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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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nun viel gebetet; die Männer fielen bei jeder leichten Veränderung der Windstärke auf die Knie, bekreuzigten sich und spielten mit ihren Rosenkränzen. Mir selbst waren zu dieser Zeit Gebete auch nicht fremd, und ich sah sogar den schurkischen Tristão Caldeira de Rodrigues in tiefer Andacht. Ich sah ihn an, als wollte ich sagen:»Siehst du? Die Dämonen von Loango suchen nach dem, der die Toten geschändet hat!« Doch er wollte meinen Blick nicht erwidern und sah schuldbewußt zur Seite. Ich glaube, er hatte Angst, ich würde ihn bei Faleiro denunzieren und hätte ihn über Bord werfen lassen, als sei er der Jonas in unserer Mitte. In der Tat kam mir dieser Gedanke in den Sinn. Und mir kam auch in den Sinn, daß Rodrigues solch einem Zug meinerseits zuvorkommen könnte, indem er mich erschlug; so schlief ich die ganze Nacht über nicht und behielt meine Waffe in der Hand, für den Fall, daß er wie ein Meuchelmörder herangekrochen käme.
    Noch etwas überdachte ich, aber nur kurz, und zwar, ob nicht ich die Wurzel und der Anlaß dieses schrecklichen Windes sein könnte. Denn trug ich nicht eine kleine Hexenstatue bei mir, die Doña Teresa für mich gemacht hatte, und rieb ich sie aus reiner Gewohnheit nicht von Zeit zu Zeit, was auch eine Art von Verehrung war? Ich bedachte, ob dies nicht vielleicht den Zorn Gottes auf mich gelenkt hatte, da ich ja zu einer heidnischen Gottheit betete und um einen Begierde-Zauber ersuchte. Als ich an der Reling des Schiffes stand, überlegte ich wieder einmal, meinen kleinen Teresa- Mokisso ins Wasser zu werfen, um uns vor der Bedrohung des Meeres zu bewahren. Doch ich konnte es nicht. Das Ding war kostbar, da es von ihrer Hand gefertigt war, und rief in meiner Erinnerung all die leidenschaftlichen Stunden zurück, die wir einander verschlungen in den Armen des anderen verbracht hatten. Es über Bord zu werfen, hieße Doña Teresa über Bord zu werfen: Und dies konnte ich nicht. Sie hielt mich in ihrer unlösbaren Umklammerung.
    Und hatte ich nicht schon Reisen mit diesem Idol an meiner Seite gemacht, und hatten wir bei diesen Schiffbruch erlitten? Wenn ich für eine Götzenverehrung bestraft werden sollte, wäre dies schon längst geschehen. So behielt ich das geschnitzte Idol bei mir und betete, daß ich dadurch nicht die Schuld am Tod anderer auf mich nahm, denn diese würde im Fegefeuer schwer auf meiner Seele lasten.
    Und der Wind erhob sich und erhob sich, und die Luft wurde noch trockener und heißer, und dann ereignete sich, was wir alle befürchtet hatten, denn der Wind schlug um und wehte aus dem Westen und trieb uns über eine wilde schlingernde See der unbekannten Küste entgegen. In diesem heftigen Sturm blähten sich unsere Segel auf wie die Wangen Boreas’, so daß wir dachten, das Tuch würde nicht halten, und sie einholen wollten. Doch bevor wir dies konnten, riß der starke Wind das Hauptsegel vom Mast. Als wir sahen, daß wir unser Segel verloren hatten, liefen wir alle zum Focksegel, um es einzuholen, bevor es ebenfalls entkleidet wurde. Nun ließen die Wellen, die vom Westen heran peitschten, und die, die sich im Osten aufbäumten, unser Schiff derart mit Wasser vollaufen, daß wir jedes Mal, wenn es zur Seite geworfen wurde, dachten, es würde auf Grund gehen; und doch zogen wir das Risiko, die Wellen könnten das Schiff dwars legen, dem vor, ohne jedes Segel zu verbleiben.
    Wie wir schufteten.
    Wir hatten das Focksegel noch nicht ganz eingeholt, als die See die Infanta Beatriz tatsächlich dwars legte. Im gleichen Augenblick brachen drei so gewaltige Wellen über ihr zusammen, daß sie schwer rollte und die Takelage und die Mastbalken auf der Backbordseite barsten.
    »Fällt den Mast!« rief Faleiro.
    Seine Worte wurden vom Wind verweht, doch trotzdem: Jeder von uns wußte, was zu tun war. Wir ergriffen unsere Äxte und schickten uns an, den Großmast zu fällen, als er über den Ringen der Schlingerborte brach, als hätten wir ihn mit einem Schlag gefällt, und der Wind ihn zusammen mit dem Topp und den Wanten nach Steuerbord ins Meer warf, als sei er ganz leicht. Dann fällten wir die Takelage und die Wanten auf der anderen Seite, und alles stürzte ins Meer.
    Da wir nun ohne Mast und Rah waren, machten wir einen kleinen Mast aus dem Stumpf, der uns vom alten geblieben war, indem wir ein Stück einer Spiere daraufnagelten, und machten aus einer anderen Spiere eine Rah für ein Großsegel und so weiter. Doch all dies war so zusammengehämmert und

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