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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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exklusive Geschichte. Aus diesem Leckerbissen könnte sie ganz schön Kapital schlagen, könnte dafür sorgen, dass sie von ihrer Suspendierung suspendiert wurde. Das war ein weitaus angenehmerer und würdigerer Weg als die hanebüchene Frage. Und sofort würde ihr Verhalten in Amarillo, ihr Treffen mit Galileo, in einem ganz anderen, besseren Licht erscheinen. Sie würde an Glaubwürdigkeit gewinnen. Die Ironie war geradezu köstlich.
    Sie konnte aber auch Tom Piper anrufen. Sie konnte ihm erzählen, was sie gesehen hatte. Seine Task Force musste diese Information bekommen, oder nicht? Wobei sie sich ziemlich sicher war, dass Tom ihr verbieten würde, mit irgendjemandem darüber zu sprechen, speziell mit dem „Chronicle“.
    Also, wofür sollte sie sich entscheiden? Gut oder böse? FBI oder Zeitung?
    Sie nahm ihr Handy, traf eine Entscheidung und wählte die Nummer.

14. KAPITEL
    Esme wachte in einem leeren Haus auf. Wieder einmal hatten die Schmerzmittel dafür gesorgt, dass sie verschlafen und das Frühstück verpasst hatte. Sophie war schon längst weg, genauso wie Rafe. Selbst Lester schien gegangen zu sein, wahrscheinlich hatte er mal wieder irgendwas zu erledigen. Was der alte Herr mit seiner Zeit anstellte, war ihr ein Rätsel.
    Esme stellte nur eines mit ihrer Zeit an, sie beschäftigte sich mit Galileo.
    Inzwischen hatte sie schon ihre Sudoku-Hefte mit Theorien und Hypothesen über ihn vollgekritzelt. Und sogar die Mutmaßungen all der sogenannten Experten auf CNN und MSNBC und Fox aufgeschrieben, von denen es unendlich viele zu geben schien. Doch egal welche neuen Erkenntnisse sie auch aus den Behauptungen zog ( „Galileo zielt auf Autoritätspersonen ab, weil er als Kind missbraucht wurde“, „Galileo benutzt ein Heckenschützengewehr, weil er die Konfrontation scheut“ und so weiter), für sie stellte sich immer wieder nur eine einzige Frage: Warum hatte er sie verschont?
    Sie schaltete den Fernseher ein, lauschte den neuesten Nicht-Nachrichten, die die Sender zu berichten hatten, war aber noch längst nicht aufnahmefähig. Mit beträchtlicher Anstrengung stemmte sie sich vom Sofa hoch – ein langer spitzer Finger stieß ihr in den unteren Rücken. Oh Gott. So war das momentan immer, jeden Morgen, und reflexartig griff sie nach dem bernsteingelben Fläschchen auf dem Couchtisch. Percocet. Ein halb volles Wasserglas stand bereits daneben, um die 325 mg schweren weißen Pillen zu schlucken. Zwei von diesen kleinen Dingern, und der stechende Todesfinger zog sich weit, weit zurück … für mindestens sechs oder sieben Stunden.
    Ah, der einfache Weg.
    Momentan war fast nichts einfach, warum also nicht? Der Arzt hätte die Pillen nicht verschrieben, wenn er sie nicht für notwendig gehalten hätte. Esme war eine große Befürworterin des Fortschritts. Wenn die moderne Medizin Schmerzen verhindern konnte, dann war es gut. Sie hielt die Pillen in der einen Hand und das Wasserglas in der anderen …
    Die Haustür ging auf, und Lester stürmte herein. Der alte Mann trug Wanderstiefel, Jeans und ein kariertes Hemd wie an jedem Tag, seit Esme ihn kannte. Fehlten nur noch eine Axt um die Schulter und ein Ochse an seiner Seite.
    „Morgen“, sagte er. „Gerade erst aufgestanden? Sophie hat versucht, dich zu wecken, um Hallo zu sagen, aber ich schätze, du hattest einen schönen Traum.“
    Esme stellte Glas und Pillen weg. Der Finger stocherte in ihrem Rücken. War jetzt auch nicht zu ändern. „Guten Morgen, Lester.“
    Er marschierte in die Küche. „Es ist fast Mittag, ich mach mir jetzt ein Sandwich. Willst du Cornflakes oder so was?“
    „Ist schon gut. Danke.“
    „Also, wenn du weiterschlafen willst, kein Problem. Die Krankengymnastik ist erst um vier. Ich habe den Caddie aufgetankt, als ich unterwegs war. Unglaublich, wie viel teuerer Benzin hier auf der Insel ist.“
    „Mhm.“
    „Wenn dir die Tabletten ausgehen, können wir nachher ein neues Rezept besorgen.“
    Sie sah ihm dabei zu, wie er Schinken zwischen zwei Scheiben Weißbrot stopfte und dann etwas Senf draufschmierte. Ihr Magen knurrte, doch sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Auf keinen Fall wollte sie zusammen mit ihrem Schwiegervater essen.
    Ihr Handy lag auf dem Couchtisch neben den Tabletten und dem Wasser. Sie zog es vom Ladekabel ab und schaute nach, ob sie Nachrichten hatte.
    Tom hatte sie noch immer nicht zurückgerufen.
    Nun, wahrscheinlich hatte er zu tun. Vielleicht hatten sie Galileo geschnappt und versuchten

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