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Herr der Nacht

Herr der Nacht

Titel: Herr der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Gebinde, sondern tatsächlich wachsende Pflanzen, die unsichtbar den Strähnen und Haarwurzeln entsprossen. Blasse, sehr blasse grünlich-gelbe Blumen in dichten Bündeln, winzige, immerblühende Schlüsselblumen in jenen dunklen Flechten, wie Tau auf einem Blatt.
    Dresaem schnappte nach Luft. Diese Lieblichkeit erweckte selbst seine schlafenden Sinne, so wie die Augen Asrharns in sein verwirrtes Gehirn gedrungen waren.
    Der Name der Eschvafrau war Jaseve. Zuvor war der junge Mann sehr schnell eines einzelnen Körpers, eines einzelnen Gesichts überdrüssig geworden. Aber die Dämonen waren nicht von dieser Art, Männer wurden ihrer nicht müde, und auch nicht Frauen.
    Jaseve zog Dresaem in ihre Arme, die wie das Verlangen selbst waren.
    Asrharn war gegangen. Dresaem lag mit der Dämonin auf einer duftenden Lagerstatt. Er entblößte ihre Brüste, die Hügeln aus Schnee glichen, sie entblößte seine Brust, Gold von der Sonne. Er deckte das schwarz bewaldete Tal ihrer Lenden auf, das selbst hier mit gelben Blumen übersät war, sie entblößte auch ihn und liebkoste mit ihren Lippen zärtlich den brennenden Turm, den seine Leidenschaft ihm gebaut hatte.
    Die Sonne ging nicht am Himmel auf, sondern in Dresaems Körper. Der Triumphwagen der Sonne, der von scharlachroten Pferden gezogen wurde, fuhr durch das Tor von Jaseves reichem Palast. Aber die Pferde streiften bei dieser Gelegenheit nicht ihre Zügel ab. Die ewige Zeit der Dämonen ließ den menschlichen Liebhaber über sich hinauswachsen. Er ritt in alle Ewigkeit, ein weißer, gekrümmter Bogen über dem weißen Halbmond ihres Fleisches unter ihm, ritt, bis er geschmolzen, ritt, bis er ganz Feuer war. Erst nach vielen Ewigkeiten qualvoller Wonne durchbohrte und zerschmetterte er die Sonne und fiel mit ihren Bruchstücken viele weitere Ewigkeiten hinunter in den Ozean Jaseves.
    Wie Asrharn ihm gesagt hatte, lebte er nun wie der Mond des Nachts. Er erwachte, wenn das Tageslicht floh und die Sterne sich im Äther verfestigten. Dann pflegte er zu schmausen und es sich bequem zu machen. Tausend unsichtbare Diener warteten ihm auf, versorgten ihn mit allem, wonach ihm der Sinn stand, noch bevor er daran denken konnte. Wenn er das Bedürfnis nach Kampf in sich aufsteigen spürte, erschienen Riesen und Krieger an den Kupfertoren und schrien Herausforderungen. Er schlug sie alle ruhmreich, oder schien sie zu erschlagen: sie waren Trugbilder. Für seine anderen Gelüste gab es Jaseve. Das Geräusch ihrer Schritte auf den Marmorfußböden genügte, um ihn zu erregen. Strudel der Lust, Abgründe siegreicher Gewalttaten, diese schmeichlerischen Künste verzauberten ihn fünf Nächte hindurch. Und wenn die fünf Sonnen, die diesen fünf Nächten folgten, aufgingen, fiel Dresaem erschöpft auf sein königliches Bett und schlief, bis der letzte Farbton den Himmel wieder verlassen hatte.
    Auf diese Weise sah er niemals, was aus dem Palast wurde, wenn die Sonne die Einöde erreichte, sah niemals, was aus seinem königlichen Bett wurde, aus den zerdrückten Rosen unter seinem Rücken, den aufgespießten Riesenköpfen auf seinem Tor. Denn diese Herrlichkeiten und Greuel waren Dinge der Nacht. Wenn die Sonne sie traf, lösten sie sich in Luft auf, alles außer einigen gediegenen Räderwerken, die von den Drin angefertigt worden waren. Bäume lösten sich auf wie Tinte in Wasser, Türme verwandelten sich flimmernd zu Rauch, Pfauen lagen glanzlos aufeinandergetürmt. Die einzigen Wände um den schlafenden Jüngling waren die kahlen Granitschichten, sein einziger Schutz ein Felsbogen. Jaseve war in die Unterwelt zurückgekehrt, um den Tag zu meiden. Dresaem lag allein in einer durch Zauber hervorgerufenen Betäubung, bis die Dunkelheit wiederkehrte und mit ihr Asrharn, um den Palast um ihn herum neu zu erschaffen und um Jaseve aus dem Alabasterkrug zu gießen, mit Schlüsselblumen, die in ihrem rabenschwarzen Haar wuchsen.
    Fünf Nächte erwachte Dresaem und schwelgte, fünf Tage schlief er wie ein Toter.
    Und am fünften Tag erkletterte Schesael den Granithaufen und fand ihn.
    Sie war dünn und bleich. Die Reise war auszehrend und schrecklich gewesen. Die leeren Einöden waren furchtbar unter dem unerbittlich heißen Himmel, und nach Sonnenuntergang bliesen die kalten Winde. Ihre Kleider waren Lumpen, ihre Füße und Hände bluteten, doch sie hatte nichts davon wahrgenommen; ihr Schmerz und ihre Erschöpfung bedeuteten ihr nichts. Das Ziel lag immer vor ihr. Ihr Instinkt führte sie

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