Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
aufnehmen.«
    »Verstehe«, sagte der Kommandant. »Das heißt, wir müssten ihn von möglichst vielen Seiten zugleich angreifen.«
    »Genau. Wo ist er jetzt?«
    José Guarneri sah auf seine Karte hinab, obwohl er es natürlich auch so gewusst hätte. »Er fährt die Avenida De Los Incas in Richtung Westen.« Sein Blick folgte den Linien auf der Karte. »Wir könnten versuchen, ihn an der Kreuzung Combatientes de Malvinas abzufangen. Ein einigermaßen großer Platz, das heißt: freies Schussfeld.«
    Leider auch viele mehrstöckige Wohnhäuser. Aber das war in diesem Teil von Buenos Aires überall so.
    »Ja«, sagte der Polizeipräsident. »Tun Sie das.«
    Guarneri schaltete um, gab seine Anordnungen, noch während er überlegte. Jetzt musste alles schnell gehen. »Hubschrauber! Setzen Sie sich auf seine Fährte, lassen Sie ihn nicht aus den Augen, aber beobachten Sie ihn einstweilen nur. Machen Sie sich schussbereit, sowie er sich der Kreuzung nähert.« Eine Drehung des Schalters, nächster Kanal. »Schaffen Sie den Mann mit der Bazooka an Ort und Stelle. Und sagen Sie ihm, wenn er danebenschießt und eines der Häuser versenkt, reiße ich ihm höchstpersönlich den Arsch auf.« Klack, nächster Kanal. »Setzen Sie die gepanzerten Wagen in Marsch, aber schnell!« Klack. »Ich brauche Scharfschützen überall, so viele, wie Sie in Stellung bringen können, und so breit wie möglich verteilt.« Klack. »In den nächsten zwanzig Minuten will ich nicht einmal einen räudigen Hund über die Kreuzung Los Incas – Malvinas laufen sehen, geschweige denn irgendeinen Menschen. Ja, ich weiß, dass der Berufsverkehr demnächst einsetzt. Das mit dem Bus weiß ich auch. Ist mir egal. Und wenn ein Krankenwagen mit einem kranken Kind der Präsidentin an Bord kommen sollte, er darf nicht passieren, ehe ich es erlaube – haben wir uns verstanden?«
    »Er kommt«, sagte jemand.
    Sie hörten es alle. Ein einsames Auto, das die breite Avenida De Los Incas entlangbretterte. Um die geltenden Geschwindigkeitsbeschränkungen und die roten Ampeln kümmerte es sich schon längst nicht mehr.
    Noch zweihundert Meter.
    »Bereit machen«, befahl Kommandant Guarneri.
    Der Mann mit der Bazooka nahm das Auto ins Visier. Er lag in der Deckung einer Werbetafel, die über seinem Kopf unermüdlich die von hinten erleuchteten Plakate auf- und abrollte. Der Mann tippte an den Hörer in seinem Ohr, vergewisserte sich, dass das Summen des Funkgeräts noch da war.
    Der Leiter der Gruppe, die für die Absperrung verantwortlich war, blickte auf, als im siebten Stock des braunweißen Wohnhauses direkt an der Kreuzung ein Rollladen hochgezogen wurde. Er bedeutete einem seiner Gefolgsleute, vor der Haustüre Posten zu beziehen.
    Die gepanzerten Wagen mit den Männern des Einsatzkommandos rollten langsam aus den Seitenstraßen.
    Noch hundert Meter.
    Die Scharfschützen legten auf das sich nähernde Fahrzeug an.
    Der Hubschrauber, der den Flüchtenden bisher aus großer Höhe und Distanz verfolgt hatte, ging tiefer und holte auf.
    »Achtung …«, erklang die Stimme des Kommandanten in allen Hörern.
    In diesem Augenblick sahen ein gutes Dutzend Augen, die an die Okulare von Zielfernrohren gepresst waren, dass etwas mit dem Auto geschah. Dass es sich … veränderte.
    »Was zum –«
    Es war eine Angelegenheit von Sekunden. Die Scheinwerfer erloschen. Die Konturen des Fahrzeugs zerschmolzen, fanden eine neue Form. Dann hob das, was gerade noch ein Pkw der Mittelklasse gewesen war, ab und donnerte in etwa fünf Metern Höhe über die Kreuzung hinweg.
    Niemand hatte Zeit zu reagieren. Der Mann mit der Bazooka schloss die Augen. Die Scharfschützen nahmen unwillkürlich die Finger von den Abzügen. Die gepanzerten Wagen hielten an. Dann standen die Polizisten da und starrten dem Fluggerät nach, das, weiterhin ungefähr dem Verlauf der Avenida De Los Incas folgend, rasch an Höhe gewann und in den gläsernen Morgenhimmel entschwand.
    Hiroshi flog niedrig, sah unter sich Weidezäune, altmodische Windräder, schwarze Kühe und armselig wirkende Häuser vorbeihuschen. Aber all das wurde allmählich weniger. Das karge Grasland wurde immer noch karger, die Straßen – was hießStraßen? Schotterpisten oder noch Schlimmeres waren das! – wurden immer seltener, und je weiter er kam, desto weniger sah das, was da am Boden vor sich ging, nach Landwirtschaft aus.
    Das hieß, er war auf dem richtigen Weg. Die Pampa lag vor ihm. Die Landschaft würde von nun an immer

Weitere Kostenlose Bücher