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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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ihr irrt euch. Der Mann, den ihr vor einigen Stunden behandelt habt, war ein unfreiwilliger Hochstapler. Ich bin der wirkliche Siddhartha, o namenloser Priester, und ich bin gekommen, um meinen Körper zu fordern - einen, der unversehrt und stark ist und kein verborgenes Leben hat. Ihr werdet mir diesen Körper geben. Ob es freiwillig geschieht oder ob ich Euch dazu zwingen muß - in jedem Fall werdet Ihr mit meinen Körper geben.«
    »Glaubt Ihr?«
    »Ja, das glaube ich«, entgegnete der Fürst.
    »Angriff!« schrie der Meister und holte mit seinem dunklen Stab zu einem Schlag gegen den Kopf des Fürsten aus.
    Der Fürst duckte sich unter dem Hieb weg, wich zurück und zog seine Klinge. Zweimal parierte er den Stock des Schwarzen. Dann traf ihn ein dritter Schlag an der Schulter, ein Streifschlag nur, aber ausreichend, um ihn taumeln zu lassen. Verfolgt von dem Priester, bewegte er sich rückwärts um die weiße Stute herum. Den Schlägen ausweichend, bemühte er sich, das Pferd als Barriere zwischen sich und seinem Gegner zu halten. Es gelang, und er hob das Horn an die Lippen und ließ es dreimal erschallen. Die Hornstöße übertönten noch das Geklirr der Waffen vor der Treppe des Palastes. Keuchend wandte er sich um und konnte mit seiner Waffe gerade noch rechtzeitig einen Schlag abwehren, der ihn an der Schläfe getroffen und mit Sicherheit getötet hätte.
    »Es steht geschrieben«, sagte der Karmameister, die Worte dabei fast herausschluchzend, »daß der, der Befehle gibt, ohne die Macht zu haben, sie durchzusetzen, daß dieser Mann ein Narr ist.«
    »Noch vor zehn Jahren«, stieß der Fürst schweratmend hervor, »wärest du mit deinem Stock gegen mich so hilflos gewesen wie ein kleines Kind.«
    Er ließ seine Klinge auf den Stock herabsausen, in der Hoffnung, das Holz spalten zu können, aber der andere verstand es so zu parieren, daß die Schneide immer wieder abglitt und das Holz lediglich an einigen Stellen kerbte und Späne herunterschnitzte. Der Stock selbst blieb ganz.
    Und der Meister führte ihn wie ein Rapier. Ein wuchtiger Schlag traf den Fürsten an der linken Brustseite, und er fühlte, wie in seinem Innern die Rippen brachen. Er stürzte zu Boden.
    Es war keine überlegte Handlung, denn die Klinge wirbelte ihm aus den Händen, als er zusammenbrach; jedenfalls aber fuhr sie dem Meister quer über die Schienbeine. Aufheulend brach er auf die Knie.
    »Soweit sind wir uns ebenbürtig«, keuchte der Fürst. »Mein Alter gegen dein Fett.«
    Liegend zog er seinen Dolch, aber seine Hand zitterte. Er stützte den Ellbogen auf den Boden. Der Meister versuchte, sich, Tränen in den Augen, zu erheben, fiel aber wieder auf die Knie.
    Ein Trommeln von vielen Hufen kam näher.
    »Ich bin kein Narr«, sagte der Fürst, »und nun habe ich die Macht, meine Befehle durchzusetzen.«
    »Was ist geschehen?«
    »Meine restlichen Lanzenreiter sind eingetroffen. Wäre ich gleich mit meiner ganzen Streitmacht hier eingeritten, hättet ihr euch wie Gekks in einem Holzhaufen eingenistet, und es hätte Tage dauern können, den Palast zu stürmen und euch herauszuholen. So seid ihr ins offene Messer gelaufen.«
    Der Meister hob seinen Stock.
    Der Fürst hob seinen Wurfarm.
    »Herunter mit dem Stock«, sagte er, »oder ich werfe den Dolch. Ich weiß nicht, ob ich dich verfehlen oder treffen werde, aber es ist möglich, daß ich treffe. Willst du den wirklichen Tod riskieren?«
    Der Meister senkte seinen Stock wieder.
    »Du wirst den wirklichen Tod kennenlernen«, sagte der Meister, »sobald die Wächter des Karma aus deinen Pferdesoldaten Hundefutter gemacht haben.«
    Der Fürst hustete, spuckte aus und betrachtete desinteressiert seinen blutigen Speichel. »In der Zwischenzeit wollen wir über Politik reden«, schlug er vor.
     
    Nachdem der Kampflärm verstummt war, war es Strake groß, staubig, das Haar rötlichbraun und rötlichbraun auch das gerinnende Blut, das an seinem Lanzenblatt klebte Strake, an dem sich die weiße Stute das Maul rieb, der vor seinem Fürsten salutierte und sagte:
    »Es ist vorbei.«
    »Hörst du das, Meister des Karma?« fragte der Fürst. »Deine Wächter sind Fraß für die Hunde.«
    Der Meister antwortete nicht.
    »Wenn du nun meinen Willen erfüllst, wirst du am Leben bleiben«, sagte der Fürst, »tust du es nicht, wirst du sterben.«
    »Ich tue, was Ihr wollt«, sagte der Meister.
    »Strake«, befahl der Fürst, »schick zwei Männer hinunter in die Stadt - einen, um Narada, meinen Arzt,

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