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Herbstfeuer

Herbstfeuer

Titel: Herbstfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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ändern?“
    „Das kann sie nicht.“
    „Du tust ihr unrecht, wenn du davon ausgehst, dass sie sich nicht anpassen kann. Sollte man ihr nicht die Chance geben, es zu versuchen?“
    „Verdammt, Hunt, du musst jetzt nicht des Teufels Advokaten spielen.“
    „Du hast auf blinde Zustimmung gehofft?“, fragte Hunt spöttisch. „Dann hättest du vielleicht jemanden aus deiner eigenen Klasse um Rat fragen sollen.“
    „Das hat nichts mit der Klassenzugehörigkeit zu tun“, fuhr Marcus ihn an, denn es ärgerte ihn, dass seine Vorbehalte Lillian gegenüber auf reinem Snobismus beruhen sollten.
    „Nein“, stimmte Hunt gelassen zu und erhob sich von dem Schreibtisch. „Dieser Wortwechsel ist sinnlos. Ich denke, es gibt einen anderen Grund, warum du beschlossen hast, nicht um sie zu werben. Etwas, das du mir gegenüber nicht zugeben willst, vielleicht nicht einmal dir selbst gegenüber.“ Er ging zur Tür, dann drehte er sich zu Marcus um. „Während du darüber nachdenkst, solltest du dir allerdings darüber im Klaren sein, dass St. Vincents Interesse an ihr keineswegs nur vorübergehender Natur ist.“
    Sofort war Marcus’ Aufmerksamkeit erregt. „Unsinn. Außerhalb des Schlafzimmers hat St. Vincent sich noch nie für eine Frau interessiert.“
    „Das mag sein, aber erst kürzlich erfuhr ich aus zuverlässiger Quelle, dass sein Vater alles verkauft, was nicht niet- und nagelfest ist. Jahre der Verschwendung und leichtsinniger Investitionen haben die Schatullen der Familie geleert – und St. Vincent wird bald seine jährliche Zuwendung verlieren. Er braucht Geld. Und dass die Bowmans einen adligen Schwiegersohn suchen, wird ihm kaum entgangen sein.“ Hunt gestattete sich, eine Pause einzulegen, ehe er hinzufügte: „Ob Miss Bowman nun die passende Ehefrau für einen Adligen sein mag oder nicht, es ist gut möglich, dass sie St. Vincent heiratet. Und sollte das der Fall sein, wird er irgendwann den Titel erben, sodass aus ihr eine Duchess wird. Zu ihrem Glück scheint St. Vincent nicht zu befürchten, sie könnte für eine solche Stellung ungeeignet sein.“
    Zornig und verblüfft zugleich starrte Marcus ihn an. „Ich werde mit Bowman sprechen“, stieß er hervor. „Wenn ich ihm erst einmal über St. Vincents Vergangenheit berichtet habe, wird er dieser Werbimg ein Ende setzen.“
    „Wenn du meinst, dass er dir zuhört… Ich denke, er wird es nicht tun. Ein Duke als Schwiegersohn ist, selbst wenn er mittellos ist, kein schlechter Fang für einen Seifenfabrikanten aus New York.“

16. KAPITEL
    Für jeden, den es interessierte, dürfte es während der nächsten zwei Wochen, die die Gäste auf Stony Cross Park verbrachten, offensichtlich gewesen sein, dass Lord Westcliff und Miss Lillian Bowman sich nach Kräften bemühten, die Gegenwart des jeweils anderen zu meiden. Ebenso offensichtlich war es, dass sich Lord St. Vincent immer häufiger in Miss Bowmans Nähe aufhielt, beim Tanzen, beim Picknick und den Zusammenkünften am Wasser, die die schönen Herbsttage in Hampshire so angenehm machten.
    Lillian und Daisy verbrachten mehrere Vormittage in der Gesellschaft der Countess of Westcliff, die sie belehrte, anwies und vergeblich versuchte, ihnen die Sichtweise der Aristokratie nahezubringen. Aristokraten waren niemals enthusiastisch, sondern zeigten bestenfalls höfliches Interesse. Und sie verwendeten die Formulierung: „Wären Sie wohl so freundlich …“ statt der direkten Bitte: „Würden Sie …?“ Außerdem war es absolut obligatorisch für eine Dame der Aristokratie, niemals deutlich auszusprechen, was sie meinte, sondern stets nur anzudeuten.
    Falls die Countess eine d es mit Sicherheit Daisy, die die Regeln aristokratischen Benehmens weitaus besser zu verinnerlichen schien. Lillian andererseits bemühte sich kaum, zu verbergen, wie sehr sie soziale Regeln verachtete, die ihrer Meinung nach sinnlos waren. Warum war es wichtig, ob man die Flasche mit dem Portwein über den Tisch schob oder sie jemandem in die Hand drückte, solange sie nur ihr Ziel erreichte? Warum durften so viele Themen nicht angesprochen werden, wenn doch andere, die sie überhaupt nicht interessierten, immer wieder zur Sprache kamen? Warum war es besser, langsam zu gehen als schnell, und warum musste eine Dame die Ansichten eines Herrn wiederholen, statt ihre eigenen zu äußern?
    Die Gesellschaft von Lord St. Vincent erleichterte sie, denn ihn schienen weder ihre Manieren zu interessieren noch die Art, wie sie

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