Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
den Landstraßen der Vereinigten Staaten, auf
    den angrenzenden Meeresteilen und in der Luft über Ame-
    rika. Der Leser weiß schon, unter welchen Verhältnissen sie
    nach ihrer vergeblichen Verfolgung auf dem Eriesee und
    dem Niagarastrom durch die Luft hin entfloh, während ich
    mich auf ihr als . . . Gefangener befand.
    17. KAPITEL
    Gleich Gott
    Welchen Ausgang würde wohl das Abenteuer haben, worin
    ich verwickelt war? . . . Konnte ich, mochte er näher oder
    ferner liegen, selbst darauf einwirken? Lag das nicht viel-
    mehr ganz in Roburs Hand? . . . Wahrscheinlich würde sich
    mir niemals Gelegenheit bieten zu fliehen, wie das Uncle
    Prudent und Phil Evans auf der Insel Chatam gelungen war.
    Nein, für mich hieß es warten, warten, doch wie lange?
    Wenn sich meine Neugierde jetzt einigermaßen befrie-
    digt fühlte, so war das doch nur bezüglich der Geheim-
    nisse des Great Eyrie der Fall. Nachdem ich endlich über
    den Felsenwall hinübergekommen war, kannte ich auch die
    Ursache der in diesem Teil der Blue Ridge Mountains beob-
    achteten Erscheinungen. Mir war’s jetzt zur Gewißheit ge-
    worden, daß weder die Landbevölkerung dieses Bezirks von
    North Carolina, noch die Einwohner von Pleasant Garden
    oder von Morganton einen Vulkanausbruch oder ein Erd-
    — 257 —
    beben zu fürchten hatte. Hier arbeiteten keine vulkanischen
    Kräfte im Erdinnern, kein Krater öffnete sich in diesem
    Winkel der Alleghenies; der Great Eyrie diente nur Robur
    dem Sieger als trefflich geschützte Zufluchtsstätte. Bei einer
    seiner Luftreisen mochte er diesen unersteigbaren Horst
    entdeckt haben, wo er sein Material, seinen Proviant usw.
    niederlegte, ein Ort, der ihm dafür offenbar noch geeigne-
    ter erschienen war, als die Insel X im Pazifik.
    Doch wenn mir dieses Geheimnis jetzt auch bekannt
    war, wußte ich doch eigentlich noch nichts von dem wun-
    derbaren Flugapparat und von der verschiedenen Art sei-
    ner Verwendung. Angenommen, daß sein mehrfacher Me-
    chanismus durch Elektrizität in Tätigkeit gesetzt wurde und
    daß er diese Elektrizität, wie der ›Albatros‹, auf bisher un-
    bekanntem Weg aus der Luft der Umgebung entnahm . . .
    die Anordnung des Mechanismus blieb für mich doch nach
    wie vor ein Rätsel. Man hatte mich diesen und man würde
    mich ihn ja niemals sehen lassen.
    Bezüglich der Frage wegen meiner Freiheit und ob ich
    diese noch einmal wieder erhalten würde, hatte ich mir wie-
    derholt Gedanken gemacht.
    »Ganz sicherlich«, sagte ich mir, »kommt es Robur dar-
    auf an, unerkannt zu bleiben. Was er mit Hilfe seines Ap-
    parats noch auszuführen gedenkt, davon wird man, fürchte
    ich, wenn ich an seine Drohungen denke, mehr Schlimmes
    als Gutes zu erwarten haben. Jedenfalls wird er das in der
    Vergangenheit beobachtete Inkognito auch in der Zukunft
    zu bewahren suchen. Nur ein einziger Mensch ist imstande,
    — 258 —
    die Identität des ›Herrn der Welt‹ und Robur des Siegers zu
    beweisen, und dieser Mensch bin ich, sein Gefangener, ich,
    der den Auftrag hat, ihn zu verhaften, ich, dem die Pflicht
    oblag, ihm im Namen des Gesetzes die Hand auf die Schul-
    ter zu legen!«
    Doch konnte ich andererseits von draußen Hilfe erwar-
    ten? . . . Offenbar nein. Die Behörden konnten ja nichts da-
    von wissen, was bei Black Rock vorgegangen war. Die Poli-
    zisten John Hart und Nab Walker waren mit Wells jedenfalls
    nach Washington zurückgekehrt, und Mr. Ward konnte sich
    nach Anhörung ihres Berichts wegen meines Todes keinem
    Zweifel mehr hingeben. Die Sachlage war ja kurz folgende:
    Entweder war ich, als die ›Terror‹ die Bucht verließ und
    mich am Tau ihres Ankers nachschleppte, im Eriesee er-
    trunken, oder ich befand mich, wenn man mich an Bord
    der ›Terror‹ aufgenommen hatte, in den Händen ihres Ka-
    pitäns.
    Im ersten Fall blieb nichts anderes übrig, als um John
    Strock, den Oberinspektor der Polizei in Washington, zu
    trauern. Und im zweiten . . . konnte man denn die Hoffnung
    nähren, diesen jemals wiederzusehen?
    Wie berichtet, fuhr die ›Terror‹ den Rest der Nacht und
    den folgenden Tag über den Eriesee hin. Gegen 4 Uhr be-
    gannen in der Nähe von Buffalo zwei Torpedojäger das
    Fahrzeug zu verfolgen, und diesem gelang es, teils durch
    seine größere Fahrgeschwindigkeit, teils durch zeitweiliges
    Untertauchen, ihnen zu entkommen.
    Eilten sie ihm auch noch zwischen den Ufern des Nia-
    — 259 —
    garastroms nach, so mußten sie hier doch haltmachen, da
    die Strömung

Weitere Kostenlose Bücher