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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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Aufgeschlossenheit. Muss gerne reisen!“
    Er lächelte seine Braut an und schob die Anzeige wieder in seine Tasche.
    „Ich habe auf diese Anzeige nicht geantwortet, weil ich zu der Zeit bis zum Hals in meiner Dissertation steckte. Zum Glück hatte ich einen Mitbewohner.“
    Rafe zeigte auf Tisch 1. Donnie Washington, ehemaliger Mitbewohner und aktueller Trauzeuge, stand auf (und auf und auf – bei 2 Meter 01 hörte er auf) und verbeugte sich.
    „Du schuldest mir was!“, rief Donnie. „Ich bin noch immer Single!“
    Die Gäste lachten. Donnie setzte sich wieder.
    Rafe fuhr fort: „Donnie hat auf die Anzeige geantwortet. Zwei Tage später haben sich er und unsere reisefreudige Singlefrau in einem Café namens ‚Lemon Yellow‘ in der K Street verabredet. Am Abend davor hatte Donnie uns was zu essen liefern lassen. Ich hatte Hähnchen mit Brokkoli bestellt, er bekam Garnelen und Schweine-Chow-Mein – und eine Lebensmittelvergiftung.“
    Lester sah sich die Leute an. Sie hörten seinem Sohn gebannt zu. Offenbar war er durch die vielen Vorlesungen zu einem wirklich guten Redner geworden. Lester bewunderte die Redetechnik seines Jungen – auch wenn er den Inhalt der Rede ablehnte.
    „Donnie hatte keine Telefonnummer von dem Mädchen. Wenn man eine Bekanntschaftsanzeige aufgibt, werden die privaten Kontaktdaten nicht herausgegeben. Donnie und die Singlefrau hatten einander anonym geschrieben. Er hatte keine Möglichkeit, direkt mit ihr in Verbindung zu treten und das Treffen zu verschieben, war aber ebenso wenig in der Lage, sich drei Schritte von der Toilettenschüssel zu entfernen. Also bat er mich, an seiner Stelle zu gehen, der unbekannten Frau die Situation zu erklären und ein späteres Treffen zu vereinbaren. Und ich ging hin.“
    Rafe blickte wieder zu Esme und nahm ihre Hand.
    „Als ich an diesem Abend die Wohnung verließ, war ich nervös. Ihr müsst verstehen – zu dieser Zeit habe ich nur für meine Doktorarbeit gelebt. Überhaupt mal woandershin als auf den Campus zu fahren, war schon eine große Sache, und ich dachte, dass ich deswegen so nervös war. Doch vielleicht ahnte ich es schon. vielleicht wusste ein Teil meines Unterbewusstseins, wie wichtig die nächsten Stunden werden würden. Ich betrat also um Viertel vor neun das ‚Lemon Yellow‘ … und da war sie.“
    War das romantisch? Sicher. So wie Romeo und Julia, und die Geschichte war auch ganz hervorragend ausgegangen, nicht wahr? Lester schüttete seinen Champagner herunter. Da Esme keine Eltern hatte, hatte Eunice ihn überredet, die Kosten für die Hochzeit zu übernehmen. Ausgerechnet er!
    „Sie hatte Donnie geschrieben, dass er sie ganz leicht erkennen könne, weil sie ihr FBI-Akademie-Sweatshirt tragen würde. Sie hatte allerdings nicht geschrieben, wie schön sie war. Ich betrat das ‚Lemon Yellow‘, und sie saß auf einem dieser komischen alten Sofas, die man auf dem Flohmarkt bekommt – so ein Café war das. Sie saß also auf einem dieser alten Sofas und hörte Musik auf ihrem CD-Player. Ich setzte mich neben sie und fragte, was sie hörte. Und was hörte sie? Die Sex Pistols! Bekanntermaßen die richtige Musik für die Liebe auf den ersten Blick.“
    Gelächter, Gelächter.
    „Ich habe ihr von Donnie erzählt. Ich sagte, wie gerne er jetzt hier wäre, obwohl er Punkmusik hasste. Doch dass er ein netter Kerl wäre und blablabla, und dann habe ich ihr Donnies Telefonnummer gegeben. Nun, damit hatte ich meine Pflicht getan, oder? Ich meine, zu Hause wartete eine Monster-Dissertation auf mich. Ich hatte keine Zeit, in schicken Cafés rumzuhängen, und schon gar nicht hatte ich die Zeit, ein atemberaubendes Mädchen zum Kaffee einzuladen. Doch Ladies und Gentlemen – ein Blick auf sie genügte, und ich verlor vollkommen den Verstand.“
    Die Gäste machten „Aah“ und „Ooh“.
    Lester spülte noch mehr Champagner hinunter. Sein Sohn hatte den Verstand verloren, zumindest das gab er zu.
    „Wir begannen uns zu unterhalten. Über nichts Bestimmtes. Sie sagte, dass ihr Name Esme sei und sie für das FBI arbeitete. Wir redeten und redeten. Ich holte ihr noch einen Kaffee. Gegen Mitternacht rief Donnie mich auf meinem Handy an, um zu hören, was geschehen war. Ich ließ ihn auf die Mailbox sprechen. Entschuldige noch mal, Kumpel.“
    Donnie hob sein Glas.
    „Unsere Unterhaltung ging weiter. Das alte Sofa war richtig gemütlich. Jedenfalls war es auf einmal drei Uhr morgens, und wir wurden rausgeworfen. Drei Uhr morgens! Nun,

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