Herr der Daemmerung
Blut wird der letzte Preis bezahlt.
***
Na toll, dachte Jez. Wessen Blut? Aber Hugh fuhr fort.
***
Vier müssen zwischen Licht und Dunkel stehen.
Vier mit dem blauen Feuer, der Macht in ihrem Blut.
Geboren im Jahr der Vision der blinden Jungfer.
Fehlt von den Vieren eine, siegt das Dunkel.
***
Jez blinzelte langsam. »Was ist blaues Feuer?«
»Das weiß niemand.«
»Vier müssen zwischen Licht und Dunkel stehen. Das bedeutet, dass sie das Ende der Welt verhindern sollen?«
»Das ist es, was der Rat denkt. Dass vier Leute geboren wurden, vier Wilde Mächte, die für das Kommende, was es auch sein mag, entscheidend sein werden - für die Schlacht oder die Katastrophe, die uns vernichten wird. Diese Vier können das Ende der Welt verhindern - aber nur, wenn sie alle gemeinsam kämpfen.«
»Fehlt von den Vieren eine, siegt das Dunkel«, wiederholte Jez.
»Richtig. Und das ist der Punkt an dem du ins Spiel kommst.«
»Tut mir leid, ich glaube nicht, dass ich eine von ihnen bin.«
Hugh lächelte. »Das habe ich nicht gemeint. Tatsache ist, dass jemand hier in der Nähe bereits die Entdeckung einer Wilden Macht gemeldet hat. Der Zirkel der Morgendämmerung hat eine Nachricht von ihm an den Rat abgefangen; er schreibt, dass er die Wilde Macht an den Rat ausliefern werde, wenn dieser dafür sorge, dass es sich für ihn lohnt. Anderenfalls wird er einfach nur abwarten, bis sie verzweifelt genug sind, um seinen Bedingungen zuzustimmen.«
Jez hatte plötzlich ein flaues Gefühl. Sie sagte ein einziges Wort: »Wer?«
Hughs Gesichtsausdruck war wissend und bedauernd. »Es ist einer aus deiner alten Gang, Jez. Morgead Blackthorn.«
Jez schloss die Augen.
Ja, das klang ganz nach Morgead, zu versuchen, den Rat der Nachtwelt zu erschüttern. Nur er war so verrückt und mutig. Er war außerdem eigensinnig - und durchaus imstande, es zur Katastrophe kommen zu lassen, wenn er nicht seinen Willen bekam. Aber warum musste es von allen Leuten auf der Welt ausgerechnet er sein? Und wie hatte er überhaupt eine Wilde Macht gefunden?
Hugh begann erneut leise zu sprechen. »Jetzt wirst du verstehen, warum wir dich brauchen. Irgendjemand muss zu ihm gehen und herausfinden, wer die Wilde Macht ist - und du bist die einzige, die eine Chance hat, das zu tun.«
Jez strich sich das Haar aus dem Gesicht, atmete langsam ein und versuchte nachzudenken.
»Ich brauche dir nicht zu sagen, wie gefährlich es ist«, fuhr Hugh fort, ohne sie anzusehen. »Und ich will dich auch nicht bitten, es zu tun. Tatsächlich wirst du mir, wenn du klug bist, einfach sagen, dass ich auf der Stelle verschwinden solle.«
Jez konnte ihm nicht sagen, dass er verschwinden solle. »Ich verstehe nur nicht, warum wir die Angelegenheit nicht einfach dem Rat überlassen können. Sie werden die Wilden Mächte unbedingt wollen, und sie haben viel mehr Möglichkeiten als wir.«
Hugh sah sie verblüfft an. Seine grauen Augen waren groß, und es stand ein Ausdruck darin, den Jez noch nie zuvor gesehen hatte. Dann lächelte er, und es war ein unglaublich trauriges Lächeln.
»Das ist genau das, was wir nicht tun können. Du hast recht, der Rat will die Wilden Mächte. Aber nicht, damit sie gegen das Ende der Welt kämpfen. Jez ... Er will sie nur, um sie zu töten.«
Das war der Moment, in dem Jez begriff, was sein Gesichtsausdruck bedeutete. Es war ein sanftes Bedauern der Ahnungslosigkeit – ihrer Ahnungslosigkeit.
Sie konnte nicht glauben, wie dumm sie gewesen war.
»Oh, Göttin«, murmelte sie langsam.
Hugh nickte. »Sie wollen, dass es geschieht. Zumindest die Vampire wollen es. Wenn die menschliche Welt endet - nun, das ist ihre Chance, nicht wahr? Jahrtausendelang mussten die Nachtleute sich verstecken, mussten in den Schatten leben, während die Menschen sich auf der ganzen Welt ausgebreitet haben. Aber der Rat will, dass sich das ändert.«
Jez war deshalb so begriffsstutzig gewesen, weil sie sich kaum vorstellen konnte, dass irgendjemand tatsächlich die Apokalypse heraufbeschwören wollte. Aber natürlich ergab es einen Sinn. »Sie sind bereit, das Risiko einzugehen, selbst vernichtet zu werden«, flüsterte sie.
»Ihrer Meinung nach wird das, was geschieht - was es auch immer ist -, für die Menschen schlimmer sein, da die Menschen nicht wissen, dass es kommt. Hölle, einige der Nachtleute denken, sie seien das, was kommt. Hunter Redfern sagt, dass die Vampire die Menschen auslöschen und versklaven werden und dass danach die Nachtwelt wieder
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