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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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die sich in ein schwarzes Kleid gezwängt hat. Und das will einfach nicht zugehen, obwohl es in der Größe 42 ist, in die ich sonst locker reinpasse. Und dabei ist es auch noch schwarz. Das macht schlank – normalerweise.
    »Haben Sie nicht mal was in einer anderen Farbe?«, rufe ich missmutig nach draußen, weil ich nicht zugeben will, dass das gute Stück zu klein ist, was diesmal definitiv nicht am Schnitt liegt. »Ich trage immer Schwarz, das wird auf Dauer langweilig.«
    »Ganz zartes Rosa vielleicht?«
    »Um Himmels willen, nein!«
    Das fehlt mir noch! Ohne das Teil auch nur gesehen zu haben, weiß ich, dass ich darin wie ein dickes Ferkel aussehen werde. Wie kommt sie nur auf diese Farbe? Ob sie mich ärgern will? Meine Lieblingsfarbe ist schwarz, und das nicht nur, weil es optisch die Silhouette schmälert. Schwarz ist schlicht, edel, und man kann es relativ unkompliziert kombinieren.
    »Ich hätte hier noch ein grünes. Es ist wunderschön, etwa knielang – ein Neckholder-Modell. Das würde farblich auch sehr gut zu Ihren Augen und Ihrem Haar passen. Allerdings habe ich es auch nur noch bis 42 da.«
    »Das ist schon okay.« Vielleicht habe ich ja Glück, und das kleine Schwarze war einfach nur ungünstig geschnitten. Ein grünes Kleid kann ich mir zwar momentan gar nicht vorstellen, aber ich werde es mir wenigstens mal ansehen. Gnädig strecke ich meinen Arm am Vorhang vorbei nach draußen und bin kurz darauf angenehm überrascht.
    Das Kleid ist wirklich traumhaft schön. Es ist sehr figurbetont geschnitten und hat einen tiefen Ausschnitt, der meinen Busen gut zur Geltung bringt. Im Nacken wird es mit einem einzigen Knopf geschlossen. Schnell schlüpfe ich in den Traum aus glänzender Seide und bin glücklich, als ich es tatsächlich bis über meinen Po geschoben bekomme.
    Ich habe einen schönen Rücken und ein wundervolles Dekolleté. Pfunde an den richtigen Stellen können auch vorteilhaft sein, wenn man sie richtig in Szene setzt. Das hier ist das ideale Kleid für mich, keine Frage. Wenn bloß dieser blöde Reißverschluss nicht klemmen würde …
    Das ist aber auch zu blöd, dass ich jetzt nicht die Verkäuferin bitten kann, mir beim Schließen zu helfen. Ihr gegenüber würde ich niemals zugeben, dass ich mittlerweile doch Größe 44 benötige, um auch weiterhin atmen zu können, wenn ich dieses schöne Teil tragen möchte. Und mir gestehe es auch nicht ein. Deswegen schiebe ich den Traum in Grün nun mit dem linken Arm etwas nach oben. Mit dem rechten greife ich über die Schulter und versuche, den Zipp zu erwischen. Da, geht doch – Millimeter für Millimeter nähere ich mich dem Ziel. Und dann habe ich es endlich geschafft. Jetzt nur nicht tief einatmen …
    Das Kleid ist eine Wucht, sogar an mir. Es betont vorteilhaft meine schmale Taille, die ich trotz meines Gewichtes immer noch habe. Ich schiebe den Vorhang schwungvoll zur Seite und schreite stolz aus der Kabine.
    »Das steht Ihnen aber gut, wie für Sie gemacht, wirklich ganz schick.«
    Ausnahmsweise hat die Verkäuferin recht.
    »Das nehme ich.«
    »Sehr schön. Soll ich Ihnen beim Öffnen des Reißverschlusses helfen?«
    Dabei kann ja nichts passieren – denke ich. Also nehme ich das Angebot an.
    Und tatsächlich, es geschieht wirklich nichts. Der Reißverschluss lässt sich kein bisschen bewegen. Die Verkäuferin ruckelt und wackelt am Griff, aber das bescheuerte Ding klemmt.
    »Luise? Kannst du mal bitte helfen? Ich habe hier eine Kundin, die im Kleid festsitzt«, ruft meine Retterin verzweifelt quer durch den Laden.
    Aber auch die gute Luise, die schnell herbeigeeilt kommt, kann den blöden Verschluss keinen Zentimeter bewegen. Gemeinsam bemühen die beiden Damen sich, mich aus dem Kleid zu befreien.
    »Und jetzt?«
    »Vielleicht können wir es einfach so über den Kopf ziehen?«
    »Meinst du? Das wird aber ziemlich eng.«
    »Wenn sie die Arme hochhält, können wir es eventuell drüberschieben.«
    Ich beginne augenblicklich zu schwitzen. Das darf doch nicht wahr sein! Die beiden blöden Hungerhaken reden hier über mich und tun so, als wäre ich gar nicht anwesend. Und worüber, bitte schön, wollen die das Kleid schieben? Die meinen doch nicht etwa meine Brüste? Ich habe nämlich keinen BH an. Den habe ich ausgezogen, damit man keine Träger unter dem Kleid sieht. Kommt ja gar nicht in die Tüte, über mich wird gar nix geschoben.
    Es gibt nur zwei Wege, mich aus dieser äußerst misslichen Situation zu befreien: Erstens, ich

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