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Herbstfeuer

Herbstfeuer

Titel: Herbstfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Tochter verzeihen, einen Mann von niederer Herkunft geheiratet zu haben. Alines Gemahl McKenna hatte einst in ihrem Dienst gestanden und für die Familie als Stalljunge gearbeitet. Mit noch nicht einmal zwanzig Jahren war er nach Amerika gegangen, um sein Glück zu machen, und als reicher Industrieller nach England zurückgekehrt. In den Augen der Countess jedoch würde McKennas Erfolg niemals seine gewöhnliche Herkunft ausgleichen, und daher hatte sie sich gegen die Verbindung zwischen McKenna und ihrer Tochter heftig gewehrt. Dass Aline offensichtlich glücklich war, bedeutete der Countess nichts, die Heuchelei zu einer Kunstform erhoben hatte. Hätte Aline mit McKenna nur eine Affäre gehabt, die Countess hätte nichts dagegen gesagt. Doch eine Ehe mit ihm stellte einen unverzeihlichen Affront dar.
    „Ich dachte, Sie wollten sofort erfahren, was darin steht“, fuhr Marcus fort und trat näher, um ihr den Brief zu geben.
    Er sah, wie sich die Züge seiner Mutter verhärteten. Reglos ruhten ihre Hände in ihrem Schoß, ihre Augen waren kühl vor Missbilligung. Es bereitete Marcus ein wenig Vergnügen, sie zwingen zu müssen, einer Tatsache ins Auge zu sehen, die sie so offensichtlich nicht zur Kenntnis nehmen wollte.
    „Warum berichten Sie mir die Neuigkeiten nicht einfach?“, schlug sie vor. „Bestimmt werden Sie nicht eher gehen, bis Sie das getan haben.“
    „Na schön.“ Marcus schob den Brief zurück in seine Tasche. „Ich gratuliere Ihnen, Mylady. Sie sind Großmutter geworden. Lady Aline hat einem gesunden Jungen das Leben geschenkt. Sein Name ist John McKenna Junior.“ Er gestattete sich einen leichten Hauch von Sarkasmus, als er fortfuhr: „Gewiss freut es Sie zu hören, dass es Ihrer Tochter und dem Baby gut geht.“
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Marcus, wie die Bowman-Schwestern einander verwundert ansahen und sich fragten, was der Grund für die plötzlich so feindselige Atmosphäre war.
    „Wie schön, dass unser früherer Stalljunge von meiner ältesten Tochter einen Stammhalter bekommen hat“, bemerkte die Countess beißend. „Ich bin sicher, es wird das erste von vielen Bälgern sein. Bedauerlich, dass es noch immer keinen Erben für den Titel gibt – was, wie ich glaube, Ihrer Verantwortung obliegt. Kommen Sie zu mir mit der Nachricht Ihrer bevorstehenden Heirat mit einer Braut aus guter Familie, Westcliff, und ich werde zufrieden sein. Bis dahin sehe ich keinen Anlass für Glückwünsche.“
    Obwohl er bei der hartherzigen Reaktion seiner Mutter auf die Nachricht von Alines Kind und ihre empörende Bemerkung über den Erben keine Reaktion zeigte, fiel es Marcus schwer, eine heftige Bemerkung zu unterdrücken.
    Dabei spürte er Lillians Blick auf sich ruhen.
    Sie sah ihn spöttisch an, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Marcus zog eine Braue hoch und fragte leicht ironisch: „Amüsiert Sie etwas, Miss Bowman?“
    „Ja“, erwiderte sie. „Ich dachte gerade, wie erstaunlich es ist, dass Sie nicht sofort hinausgestürmt sind, um das erste Bauernmädchen zu heiraten, das Sie finden könnten.“
    „Welche Impertinenz!“, rief die Countess.
    Marcus lächelte, und das beklemmende Gefühl in seiner Brust ließ nach. „Meinen Sie, das sollte ich tun?“, fragte er ernsthaft, als wäre dieser Vorschlag eine Überlegung wert.
    „O ja“, versicherte Lillian ihm mit einem boshaften Glitzern in den Augen. „Die Marsdens könnten etwas frisches Blut gebrauchen. In meinen Augen scheint die Familie etwas überzüchtet.“
    „Überzüchtet?“, wiederholte Marcus und wünschte sich nichts sehnlicher, als zu ihr zu gehen und sie irgendwohin tragen zu können. „Wie kommen Sie zu dieser Ansicht, Miss Bowman?“
    „Oh, ich weiß nicht …“, erwiderte sie langsam. „Vielleicht, weil Sie sich so sehr an die weltbewegende Frage klammern, ob man seinen Pudding mit dem Löffel oder der Gabel essen sollte.“
    „Gute Manieren sind nicht die einzige Besonderheit der Aristokratie, Miss Bowman.“ Selbst in seinen eigenen Ohren klang Marcus ein wenig hochnäsig.
    „Meiner Meinung nach, Mylord, ist die intensive Beschäftigung mit Manieren und Ritualen ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand zu viel Zeit hat.“
    Marcus lächelte über ihre Hartnäckigkeit. „Ein wenig aufrührerisch, aber vernünftig“, meinte er. „Ich bin nicht sicher, ob ich nicht doch mit Ihnen übereinstimme.“
    „Sie sollten sie nicht noch ermutigen, Westcliff“, warnte ihn die Countess.
    „Nun, ich werde Sie

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