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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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gestoppt hatten – ohne mein Zutun, wie ich schon ausgeführt habe –, hatte ich die Vorstellung, dass sie irgendwie gemerkt haben müssen, dass sie außer Kontrolle geraten waren, und sozusagen nachgefragt haben, ob sie sich selbst zerstören sollen. So ähnlich, wie sich bei uns Raketen selber zerstören, wenn sie aus ihrer Bahn geraten.
    Vorsitzender: Das leuchtet mir nicht ein. Wieso sollte ein solcher Mechanismus das tun? Nachfragen, ob er sich zerstören soll?
    Zeuge: Weil er das nicht in jedem Fall selber beurteilen kann. Eine Rakete kann feststellen, dass sie von ihrer vorgegebenenBahn abgewichen ist; das ist einfach. Bei Nano-Robotern ist das nicht so einfach. Es ist im Gegenteil sogar ungeheuer schwierig zu wissen, ob sie das Richtige tun.
    Vorsitzender: Sie wussten aber, als Sie diese Signalfolge sendeten, nicht, dass Sie damit die Selbstzerstörung auslösen würden?
    Zeuge: Dass ich es wusste, wäre zu viel gesagt. Aber ich war mir ziemlich sicher.
    Vorsitzender: Wie konnten Sie da sicher sein?
    Zeuge: Sagen wir mal so – es war viel Intuition dabei.
    (…)
    Vorsitzender: Woher stammte diese Sonde Ihrer Meinung nach?
    Zeuge: Auf jeden Fall von irgendwelchen intelligenten Lebewesen, die uns technisch enorm überlegen sind. Oder es zumindest waren, als sie die Sonde auf den Weg brachten.
    Vorsitzender: Da Sie das so sagen, halten Sie es für möglich, dass diese Wesen nicht mehr existieren?
    Zeuge: Ja, das ist sogar einigermaßen wahrscheinlich.
    Vorsitzender: Wieso?
    Zeuge: Sie haben diese Sonde losgeschickt. Die war einige Zeit unterwegs, Jahrtausende bestimmt. Sie ist, als sie die Erde erreicht hat, in einer Gegend gelandet, in der sie zunächst nicht wie geplant funktionieren konnte. So sind weitere Jahrtausende vergangen. Wenn die Zivilisation, die die Sonde losgeschickt hat, sich in der Zeit danach technisch noch weiterentwickelt hat: Wieso sind sie dann inzwischen nicht selber gekommen?
    (…)
    Stellvertretender Vorsitzender: Diese Rakete, die die Sonde abgeschickt hat – wozu diente die Ihrer Meinung nach? Transportiert sie jetzt gerade, sagen wir, Bodenproben von der Erde zurück?
    Zeuge: Das glaube ich nicht. So etwas wie Bodenproben würde man an Ort und Stelle untersuchen und das Ergebnis per Funk zurückmelden; das geht am schnellsten und sichersten.Nein, ich vermute, es handelt sich um eine Kopie der Originalsonde, die jetzt unterwegs zum nächsten Stern ist.
    Stellvertretender Vorsitzender: Was heißt das, eine Kopie?
    Zeuge: Es gibt das theoretische Konzept der sogenannten Von-Neumann-Sonde. Die Idee ist, einen Automatismus in das nächste Sonnensystem zu schicken, der sich dort an einer geeigneten Stelle niederlässt und zunächst unter Zuhilfenahme von Rohmaterial, das er vorfindet, mindestens zwei exakte Kopien seiner selbst anfertigt. Diese schickt er auf den Weg in die von dort aus nächsten Sonnensysteme, ehe er sich an seine eigentliche Aufgabe macht, die Erforschung des betreffenden Sonnensystems beispielsweise. Danach sind folglich mindestens zwei solche Sonden unterwegs, die wiederum mindestens vier Sonden auf den Weg bringen, dann acht, sechzehn, zweiunddreißig und so weiter – eine exponentielle Reihe, die ziemlich schnell riesige Werte annimmt. Wenn man dieses Konzept mit relativ konservativen Randbedingungen durchrechnet – also ohne hypothetische Überlichtantriebe oder dergleichen ins Spiel zu bringen –, kommt man zu dem Ergebnis, dass sich auf diese Weise eine Galaxis wie die Milchstraße innerhalb von knapp einer halben Million Jahre komplett erschließen ließe.
    Stellvertretender Vorsitzender: Wie nannten Sie das? Eine Von-Neumann-Sonde?
    Zeuge: Benannt nach dem Mathematiker John von Neumann, der wichtige Theorien über sich selbst reproduzierende Automaten aufgestellt hat. Er selber hat allerdings nie deren Verwendung in der Weltraumfahrt vorgeschlagen.
    (Die beiden Vorsitzenden beraten sich kurz mit ihren Stäben.)
    Stellvertretender Vorsitzender: Und Sie denken, das auf Saradkov war eine solche Sonde?
    Zeuge: Ja. Wenn man Selbstreproduktion auf Nano-Ebene beherrscht, bietet es sich an, solche Sonden zu bauen.
    (…)
    Vorsitzender: Ist das also Ihrer Meinung nach die Geschichte dahinter? Eine intelligente Spezies hat Forschungssonden ausgeschickt,um die ganze Galaxis zu erforschen, und ist danach ausgestorben oder zumindest der Degeneration verfallen?
    Zeuge: Genau. So sieht es aus.
    SARADKOV ISLAND EVENT
    QUARANTÄNEBERICHT
    Die Überlebenden der Saradkov

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