Herr der Finsternis
einem großen Fest voller Triumph verzehrt. Und genauso verfuhren sie mit den Leichen der Männer und des Mann-Kindes, die sie geopfert hatten.
Doch später, als der Wind in meinen Segeln stand und mich auf meiner Reise tiefer ins Reich der Jaqqas getragen hatte, kamen sie zu dem Schluß, daß ich nicht länger ein Christ sei und in ihre geheimsten Riten eingeführt werden könne. Und so geschah es, und ich werde darüber berichten, wenn die Zeit dazu gekommen ist. Doch obwohl ich Zeuge der heiligsten ihrer heiligen Riten wurde, habe ich nicht einmal den Teufel gesehen, wenn ich ihn nicht doch gesehen und sein Antlitz nicht erkannt habe. Doch ich bezweifle, daß er wirklich erschien.
Als wir einmal in ihrem Lager unter den großen, sich weit ausbreitenden Ästen eines Ollicondi-Baumes auf dem feuchten, schwarzen Erdboden saßen, erzählte Kinguri mir von den vielen Wundern, die er auf seinen Wanderungen durch diese Länder gesehen hatte. Er sprach von einem Tier namens Empalanga { * } , das in Größe und Gestalt einem Ochsen ähnelte, aber den Hals und den Kopf hoch aufgerichtet hält und breite und gekrümmte Hörner hat, die drei Handbreiten lang, in knotenartige Auswüchse unterteilt und am Ende spitz sind; aus diesen Hörnern kann man sehr gute Kornette machen, die einen hervorragenden Klang haben. Ich selbst habe keins dieser Geschöpfe gesehen, doch ich glaube, sie sind schwerer zu finden als der Teufel, da er überall auf einen lauert und sie scheu und selten sind.
Dann erzählte er mir noch von der großen Wasserotter namens Naumri, einer Schlange, die am Wasser lebt, auf die Äste und Zweige eines Baumes kriecht und von dort aus das Vieh beobachtet, das zur Tränke kommt. Wenn ein solches Tier dann in ihre Nähe kommt, läßt sie sich darauf hinabfallen, schlingt sich mannigfach um seinen Körper und schlägt mit dem Schwanz auf sein Hinterteil; und so erdrückt sie das Tier und beißt so viele Löcher hinein, daß es schließlich verendet. Und dann schleppt sie die Beute an einen abgelegenen Ort, um sie ungestört zu verschlingen, mit Haut, Hörnern, Hufen und allem.
Nachdem ich diese Geschichte gehört hatte, erzählte ich Kinguri von dem Coccodrillo, das in Loango die ganze Alimbamba von acht Sklaven gefressen hatte, woraufhin er lachte und sagte: »Nay, es ist unmöglich, daß ein Coccodrillo so viel fressen kann!« Als ich schwor, selbst gesehen zu haben, wie man das Ungetüm aufschnitt, wurde er zuerst wütend und bezichtigte mich der Lüge, und ich dachte schon, er würde mich mit der flachen Klinge seines Schwertes schlagen. Doch dann beruhigte er sich, und später hörte ich, wie er Imbe Calandola die Geschichte erzählte, nur daß es dies mal elf Sklaven gewesen waren, die das Coccodrillo gefressen hatte, und nicht bloß acht.
Von Kinguri erfuhr ich von dem großen Vogel namens Strauß, der größer als ein Mensch ist und Füße hat, die einen Menschen mit einem einzigen Tritt töten können. Wegen seiner gewaltigen Größe kann er nicht fliegen. Und er erzählte mir von gewissen anderen seltsamen Geschöpfen, die so groß wie Widder sind, Schwingen wie Drachen haben, lange Schwänze, mehrere Zahnreihen, und rohes Fleisch fressen. Sie sind grün und blau gefärbt, und ihre Haut besteht aus Schuppen; und nur zwei Beine haben sie, mehr nicht. Ich hatte in Mofarigosats Stadt von diesen Drachen gehört; einige davon werden von den Schwarzen angebetet und in besonderen Käfigen gehalten. Solch einen Drachen habe ich jedoch niemals gesehen. Kinguri versprach zwar, er würde mir einen zeigen, wenn wir in der Nähe von einem weilten, doch dieses Versprechen hielt er nicht.
»Wenn wir unter die Elephantos gehen«, sagte Kinguri, »werden wir vielleicht auch die Drachen sehen, denn diese führen oft Krieg gegeneinander, was wundersam anzusehen ist.«
»Ah«, sagte ich, »wie bekämpfen sie sich?«
Und er sagte, die Drachen würden das Blut der Elephantos begehren, denn das Blut der Elephantos sei sehr kalt und würde das fiebrige Blut der Drachen abkühlen, das zu heiß sei. Daher legt sich der Drache auf die Lauer, bis ein Elephanto vorbeikommt, und windet dann seinen Schwanz (der von außergewöhnlicher Länge ist) um die Hinterbeine des Elephantos, hält sich so an ihm fest, stößt seinen Kopf in dessen Rüssel und saugt ihm den Atem aus oder beißt ihn ins Ohr, und wenn der Elephanto geschwächt ist, stürzt er auf die Schlange mit Schwingen, die nun voller Blut ist, und zerquetscht sie mit
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