Herbstwind (Beachrats: Teil 2) (German Edition)
etwas essen oder trinken?«
»Ich bin ziemlich hungrig, aber ich kann warten.«
»Möchtest du runter in den Coffeeshop gehen? Um diese Zeit trinke ich dort normalerweise immer eine Tasse Kaffee. Du kannst dort auch was essen.«
»Das ist eine gute Idee.«
Wir nahmen den Fahrstuhl nach unten und bestellten am Tresen. Alex konnte sich zwischen zwei Kuchensorten nicht entscheiden, also bestellte er von jedem ein Stück. Dazu nahm er eine Tasse Kaffee mit Milch und Zucker. Ich bestellte einen schwarzen Kaffee. Wir bezahlten und nahmen unsere Bestellung mit auf die Terrasse. Es war ein wundervoller Tag und es herrschte kaum Wind.
»Was beschäftigt dich?«, fragte ich, nachdem wir uns gesetzt hatten.
»Etwas, das Chad am Sonntag gesagt hat. Und ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich muss einfach mit jemandem darüber reden.«
»Was hat er denn gesagt?«, fragte ich.
»Er hat gesagt, dass David und ich die ersten Freunde waren, die er überhaupt in seinem Leben hatte. Und dann sagte er, dass er bei unserem Camping-Trip neu geboren wurde, als David und ich mit ihm im Zelt rumgemacht hatten. Wusstest du davon?«
»Ja, ich wusste es«, gab ich zu.
»Kannst du glauben, dass wir seine ersten Freunde überhaupt waren?«
»Ja, das glaube ich. Chad war - und ist es vielleicht immer noch - ein ziemlich verkorkster Junge. Ich glaube, du verstehst nicht, welchen Effekt ihr zwei auf andere habt. Aber vor allem du, Alex. Ihr habt diese Auszeichnungen bekommen, weil ihr bei dem Sturm zwei Menschen das Leben gerettet habt. Wenn du mich fragst, habt ihr noch mehr Leuten das Leben gerettet.«
Er sah mich an, als hätte er keine Ahnung wovon ich redete oder dass er mir zumindest kein Wort glaubte.
»Wovon zum Teufel redest du?«
»Ich rede von Justin, Chad und Jeff. Vielleicht auch von Brian.«
»Wir haben nichts getan. Wir waren nur nett zu ihnen.«
»Wenn niemand sonst jemals zuvor nett zu ihnen war.«
Es herrschte einen Moment lang eine bedrückende Stille. Alex zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und nahm eine heraus. Dann bot er mir die Schachtel an. Ich nahm eine heraus. Alex zündete seine Zigarette an, dann gab er mir sein Feuerzeug.
»Wie kann das so einen großen Unterschied machen?«, fragte Alex. »Dass Chad denken könnte, dass er neu geboren wurde, nur weil wir ihn mochten?«
»Ich kenne Chad nicht besonders gut, Kumpel. Aber ich weiß, dass er eher unsympathisch wirkte, als wir ihn das erste Mal getroffen hatten, findest du nicht?«
Ich klopfte mir für meine diplomatische Ausdrucksweise gedanklich selbst auf die Schulter.
»Er war so eine Schwuchtel«, sagte Alex. »Er trug Makeup an dem ersten Abend, als wir mit ihm Schwimmen waren.«
»Ich weiß, daran kann ich mich auch noch erinnern. Ich glaube, jetzt trägt er nicht einmal mehr Ohrringe, oder?«
»Er trägt ab und zu einen. Aber es ist dann auch nur einer. Das machen viele Kerle.«
»Alex, ich habe den Eindruck, dass ich dir nicht wirklich helfe.«
»Ich brauche keine Hilfe. Ich versteh manche Dinge nur nicht, Kev.«
»Nun, du hast uns gesagt, dass du sehr einsam warst, bevor du David kennengelernt hast.«
»Das stimmt. Ich war oft traurig, aber ich hatte immer Freunde. Ich hatte aber keine schwulen Freunde - dachte ich jedenfalls. Dann stellt sich heraus, dass mein bester Freund, Philip, schwul ist und ich es nicht einmal geahnt hatte. Wie dumm ist das?«
Alex‘ 17. Geburtstag war am 13. November. Wie es der Zufall wollte, fiel der Tag auf einen Freitag. Als Rick so richtig realisierte, dass es Freitag der 13. sein würde, plante er mit David zusammen eine Reihe von Streichen, um Alex Angst zu machen. David war ein großer Fan der Bücher rund um Harry Potter und bei mehr als nur einer Gelegenheit erwähnte er, dass er gerne selbst eine Eule hätte. Alex schauderte jedes Mal und sagte, dass er Angst vor Eulen hatte. Auf einem Camping-Trip mit den Scouts hatte er wohl einmal gesehen, wie eine Eule ein Kaninchen - oder ein kleines Häschen, wie Alex es ausdrückte - angegriffen hatte. Es schien ihn wirklich beunruhigt zu haben.
Zuerst wollte David sogar eine Eule kaufen und sie in ihrem Zimmer frei lassen, während er und Alex schliefen. Er rief deswegen unzählige Tierhandlungen in der Gegend an, aber niemand hatte eine Eule. Ein Geschäft gab ihm immerhin den Namen und die Telefonnummer eines Mannes, der exotische Tiere züchtete. David rief ihn an und der Mann hatte tatsächlich eine Eule. Der Preis von 2.000 Dollar beendete
Weitere Kostenlose Bücher