. „Westcliff ist nicht meine wahre Liebe! Er ist aufgeblasen und überheblich, und ich habe noch kein einziges vernünftiges Gespräch mit ihm geführt! Und jede Frau, die das Unglück hat, ihn zu heiraten, wird hier in Hampshire verrotten und ihm über alles Rechnung ablegen müssen, was sie tut. Nein, vielen Dank.“
    „Lord Westcliff ist nicht gerade ein Landedelmann, der sich dem Müßiggang hingibt“, widersprach Annabelle. „Er hält sich oft in seinem Londoner Haus auf, außerdem wird er überall eingeladen. Und was seine Überheblichkeit angeht – da kann ich wohl kaum widersprechen. Ich kann nur sagen, dass er, wenn man ihn erst besser kennt und er etwas offener wird, sehr einnehmend sein kann.“
    Lillian schüttelte den Kopf und setzte eine eigensinnige Miene auf. „Wenn er der einzige Mann ist, den dieses Parfüm anzieht, dann werde ich es nicht mehr tragen.“
    „Aber nein, mach das nicht!“ Annabelle zwinkerte ihr verschwörerisch zu. „Ich dachte, du würdest ihn gern weiterhin quälen.“
    „Ja, trage es“, drängte Daisy. „Wir haben keinen Beweis dafür, dass der Earl der einzige Mann ist, der durch dein Parfüm verführt wird.“
    Lillian blickte hinüber zu Evie, die kaum wahrnehmbar lächelte. „Soll ich?“, fragte sie, und Evie nickte. „Na gut“, sagte Lillian. „Wenn auch nur die geringste Chance besteht, Lord Westcliff zu quälen, dann würde ich sie mir ungern entgehen lassen.“ Sie holte aus der Tasche ihres Reitkleides den Flakon. „Möchte irgendjemand es noch einmal versuchen?“
    Annabelle wirkte entsetzt. „Nein. Bring es weit, weit weg von mir.“
    Die anderen beiden hatten bereits ihre Hände ausgestreckt. Lillian lächelte und reichte den Flakon Daisy, die ein paar Tropfen auf ihre Handgelenke träufelte und sich hinter die Ohren tupfte. „So“, sagte sie zufrieden. „Das ist zweimal so viel, wie ich letzte Nacht benutzt habe. Sollte meine große Liebe sich im Umkreis von einer Meile aufhalten, so wird er zu mir eilen.“
    Evie nahm den Flakon und tupfte sich etwas auf den Hals. „Auch wenn es n-nicht funktioniert“, bemerkte sie, „so ist es doch ein schöner Duft.“
    Lillian schob den Flakon zurück in die Tasche und stand auf. Sie strich den weiten schokoladenbraunen Rock ihres Reitkleides glatt, dessen längere Seite sie hochgeknöpft hatte, sodass der Saum beim Gehen überall gleich lang war.
    Zu Pferde aber würde der Rock sich elegant über die Flanke des Tieres ausbreiten und ihre Beine bedecken, wie es sich gehörte. Das Haar trug sie geflochten und im Nacken zusammengesteckt, mit einem kleinen federgeschmückten Hut. „Es ist an der Zeit, dass die Reiter sich bei den Stallungen versammeln.“ Sie hob die Brauen. „Geht von euch niemand mit?“
    Annabelle warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Nicht nach der letzten Nacht.“
    „Ich reite nicht gut“, entschuldigte sich Evie.
    „Lillian und ich auch nicht“, meinte Daisy und sah ihre Schwester an.
    „Ich reite sehr gut!“, widersprach Lillian. „Du weißt genau, dass ich ebenso gut reite wie jeder Mann.“
    „Nur, wenn du tatsächlich wie ein Mann reiten kannst“, gab Daisy zurück. Als sie sah, dass diese Bemerkung Annabelle und auch Evie verwirrte, erklärte sie sie. „Zu Hause in New York reiten Lillian und ich meist im Herrensitz. Das ist weniger gefährlich und weitaus bequemer. Unsere Eltern haben nichts dagegen, solange wir uns auf unserem eigenen Grund und Boden befinden und unter unseren Röcken knöchellange Hosen tragen. Bei den wenigen Gelegenheiten, da wir in Gesellschaft von Männern reiten, sitzen wir im Damensattel – aber darin ist keine von uns besonders geübt. Im Herrensitz ist Lillian eine vorzügliche Springreiterin. Soweit ich weiß, hat sie allerdings noch nie versucht, im Damensattel zu springen. Das Gleichgewicht ist völlig anders, und man benutzt auch ganz andere Muskeln, und dieser Hindernisparcours in Stony Cross Park …“
    „Sei still, Daisy“, meinte Lillian.
    „… scheint sehr anspruchsvoll zu

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