Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)
zu wissen.“
„Du mieses Dreckschwein!“
„Wer von uns beiden versucht denn hier ständig, mir eine Klinge durchs Herz zu jagen?“
„Du verdienst es!“
„Und warum, bitteschön?“
„Weil du Celvin Morgan umgebracht hast!“
„Nein, das habe ich nicht“, widersprach Bomer, denn der Name sagte ihm nicht das Geringste. Sein Gegenüber schnaubte abwertend, was ihn aus einem unerfindlichen Grund auf einmal störte. Er ließ ihn los und hockte sich neben ihn, zog dabei seinen Kaminhaken näher zu sich. „Ich kenne die Namen von allen Männern und Frauen, die ich getötet habe. Celvin Morgan gehört nicht dazu.“
„Lügner.“
„Ich habe es nicht nötig, zu lügen.“ Bomer erhob sich. „Ganz im Gegensatz zu dir, mein Freund.“ Er packte den Kerl am Kragen, zerrte ihn auf die Füße und schob ihn mit dem Gesicht voran an die Wand, wo er ihm die Arme auf den Rücken drehte. „Und du wirst heute Nacht nicht im warmen und gemütlichen Schlafzimmer übernachten, sondern draußen im Schuppen!“
Nach den Worten schlug er seinen Gast k.o., warf ihn sich über die Schulter und machte sich auf den Weg nach unten. Er war stinkwütend und enttäuscht, was Bomer noch mehr ärgerte, als der Angriff, der früher oder später hatte kommen müssen. Aber wenigstens war er endlich ein wenig schlauer. Er würde herausfinden, wer Celvin Morgan war, doch das hatte bis morgen Zeit.
Bomer verfrachtete seinen Gefangenen in den kleinen Schuppen und fesselte ihn an Hand- und Fußgelenken, um jeden Fluchtversuch von vornherein zu unterbinden. Danach ging er sich anziehen und brachte eine Decke zu seinem Gast, da er nicht wollte, dass der Mistkerl über Nacht erfror. Anschließend verzog er sich ins Bett, auch wenn ihm bewusst war, dass er in den nächsten Stunden kein Auge zumachen würde.
Um Mitternacht gab er frustriert auf. Sich selbst aufs Übelste verfluchend, rannte Bomer aus dem Haus und knipste die Taschenlampe an, bevor er die Tür öffnete, um in den engen Schuppen zu leuchten. Er war auf einen Angriff gefasst, der nicht kam. Es wäre ihm allerdings lieber gewesen, denn der Anblick, der sich ihm bot, war mit Worten schwer zu beschreiben.
„Verdammter Mist“, murrte er und legte die Lampe auf das Regal neben der Tür, damit er seine Hände frei hatte, um seinen vor Angst zitternden Angreifer von den Fußfesseln zu befreien. Die Handschellen würden jedoch bleiben, wo sie waren. „Wie kann ein Mann wie du Schiss vor Spinnen und Käfern haben?“, zischte er und schob mit den Füßen die vielen zertretenen Tierkörper beiseite, welche um die Decke herum verteilt auf dem dreckigen Boden lagen. „Es sind bloß Insekten.“
„Arschloch!“
Diese Beleidigung hatte er verdient. Bomer war sogar erleichtert darüber, denn das ausgesprochene Wort wies darauf hin, dass sich der Schock seines Gastes offenbar in Grenzen hielt.
„Zitterst du aus Panik oder vor Kälte?“
„Fick dich!“
Bomer packte ihn am Kragen. „Antworte mir, Kleiner, sonst bleibst du den Rest der Nacht hier!“
„Beides.“
Damit konnte er leben und würde es garantiert nicht weiter kommentieren. Das Ganze war dem Mann auch so schon peinlich genug, was sein Gesichtsausdruck verriet.
„Steh' auf und geh' vor. Ins Schlafzimmer.“
„Ich bringe dich um.“
„Ja, ja“, wehrte Bomer seufzend ab. „Aber bitte nicht mehr heute Nacht. Ich brauche meinen Schlaf.“
-6-
Das restliche Wochenende sprachen sie nur, wenn es notwendig war. Bomer erlaubte seinem Gefangenen am nächsten Morgen wieder zu duschen, damit er den Dreck vom Schuppen wegwaschen konnte, schickte Adrian am Sonntagabend die versprochene Nachricht aufs Handy und ging danach schlafen.
Er war Montagmorgen mit Max im Büro verabredet, und als Bomer um Punkt sechs Uhr aufstand, schlief sein Gast noch. Allerdings recht unruhig und er schien selbst im Schlaf und trotz der zweiten Decke, die er ihm letzte Nacht gegeben hatte, zu frieren. Bomer drehte die Heizung ein bisschen höher und stellte einen Teller Obst und eine kleine Plastikflasche mit Wasser auf den Boden, zu dem Schlafenden, bevor er sich auf den Weg machte, um mit Max den Arbeitsplan der Woche zu besprechen.
Das war schnell erledigt, und weil er keine Lust hatte, sich schon wieder mit seinem störrischen Einbrecher zu beschäftigen, entschied Bomer, entgegen seiner üblichen Vorgehensweise, in 'Carol's Diner' frühstücken zu gehen.
Er mochte die alte Dame ganz gerne, die den Laden in
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