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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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bei unseren Wanderungen durch diese Provinz von Kalungu ein anderes berühmtes, schwergewichtiges Tier, von dem ich schon viel gehört, aber dem ich in Afrika zuvor noch nicht begegnet war. Dies war das Rhinozeros, was eine Art Elephanto ist, aber nicht so groß und ohne den Rüssel oder die großen Ohren, aber mit einem Horn auf der Nase. Wie die Elephantos sind auch die Rhinozerosse gewaltig und dickhäutig und von grauer oder weißer Farbe, und sie haben schwere, flache Füße, unter denen das Erdreich erzittert, wenn sie laufen. Ich sah zuerst zwei, die meine Jaqqa-Frau Kulachinga mir zeigte. »Das sind Mutter und Tochter«, sagte sie, und kurz darauf folgte der Gatte, solch ein Monstrum, daß ich es kaum glauben konnte, gigantisch, wie eine Festung auf vier dicken, schweren Beinen. Sie gingen an uns vorbei, ohne jemandem Schaden zuzufügen, und ich starrte ihnen nach, als hätte ich drei Phantome aus einem Alptraum gesehen.
    »Habt ihr in England solche Tiere nicht, Andubatil?« fragte Kulachinga.
    »Nay«, sagte ich, »keine Rhinozerosse, keine Elephantos, keine Coccodrillos, keine Zevveras, nichts davon.«
    »Dann habt ihr gar keine Tiere?«
    »Doch, wir haben Vieh«, sagte ich, »und Schafe und Ziegen und Schweine und Hunde und Katzen und so weiter. Und in den Wäldern leben große Hirsche und vielleicht ein oder zwei Einhörner, doch ich glaube, es ist lange her, daß man in unseren Gestaden solch ein Geschöpf gesehen hat. Doch Rhinozerosse haben wir kein einziges.«
    »Was für ein seltsames Land«, sagte Kulachinga.
    Und ich dachte bei mir selbst: Ja, wie überaus seltsam, mit seinen grünen Feldern, die wie gepflegte Teppiche aussehen, und seinen kleinen Hügeln, der kühlen, regnerischen Luft und den Eichen und Ulmen, die die verwelkten Blätter fallen ließen, wenn die ersten kühlen Herbstwinde kamen. Ich hatte mittlerweile halb so lang in Afrika wie in England gelebt, oder beinahe jedenfalls, und mich an Ollicondi-Bäume und Palmen und Dornenbüsche und Elephantos und Coccodrillos gewöhnt. Und ich konnte mir gut vorstellen, daß mir mit der Zeit sogar Rhinozerosse so vertraut vorkommen würden wie ein Rehbock auf einem Hügel.
    Ich lebte in jenen Tagen in der einträchtigsten Harmonie mit dieser meiner Jaqqa-Frau, und dies war an sich schon seltsam. Denn sicher waren wir nicht als Gefährten füreinander geschaffen. Zuerst konnten wir uns kaum miteinander unterhalten, da ich nur die spärlichsten Kenntnisse der Jaqqa-Zunge und sie gar keine von meiner Sprache hatte. Wie es meine Art war, konnte ich mich in der Jaqqa-Zunge bald fließend verständigen, doch selbst das verhieß nicht unbedingt eine wirklich gute Ehe, denn in England gibt es ja viele Millionen Männer und Frauen, die die Sprache des anderen als eigene Muttersprache haben und dennoch einander die erbärmlichsten Gefährten sind. Und hier war nun Kulachinga mit ihrer vernarbten und zerfurchten Haut, den ganzen Körper eingeschmiert und eingeölt mit seltsamen, befremdlich riechenden Substanzen, das Haar mit rotem Ton und noch mehr Schmiere aufgerichtet, und sie war so wenig für mich geschaffen und ich für sie wie ein Coccodrillo für ein Rhinozeros. Und doch paßten wir gut zueinander.
    Dies rührte wohl teilweise daher, weil sie ein wollüstiges Weib war und ich schon immer scharfe Freude an den Vergnügungen des Fleisches genommen hatte. Wenn zwischen einem Mann und einer Frau heiße Leidenschaft besteht, kann man über viele andere Dinge hinwegblicken, in denen man sich sehr unterscheidet, denn die Lust ist eine Brücke, die selbst die entferntesten Inseln miteinander verbindet. Und wir spielten das Spiel der miteinander verschlungenen Körper häufig und spielten es gut, sie auf Art der Jaqqas und ich auf englische Art. Sie wollte mich nicht küssen, und oft bot sie sich mir nach Art der Hunde an, ihr pralles Hinterteil hochgereckt, doch wie dem auch war: Ich stieß vor, wir vereinigten uns, und ich glitt vor und zurück in ihrer tiefen, doch engen Rinne, die von ihren süßen, natürlichen Säften geradezu tropfte, und Nacht um Nacht schoß ich meinen heißen Talg in sie hinein, und sie schrie vor Entzücken.
    Es war tatsächlich der Fall, daß ich mich allmählich durch Frauen, die, Schritt um Schritt, immer dunkler, immer barbarischer waren, in mein afrikanisches Leben einfügte. Meine erste Lehrerin war Doña Teresa gewesen, die den äußeren Anschein einer Portugiesin erweckte und eine Frau von betörender Schönheit war, die

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