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Hercule Poirot schläft nie

Hercule Poirot schläft nie

Titel: Hercule Poirot schläft nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Sie, sah ich tatsächlich, wie er das Strophanthin-Päckchen in Douglas Golds Jackentasche steckte…«
    Mit grimmigem Gesicht fügte er hinzu: »Ich bin ein g u ter Beobachter. Mein Name ist überall bekannt. Sobald die Polizei meine Geschichte erfuhr, begriff man, dass sich durch sie ein völlig neuer Aspekt ergab.«
    »Und weiter?«, fragte Pamela gespannt.
    »Eh bien, dann stellten sie Kapitän Chantry ein paar Fragen. Er versuchte, sich herauszureden, aber er ist e i gentlich nicht besonders intelligent, und schließlich brach er zusammen.«
    »Douglas Gold ist also wieder frei?«
    »Ja.«
    »Und – seine Frau?«
    Poirots Gesicht wurde ernst. »Ich hatte sie gewarnt!« Er schwieg einen Augenblick. »Ja, ich warnte sie, oben auf dem Berg des Propheten. Das war die einzige Chance, um das Verbrechen zu verhindern. Ich sagte ihr ziemlich deutlich, dass ich sie verdächtigte. Sie verstand mich g e nau. Aber sie hielt sich für klüger. Ich riet ihr, die Insel zu verlassen, wenn ihr ihr Leben lieb sei. Sie wollte ble i ben…«

Der unglaubliche Diebstahl
der Bomberpläne

1
     
    A ls der Butler das Soufflé servierte, beugte sich Lord Mayfield vertraulich zu seiner rechten Nachbarin Lady Julia Carrington, wie immer bemüht, seinem Ruf als perfekter Gastgeber g e recht zu werden. Obgleich selbst u n verheiratet, war er zu Frauen immer sehr charmant.
    Lady Julia Carrington war eine Frau von Vierzig, groß, dunkelhaarig und lebhaft, überschlank und immer noch schön. Vor allem Hände und Füße bestachen durch ihre makellose Form. Ihre brüske, fahrige Art verriet, dass sie sich ständig in einem Zustand nervöser Spannung befand.
    Etwa gegenüber von ihr an dem runden Tisch saß ihr Mann, Luftmarschall Sir George Carrington. Er hatte seine militärische Laufbahn bei der Marine begonnen und sich bis heute die forsche, unbekümmerte Art des ehem a ligen Seeoffiziers bewahrt. Eben scherzte er mit der schönen Mrs Vanderlyn, die auf der anderen Seite des Gastgebers saß.
    Mrs Vanderlyn war eine auffallend gut aussehende Blondine. Sie hatte einen schwachen amerikanischen A k zent, gerade soviel, dass es reizvoll wirkte, ohne unang e nehm aufzufallen.
    Auf Sir Georges anderer Seite saß Mrs Macatta, eine Abgeordnete. Mrs Macatta war eine anerkannte Autorität für Wohnungsfragen und Jugendschutz. Sie pflegte ihre kurzen Sätze mehr hervorzubellen als zu sprechen und war überhaupt eine eher Furcht einflößende Erscheinung. Vielleicht war es daher natürlich, dass der Luftmarschall eine Unterhaltung mit seiner rechten Nachbarin vorzog.
    So ließ Mrs Macatta, die stets über berufliche Themen sprach, gleichgültig wo sie sich befand, in abgehackten Sätzen eine Flut von Belehrungen über ihre Lieblingsa n liegen auf ihren linken Nachbarn, den jungen Reggie Ca r rington, niedergehen.
    Reggie Carrington war einundzwanzig und völlig uni n teressiert an Dingen wie Wohnungsbau und Jugen d schutz, ja generell an irgendwelchen politischen Fragen. Er murmelte in gewissen Abständen: »Wie fürchterlich!« und »Da stimme ich völlig mit Ihnen überein«, während er mit den Gedanken offensichtlich ganz woanders war. Mr Carlile, Lord Mayfields Privatsekretär, saß zwischen dem jungen Reggie und dessen Mutter. Er war ein blasser junger Mann mit einem Kneifer auf der Nase und einer Miene von intelligenter Zurückhaltung, der wenig sprach, aber stets bereit war, sich in jede Bresche des Tischg e sprächs zu werfen. Als er bemerkte, dass Reggie Carrin g ton mühsam ein Gähnen unterdrückte, beugte er sich vor und richtete gewandt eine Frage über ihr neues »Jugen d gesundheitsprogramm« an Mrs Macatta.
    Rund um den Tisch, im gedämpften goldenen Schein der Lampen, bewegten sich lautlos ein Butler und zwei Diener, reichten Teller mit Speisen und füllten die Wei n gläser. Lord Mayfield bezahlte seinem Küchenchef ein sehr hohes Gehalt und galt als ausgezeichneter Weinke n ner.
    Obwohl man an einem runden Esstisch saß, konnte es keinen Zweifel geben, wer der Gastgeber war. Dort, wo Lord Mayfield saß, war unverkennbar das Kopfende der Tafel. Er war ein großer, breitschultriger Mann mit dic h tem silbergrauem Haar, einer kräftigen geraden Nase und einem leicht vorspringenden Kinn. Es war ein Gesicht, das sich gut für Karikaturen eignete. Als Sir Charles M c Laughlin hatte der spätere Lord Mayfield es verstanden, seine politische Karriere mit den Aufgaben des Genera l direktors eines bedeutenden Maschinenbauunternehmens zu

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