Hercule Poirot schläft nie
ich weiß.«
»Ja, das ist jetzt schon einige Jahre her.«
»Haben Sie auch ihren Mann gekannt?«
Er zögerte, nur den Bruchteil einer Sekunde, aber wä h rend dieses kurzen Augenblicks glitt ein blitzschneller Blick aus seinen kleinen Augen zwischen den Gesichtern der beiden Männer hin und her. Dann antwortete er:
»Nein, ich bin Allen nie persönlich begegnet.«
»Aber Sie wissen etwas von ihm.«
»Habe mal gehört, er sei ein recht übler Kunde gew e sen. Das war natürlich nur ein Gerücht.«
»Mrs Allen hat Ihnen nichts erzählt?«
»Habe mit ihr nie über ihn gesprochen.«
»Sie standen auf vertrautem Fuß mit ihr?«
Major Eustace hob die Schultern. »Wir waren alte Freunde. Aber wir haben uns nicht sehr oft gesehen.«
»Aber an jenem letzten Abend haben Sie sie gesehen? Am Abend des fünften November?«
»Ja, das ist richtig.«
»Sie haben sie in ihrem Haus aufgesucht, wenn ich mich nicht irre.«
Major Eustace nickte. Seine Stimme nahm einen b e trübten Ton an.
»Ja, sie bat mich, sie wegen bestimmten Investitionen zu beraten. Ich kann mir natürlich denken, worauf Sie hinauswollen – ihre Gemütsverfassung und dergleichen. Tja, tatsächlich ist das sehr schwer zu sagen. In ihrem Benehmen schien sie eigentlich ganz normal, und doch, wenn ich’s mir recht überlege, war sie ein bisschen ne r vös.«
»Aber sie machte keine Andeutung hinsichtlich dessen, was sie zu tun beabsichtigte?«
»Nicht die geringsten. Im Gegenteil, als wir uns vera b schiedeten, sagte ich noch zu ihr, ich würde sie bald anr u fen und wir würden dann zusammen ins Theater gehen.«
»Sie sagten also, Sie würden sie anrufen. Das waren Ihre letzten Worte?«
»Ja.«
»Merkwürdig. Nach meinen Informationen haben Sie etwas ganz anderes gesagt.«
Eustace wurde blass. »Na ja, an den genauen Wortlaut kann ich mich natürlich nicht mehr erinnern.«
»Nach meinen Informationen lauteten Ihre Abschied s worte folgendermaßen: ›Überlegen Sie es sich und geben Sie mir dann Bescheid.‹«
»Lassen Sie mich nachdenken. Ja, ich glaube, Sie haben Recht. Es stimmt allerdings nicht ganz. Ich glaube, ich habe sie gebeten, sie solle mir Bescheid geben, wann sie Zeit habe.«
»Das ist allerdings nicht ganz dasselbe, wie?«, bemerkte Japp. Major Eustace zuckte die Achseln. »Mein Bester, Sie können schließlich nicht erwarten, dass man sich wortwörtlich an alles erinnert, was man bei einer b e stimmten Gelegenheit gesagt hat.«
»Und was hat Mrs Allen erwidert?«
»Sie sagte, sie wolle mich anrufen. Das heißt, soweit ich mich erinnern kann.«
»Und darauf sagten sie: ›Also gut. Auf Wiedersehen.‹«
»Wahrscheinlich. So etwas Ähnliches jedenfalls.«
»Sie behaupten, dass Mrs Allen Sie wegen gewisser Geldanlagen um Rat gefragt habe«, sagte Japp ruhig. »Hat sie Ihnen zufällig die Summe von zweihundert Pfund in bar anvertraut, damit Sie diese für sie anlegen?«
Das Gesicht des Majors lief dunkelrot an. Er beugte sich vor und rief wütend: »Was, zum Teufel, wollen Sie damit andeuten?«
»Hat sie oder hat sie nicht?«
»Das ist meine Sache, Chefinspektor.«
Japp sagte gelassen: »Mrs Allen hat die Summe von zweihundert Pfund von ihrem Konto abgehoben, einen Teil davon in Fünfpfundnoten. Diese lassen sich natü r lich anhand der Nummern ermitteln.«
»Angenommen, sie hätte es getan – na und?«
»Sollte das Geld angelegt werden, oder war es – Erpre s sung, Major Eustace?«
»Das ist absurd! Was wollen Sie mir noch alles u n terstellen?«
»Ich glaube, Major Eustace«, sagte Japp in seinem am t lichsten Ton, »ich muss Sie an diesem Punkt fragen, ob Sie bereit sind, sich freiwillig zu Scotland Yard zu verf ü gen und dort Ihre Aussage zu Protokoll zu geben. Es besteht selbstverständlich keine Verpflichtung dazu, und Sie können, falls Sie wollen, Ihren Anwalt hinzuziehen.«
»Anwalt? Wozu, zum Teufel, sollte ich einen Anwalt brauchen? Und weshalb überhaupt dieser offizielle Hi n weis!«
»Ich leite die Ermittlungen hinsichtlich der genauen Umstände von Mrs Aliens Tod.«
»Großer Gott, Mann, Sie glauben doch nicht – aber das ist ja Unsinn! Ich werde Ihnen sagen, wie es war. Ich suchte Barbara, wie vorher vereinbart, an jenem Abend auf…«
»Um wie viel Uhr war das?«
»Ungefähr um halb zehn, würde ich sagen. Wir saßen und unterhielten uns…«
»Und rauchten.«
»Ja, und rauchten. Ist das auch schon ein Verbrechen?« fügte der Major trotzig hinzu.
»Wo fand diese Unterhaltung
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