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Hercule Poirots Weihnachten

Hercule Poirots Weihnachten

Titel: Hercule Poirots Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ungeschliffene Diamanten, sagte er, wenn ich mich recht erinnere – im Wert von mehreren tausend Pfund aus seinem Safe entwendet worden seien.»
    «Diamanten?», warf der Colonel ein.
    «Jawohl, Sir. Ich stellte ihm ein paar sachliche Fragen, aber er beantwortete sie unsicher, ausweichend. Schließlich sagte er: ›Sehen Sie, Inspektor, ich könnte mich ja auch irren.‹ – ›Wieso?‹ fragte ich. ›Entweder sind die Diamanten verschwunden; oder sie sind nicht verschwunden.‹ Darauf antwortete er: ›Die Diamanten sind verschwunden, aber es könnte sich dabei ja auch um einen dummen Scherz handeln.‹ Das habe ich nicht begriffen. Und er fuhr fort: ›Soweit ich es beurteilen kann, können nur zwei Menschen die Steine genommen haben. Eine dieser Personen dürfte es wirklich aus Jux getan haben. Wenn aber die andere Person sie haben sollte, dann liegt ein Diebstahl vor. Ich bitte Sie nun, Inspektor, in einer Stunde, oder sagen wir um Viertel nach neun, wieder herzukommen. Dann werde ich in der Lage sein, Ihnen mit Bestimmtheit zu sagen, ob man mich bestohlen hat oder nicht.‹ Darauf versprach ich ihm wiederzukommen und ging.»
    Colonel Johnson sah Poirot groß an. «Merkwürdig – sehr sonderbar, nicht wahr, Poirot?»
    «Darf ich wissen, welche Schlussfolgerungen Sie selber aus alldem ziehen, Inspektor?», fragte Poirot.
    Sugden rieb sich nachdenklich das Kinn, während er vorsichtig antwortete: «Nun, mir kamen viele Gedanken in den Sinn, aber eines steht für mich ganz fest: dass niemand an einen Scherz gedacht hat und dass die Diamanten tatsächlich gestohlen worden sind; nur war sich der alte Herr noch nicht im Klaren, wer der Täter sein könnte. Ich vermute, dass von den beiden Personen, die er erwähnte, eine der Dienerschaft und eine der Familie angehört.»
    Poirot nickte anerkennend. « Très bien! Das würde seine undurchsichtige Haltung erklären.»
    «Deshalb wahrscheinlich auch seine Bitte, ich möchte später noch einmal zurückkommen. Er wollte in der Zwischenzeit mit der betreffenden Person reden und ihr sagen, dass er bereits mit der Polizei Kontakt aufgenommen habe, eine Untersuchung aber noch aufhalten könne, sofern die Steine sofort zurückgegeben würden.»
    «Und wenn der oder die Schuldige leugnete?», warf Colonel Johnson ein.
    «In diesem Fall wollte er die ganze Sache der Polizei übergeben, Sir.»
    «Das hätte er doch von Anfang an tun können, ohne Sie herzubestellen.»
    «Nein, Sir», wandte der Inspektor eifrig ein. «Das hätte wie eine leere Drohung ausgesehen und wäre nicht halb so überzeugend gewesen. Die schuldige Person hätte sich vielleicht gesagt: ›Der Alte wird die Polizei doch nicht rufen, es sind ja bloße Vermutungen!‹ Aber wenn ihm nun der alte Herr sagen konnte, dass er bereits mit der Polizei gesprochen, dass der Inspektor eben fortgegangen sei, und wenn der Butler das noch bestätigte, falls der Dieb ihn danach fragte – dann musste das den Täter überzeugen, dass Mr Lee handeln würde, und dann hätte es ihn vermutlich bewogen, die Diamanten zurückzugeben.»
    «Hm – ja. Das hat etwas für sich», brummte Colonel Johnson. «Haben Sie eine Ahnung, Sugden, wer dieses Familienmitglied sein könnte?»
    «Nein, Sir.»
    «Keinerlei Anhaltspunkte?»
    «Nein, Sir.»
    Johnson schüttelte den Kopf. Dann sagte er verdrießlich: «Schön, dann fahren Sie fort.»
    «Ich kam also um genau neun Uhr fünfzehn wieder her. Im Moment, wo ich läuten wollte, hörte ich von innen einen Schrei und dann ein gedämpftes Rufen und Rennen. Ich läutete wiederholt und benützte sogar den Türklopfer. Es dauerte mindestens drei Minuten, wenn nicht vier, bis mir jemand öffnete. Der Diener zitterte am ganzen Leib und sah aus, als werde er ohnmächtig zusammenbrechen. Er stammelte, Mr Lee sei ermordet worden. Ich rannte die Treppe hinauf. Mr Lees Zimmer war in einem unbeschreiblichen Zustand. Es hatte dort ganz offensichtlich ein schwerer Kampf stattgefunden. Mr Lee lag vor dem Kaminfeuer – mit durchgeschnittener Kehle in einer Blutlache.»
    «Selbstmord ist also ausgeschlossen?», fragte der Colonel scharf.
    «Ausgeschlossen, Sir. Erstens: die umgeworfenen Stühle und Tische, die zerbrochenen Vasen und Statuetten, und zweitens: das Fehlen irgendeines Messers oder Rasiermessers, mit welchem das Verbrechen begangen wurde.»
    «Ja, das ist aufschlussreich. War jemand im Zimmer?»
    «Fast die ganze Familie, Sir. Alle standen beisammen.»
    Colonel Johnson sah den Inspektor scharf

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