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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Vergnügungen, die mir hier nicht zugänglich sind, der Moriskentanz und die Spiele mit Kugeln auf dem Dorfgrün.«
    »Diese Worte sind für mich unverständlich.«
    »Was für eine Jahreszeit haben wir?«
    »Der Regen ist über uns gekommen.«
    »Aber nicht die Heere König Ngolas?«
    »Nay, es ist Frieden. Und ein neuer Gouverneur kommt zu uns, Don Francisco d’Almeida.«
    Mein Herz schlug schneller. »Werdet Ihr bei ihm um meine Freiheit nachsuchen?«
    »Das werde ich«, sagte sie. »Und ich werde mit einem anderen bedeutenden Mann der Kolonie sprechen, Don João de Mendoça, der mir gut bekannt ist. Ich werde Euch hier herausholen, Andres.«
    »Ich bete nur, daß es bald geschehen wird.«
    »Was werdet Ihr mir geben, wenn ich Euch freibekommen habe?«
    Dies konnte ich nicht ergründen. »Euch geben? Was habe ich zu geben? Ihr seht mich in Lumpen, in weniger als Lumpen. Wo ist mein verborgener Goldschatz, Doña Teresa? Kennt Ihr ein Geheimnis, das selbst mir ein Geheimnis ist?«
    »Ich weiß, wo Euer Gold ist«, sagte sie.
    »Dann sagt es mir.«
    Sie kam an meine Seite und legte die Hand auf mein Haar, das rauh und verfilzt und schmutzig war, aber doch noch gelb, noch immer das schöne englische Haar, das in diesen Landen so selten ist.
    »Dies ist Gold«, sagte sie. Sie berührte meinen Bart. »Und hier ist mehr davon. Heilige Maria, seid Ihr schmutzig!«
    »Es gibt hier nur wenig Bademöglichkeiten, Doña Teresa.«
    »Ich werde dies ändern«, sagte sie und strich mir wieder über das Haar. Und musterte mich lange und seltsam.
    Solche Dreistigkeit hatte ich in den Tagen meiner Krankheit nicht an ihr bemerkt. Denn gewißlich flossen nun solche Strömungen zwischen uns, wie ich sie zwischen Mann und Frau kenne, und meine lange Einsamkeit hatte mich darin nicht getrogen. Eine Frau spielt nicht mit dem Haar eines Mannes und liebkost seinen Bart, ohne Regungen hervorzurufen. In dem Hospiz hatte ich gekrümmt und nackt vor ihr gelegen, faulig durch die Fäule meines eigenen Körpers, und sie schien nichts weiter als eine hilfreiche Frau eines Ordens zu sein, die einen glücklosen Kranken pflegte. Doch dies war etwas ganz anderes, dieses scheue Liebäugeln, dieses Spiel der verspielten Koketterie und des geheimen Begehrens.
    Und als sie ganz nahe neben mir stand, griff sie in ihre Gewänder und holte einen kleinen Gegenstand heraus, den sie nacheinander lange an den Brüsten rieb und dann am Bauch und schließlich zwischen den Schritt drückte. Woraufhin sie dieses Ding nahm, in meine Hand drückte, meine Finger darüber zusammenbog und mir, verstohlen lächelnd, heißblütig in die Augen sah.
    »Behaltet dies bei euch«, sagte sie, »und alles wird gut werden.«
    Ich öffnete die Hand und betrachtete das Ding. Es war eine Holzschnitzerei, geschickt aus einem sehr schwarzen Holz gearbeitet, die eine Frau mit einem geschwollenen Leib zeigte, als ginge sie schwanger und mit schweren Brüsten und einem tiefen Schlitz an der Stelle ihres Geschlechts, und an dem Kopf war Haar befestigt: fünf oder sechs Strähnen dunklen, dicken Haares, das dem Doña Teresas ähnlich sah. Als ich dieses kleine Idol mit meinem Daumen berührte, fühlte es sich warm an, als enthielte es die Wärme ihres eigenen Körpers, an dem sie es gerieben hatte; und dies beunruhigte mich, denn es roch nach Hexerei.
    »Was ist das für ein Ding?« fragte ich.
    »Ein Talisman«, sagte sie, »um Euch vor Bösem zu schützen, während Ihr an diesem Ort seid, und auch immer danach.«
    »Ein teuflisches kleines Amulett, meint Ihr?«
    »Ein Amulett«, sagte sie, »doch nicht teuflisch.«
    »Ich glaube, ein jedes Amulett wurde vom Teufel gemacht.«
    »Auch ein Kruzifix? Ist dies denn kein Amulett?«
    »Aye«, sagte ich. »Ich verabscheue alle diese Dinge, selbst die, von denen die Papisten behaupten, sie seien christlich.«
    »Nun, verabscheut dieses nicht«, sagte Doña Teresa. »Denn es wird Euch behüten, Andres.« Sie faltete erneut meine Finger darüber und sagte und flüsterte mir leise ins Ohr: »Nehmt es. Habt es stets bei Euch. Tut dies für mich als Entgelt für die Dienste, die ich Euch erwiesen habe und in Zukunft noch erweisen werde. Werdet Ihr das, Andres?«
    »Das werde ich«, sagte ich zögernd. »Doch nur, weil es Euer Geschenk ist, und ich gern daran denke, daß es von Euch kam. Doch ich sage Euch, ich verabscheue alle Amulette des Teufels.«
    »Ich sage erneut, es ist nicht des Teufels.«
    »Es ist aber auch kein christlich Ding.«
    »Nay,

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