Herbstwind (Beachrats: Teil 2) (German Edition)
persönlich werde, okay?«
Er nickte.
»Ich weiß, dass du und Sam miteinander ausgeht. Aber wohnt ihr auch zusammen?«
Fred lachte.
»Das wissen wir selbst nicht.«
»Oh.«
Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet.
»Wir haben noch immer getrennte Wohnungen, aber wir verbringen mehr Nächte gemeinsam als getrennt.«
»Verstehe.«
Sam und Chad kamen zurück zu unserem kleinen Camp. Sam beugte sich nach unten und gab Fred einen Kuss.
»Habt ihr etwas entdeckt?«, fragte Fred.
»Wir haben nichts entdeckt, aber die Mücken haben mich entdeckt«, sagte Chad.
»Dann bist du so wie ich«, sagte ich.
»Was meinst du?«
»Wenn irgendwo in diesem Park eine Mücke ist, wird sie mich finden. Ich habe eine Medikament, das das Ungeziefer von mir fern hält. Möchtest du was davon?«
»Oh ja, büüüüdde«, antwortete er.
Chad, du bist so schwul , dachte ich, als ich aufstand, um das Medikament zu holen.
Als ich zurück kam, hatten Rick und die Jungs schon das Essen auf dem Tisch. Wir fingen alle an zu essen, außer Chad. Er saß reglos da und starrte ins Leere. Ich konnte sehen, dass er Tränen in den Augen hatte, konnte mir aber nicht erklären, warum.
»Chad?«, fragte Rick, bekam aber keine Antwort. »Hey, Kumpel, alles okay?«, fragte er noch einmal und stupste ihn leicht an.
Alle hörten auf zu essen und sahen Chad an.
»Ich bin noch nie mit Menschen wie euch zusammen gewesen«, sagte er nach einer Weile.
»Machen wir dich traurig?«, fragte Rick.
»Nein, Rick. Ihr macht mich unglaublich glücklich. Ich weiß, dass ich anders bin als ihr - ich war es mein ganzes Leben. Aber ich habe hier zum ersten Mal das Gefühl, dass ich dazu gehöre.«
»Natürlich gehörst du hier dazu«, sagte Alex. »Du bist unser Bruder, Arschloch.«
Chad grinste.
»So etwas hat noch nie jemand zu mir gesagt, ohne mich verletzten zu wollen.«
»Niemand hier wird dir wehtun. Jetzt fang endlich an zu essen, bevor Rick dir dein Steak vom Teller klaut.«
Ein Blatt Salat flog plötzlich durch die Luft und traf Alex direkt im Gesicht. Es blieb sogar an ihm kleben. Alex wischte es sich dramatisch vom Gesicht und stopfte es sich in den Mund. Wir alle lachten, Chad am lautesten.
Nach dem Essen setzten wir uns alle ans Lagerfeuer. Es war Ende September, also war ein Feuer nicht wirklich notwendig. Die Scouts unter uns stellten aber klar, dass man ohne Lagerfeuer einfach nicht campen kann. Es war ziemlich warm, also zogen sich alle außer Chad die T-Shirts aus. Wir plauderten und scherzten miteinander. Alex setzte sich aufrecht hin, damit sich David zwischen seine Beine setzen konnte. Er zog ihn an sich, sodass David mit dem Rücken an Alex‘ Brust lehnte. Chad beobachtete die Szene interessiert. Ihnen wurde aber schnell zu warm und sie setzten sich wieder nebeneinander.
»Ich wünschte, ich hätte einen Freund«, sagte er leise.
»Hattest du schon mal einen?«, wollte Sam wissen.
»Nein, ich hab schon kaum normale Freunde.«
»Du wirst einen finden«, sagte Alex. »Du fühlst dich einsam, oder? So habe ich mich jedenfalls gefühlt, bevor ich David kennengelernt hatte.«
»Einsam ist eine Untertreibung. Aber selbst wenn ich einen Freund hätte, wüsste ich nicht, was ich mit ihm anstellen sollte.«
»Du sprichst von Sex?«, fragte David.
Chad wurde rot und senkte den Blick.
Alex wollte etwas sagen, aber David schüttelte mit dem Kopf. Also sagte er nichts. Eine ganze Zeit lang schwiegen wir alle. Es war dann aber trotzdem Alex, der das Thema wechselte und fragte, ob wir am nächsten Tag Kanus oder Pferde mieten würden. Wir unterhielten uns eine Weile über andere Themen, bis sich die Jungs in ihr Zeit zurückzogen. Es war erst 22 Uhr, also blieb der Rest von uns noch auf. Während wir plauderten, konnten wir hören, dass auch die Jungs noch miteinander sprachen und oft kicherten.
»Ich wette, sie reden über Sex«, sagte Fred.
»Ich hoffe es«, sagte Sam. »Ich möchte nicht derjenige sein, der diese Unterhaltung mit ihm führen muss.«
»Das kann ich verstehen«, sagte Fred und sah Rick und mich an. »Redet ihr mit David und Alex darüber?«
»Nicht regelmäßig«, antwortete ich. »Aber wir hatten schon die eine oder andere Unterhaltung mit ihnen. Wir haben ihnen gesagt, dass keine Fragen zu dem Thema tabu sind.«
Wieder hörten wir ein Kichern aus dem Zelt.
»Sie waren so nett zu Chad«, sagte Sam. »Er hält sie für Helden oder so etwas. Natürlich sind sie das, aber davon weiß er nichts. Sie sind seine
Weitere Kostenlose Bücher