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Herr der Diebe

Herr der Diebe

Titel: Herr der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Funke Cornelia
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Nachttisch gepflückt habe. Aber ich war schneller auf dem Dach des Nachbarhauses, als die Dame aus ihrem Bett gekommen ist.« Er zwinkerte Bo zu, der sich bewundernd an sein Knie lehnte. »Wozu braucht man denn das hier?«, fragte Wespe und hielt die Rosenzange hoch. »Zupft man sich damit die Haare aus den Nasenlöchern?«
»Herrgott, nein!« Scipio richtete sich auf und nahm ihr die Zange ungnädig aus den Fingern. »Das ist eine Zuckerzange.«
»Woher du so was alles bloß weißt!« Riccio musterte Scipio mit einer Mischung aus Bewunderung und Neid. »Du bist doch im Waisenhaus aufgewachsen, genau wie ich, aber uns haben die Nonnen nie was von Zuckerzangen oder so erzählt.«
»Nun, es ist ja auch schon eine Weile her, dass ich aus dem Waisenhaus weggelaufen bin«, antwortete Scipio und klopfte sich den Staub von der schwarzen Jacke. »Außerdem stecke ich im Gegensatz zu dir die Nase nicht den ganzen Tag nur in Comichefte…« Verlegen starrte Riccio auf den Boden.
»Also, ich lese nicht nur Comichefte!«, sagte Wespe und legte Riccio den Arm um die Schultern. »Trotzdem habe ich noch nie was von einer Zuckerzange gehört, und wenn, dann wäre ich bestimmt nicht so albern, mir darauf was einzubilden!« Scipio räusperte sich und wich ihrem Blick aus. Dann murmelte er: »War nicht so gemeint, Riccio. Du kommst auch durchs Leben, ohne zu wissen, was eine Zuckerzange ist. Aber ich sage euch, das kleine Ding ist einiges wert. Deshalb lasst euch diesmal von Barbarossa einen besseren Preis für die Sachen machen, verstanden?«
»Und wie?« Mosca wechselte einen ratlosen Blick mit den anderen. »Letztes Mal haben wir uns wirklich Mühe gegeben, aber der Fettwanst ist einfach zu schlau für uns.«
Zerknirscht sahen sie Scipio an. Seit er ihr Anführer und Versorger war, übernahm er das Stehlen, und ihre Aufgabe war es, seine Beute zu Geld zu machen. Scipio hatte ihnen zwar gesagt, an wen sie sich wenden mussten, aber das Handeln überließ er ihnen. Der Einzige in der Stadt, der Geschäfte mit einer Bande Kinder machte, war Ernesto Barbarossa, der dicke Rotbart, der in seinem Antiquitätenladen billigen Kitsch an die Touristen verkaufte und nebenher ganz unauffällig mit wertvolleren und meistens gestohlenen Dingen handelte.
»Wir können das alle nicht!«, fuhr Mosca fort. »Verhandeln und feilschen und so was. Und das nutzt der Rotbart schamlos aus, wenn ihr mich fragt.« Scipio runzelte die Stirn und spielte nachdenklich mit der Kordel seines leeren Beutels. »Prop kann gut feilschen«, sagte Bo plötzlich. »Sehr gut sogar. Früher, wenn wir was auf dem Flohmarkt verkauft haben, da hat er immer so ein Steingesicht gemacht, dass…«
»Sei still, Bo!«, unterbrach Prosper seinen kleinen Bruder. Krebsrote Ohren hatte er vor Verlegenheit. »Altes Spielzeug verkaufen ist doch was anderes als so was da…« Nervös nahm er Bo das kleine Medaillon aus der Hand.
»Wieso ist das was anderes?« Scipio musterte ihn, als könnte er an Prospers Gesicht ablesen, ob Bo Recht hatte oder nicht. »Also, ich wäre heilfroh, wenn du das übernimmst, Prop«, sagte Mosca.
»Ja.« Wespe schüttelte sich. »Mir wird schon ganz anders, wenn der Rotbart mich nur anguckt mit seinen kleinen Schweinsaugen. Ich denk immer, er lacht uns heimlich aus oder ruft gleich die Polizei oder tut sonst was Gemeines. Ich kann es jedes Mal kaum erwarten, wieder aus seinem Laden rauszukommen.« Prosper kratzte sich verlegen hinterm Ohr. »Na gut, wenn ihr meint«, murmelte er. »Feilschen kann ich wirklich ganz gut. Aber dieser Barbarossa ist ein gerissener Kerl. Ich war ja letztes Mal dabei, als Mosca ihm was verkauft hat…«
»Versuch es.« Ohne ein weiteres Wort sprang Scipio auf und hängte sich den leeren Beutel wieder über die Schulter. »Ich muss los. Ich habe noch eine Verabredung heute Nacht. Aber ich komme morgen wieder. Irgendwann…«, er schob sich die Maske über die Augen, »… am späten Nachmittag. Ich will schließlich hören, was der Rotbart euch für die Sachen gezahlt hat. Wenn er weniger a ls…«, nachdenklich blickte er auf seine Beute hinunter, »also, wenn er weniger als zweihunderttausend Lire bietet, dann nehmt das Zeug erst mal wieder mit.«
»Zweihunderttausend?« Riccio blieb vor Ehrfurcht der Mund offen stehen.
»Die Sachen sind bestimmt noch viel mehr wert«, murmelte Prosper.
Scipio drehte sich um. »Wahrscheinlich«, sagte er über die Schulter. Unheimlich sah er aus mit der langen schwarzen Vogelnase, fremd. Die

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