Herr der Finsternis
schrecklichen Hitze der gnadenlosen Sonne und bauten einen Palast für den Gouverneur, der viel majestätischer war als der alte, und auch Häuser für den Bruder des Gouverneurs, Don Jeronymo d’Almeida, und für die zahlreichen anderen großen Fidalgos, die dieser Gouverneur aus Portugal mitgebracht hatte. All dies waren sehr große Bauten aus Kalk und Stein, der aus großer Entfernung herangeschafft und mit Ziegeln aus Lissabon bedeckt wurde, was einen sehr würdigen, ehrfurchtserregenden Eindruck hervorrief und den Ort bedeutungsvoll aussehen ließ; denn das Weiß des Kalks und das fröhliche Blau und Gelb der Ziegel tanzten im hellen Sonnenlicht höchst verspielt im Auge.
Unterhalb dieser prachtvollen Bauten waren viele andere entstanden und auch Kasernen für die Hunderte neuer Soldaten, die Don Francisco aus Angola mitgebracht hatte. Die Errichtung dieser Gebäude hatte nicht wenige Eingeborenenleben gefordert. Denn obwohl an diesem Ort alle Jahreszeiten warm sind, ist die Regenzeit oft übler als die Dürre, und d’Almeida hatte seine Leute angehalten, trotz der Hitze zu arbeiten, so daß viele von ihnen zusammengebrochen und gestorben waren, obwohl sie dieses Klima gewohnt waren.
Dies erfuhr ich von Don João de Mendoça, der mich mittlerweile als eine Art Vertrauten ansah. »Sie begraben ein Dutzend Schwarze am Tag«, sagte er stirnrunzelnd, »und noch immer zeigt d’Almeida keine Mäßigung. Er will, daß sein Palast vor dem Winter fertig ist.«
»Ist der Mann verrückt?«
»Nein, Andres, nicht verrückt, nur dumm. Sehr, sehr, sehr dumm.« Don João musterte mich lange und eindringlich. »Das ist keine Art, seine Arbeiter zu behandeln.«
Ich erinnerte mich daran, daß Don João der Mann war, der im Zorn einem ungeschickten Sklaven eine Schüssel mit scharfer Sauce in die Augen geworfen hatte.
»Es ist eine Verschwendung, daß sich all diese Männer zu Tode schuften, denn einige von ihnen haben Befähigungen, die nicht leicht zu ersetzen sein werden«, und ich begriff, daß Don Joãos Einwände solche der Wirtschaftlichkeit und nicht der Moral waren. Er lachte und sagte: »Doch eines Tages wird Don Francisco von hier fortgehen, und sein Nachfolger wird den Palast benutzen. Also kommt wohl doch etwas Gutes dabei heraus.«
Don João mußte mir nicht sagen, daß er große Hoffnungen hegte, selbst in diesem Palast zu wohnen. Jeder, der Augen im Kopf hatte, wußte von der Rivalität zwischen ihm und d’Almeida: Don João war der stärkere und gerissenere Mann, Don Francisco hielt die königliche Ernennung. Niemand in Angola bezweifelte, daß das Amt des Gouverneurs nach seiner letzten Vakanz an Don João hätte gehen sollen; doch Don Francisco war von höherer Geburt, und er hatte die besseren Beziehungen im Vaterland. Es war schlau von Don João, keine Verstimmung zu zeigen, bei der Besetzung dieses Amtes übergangen worden zu sein, und doch mußte es bitter für ihn sein, da Angola plötzlich voll neuer Männer war, den Satrapen Don Franciscos, und auch diese zwischen ihm und der wahren Macht in der Kolonie standen.
Als wir mit diesen Angelegenheiten fertig waren, richtete sich das Gespräch auf unsere traurige Reise. Er hatte einen beträchtlichen Verlust erlitten, denn ihm hatte der größte Teil der Fracht gehört, die mit der Pinasse untergegangen war; doch erneut zeigte er sich nicht allzu betrübt darüber.
»Es wird andere Reisen geben«, sagte er. »Und ich hoffe, daß du eine wichtige Rolle bei ihnen spielst, denn ich habe von Faleiro viel von deinem Mut und Geschick gehört.«
»Das Geschick habe ich von meinem Vater geerbt«, gab ich zurück. »Und was den Mut betrifft, so war er nötig, um mein Leben zu retten.«
»Und das Leben anderer, habe ich vernommen. Alle Männer sprechen hoch von dir.«
»Ich bin froh, mir ihre Achtung verdient zu haben.«
»Ihre Achtung und mehr. Denn was die nächste Fahrt betrifft, so wirst du einen Anteil vom Gewinn bekommen. Es ist nicht rechtens, daß ein Mann sein Leben aufs Spiel setzt, um für uns Lotse zu sein, ohne seinen gerechten Anteil am Ertrag zu erhalten.«
Es überraschte mich sehr, daß die Portugiesen mich mit einem Anteil bedenken wollten. Doch ich dankte ihm nur herzlich, ohne den Hauch eines ungnädigen Gedankens verlauten zu lassen.
»Berichte mir von den Ereignissen eurer Reise, Andres«, sagte er, »bevor es zum Schiffbruch kam.«
Dies tat ich dann auch mit genauen Einzelheiten, wobei ich lange bei den seltsamen Dingen
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