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Herr Klee und Herr Feld | Roman

Herr Klee und Herr Feld | Roman

Titel: Herr Klee und Herr Feld | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Bergmann
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Doktor.
    Sie lachte.
    Er ist immer im Internet, liest Nachrichten. Er hat Angst, dass Israel Gaza angreift. Wegen der Raketen.
    Das kann passieren, meinte Perlmann und griff dabei nach einem Buch, das auf dem Tisch lag. Er besah sich den Umschlag.
    Rilke? So etwas lesen Sie?
    Ja, sagte Zamira und stellte ihm den Kaffee vor die Nase, ich liebe Poesie. Beim »Panther« muss ich immer weinen. Leider weiß ich nix von Rilke. Und Sie?
    Nun, Rilke war das Produkt einer amour fou zwischen einer Adligen und einem armen Müller.
    Wirklich?, fragte sie und setzte sich.
    Ja, sagte der Doktor, das ist doch bekannt. Rilke machte bereits mit zwölf Abitur und war der erste Mensch, der die Zugspitze im Winter in Halbschuhen bestieg.
    Zamira schaute ungläubig.
    Das wissen die Wenigsten. Nachdem er die Hieroglyphen entschlüsselt und die Quantenmechanik entdeckt hatte, durchschwamm Rilke aufgrund einer Wette den Ärmelkanal, er war sehr sportlich. Als seine Mutter von einer Pferdekutsche überfahren wurde, ließ er sich aus Schmerz über ihren Tod einen Schnurrbart stehen, nur weil er aussehen wollte wie sie. Und er nannte sich zu ihren Ehren von nun an Maria. Und das, obwohl seine Mutter Brigitte hieß. Rilke blieb ein rätselhafter Mensch.
    Doktor!
    Ich habe null Ahnung von Rilke, sagte er und nahm einen Schluck Kaffee.
    Sie schmunzelte.
    Alfred kam im Morgenmantel mit seiner Teetasse in die Küche geschlurft.
    Was sitzt du hier rum? Warum bist du nicht in der Praxis?
    Die Leute sollen ruhig ein wenig warten, sagte Perlmann und erhob sich, stell dir vor, du kommst zum Arzt und der hat sofort Zeit für dich. Zu so einem würdest du doch nicht mehr gehen, oder?
     
    Wochen gingen ins Land. Die Kleefelds lebten in relativer Harmonie gemeinsam mit ihrem arabischen Hausmädchen, während die Eurokrise voranschritt, Frankreich ins Rutschen geriet, die Hamas Raketen nach Israel feuerte und ein Wirbelsturm die Ostküste der USA heimsuchte.
    In der US -Wahlnacht schlief Zamira friedlich wie ein Säugling im Sessel, während Alfred und Moritz auf den Fernseher starrten. Es war früher Morgen und es liefen die Meldungen mit den aktuellen Ergebnissen aus den USA .
    Als der Sprecher das Resultat von Ohio verkündete, hoben die Brüder ihre Gläser und stießen an.
    Er hat’s geschafft, sagte Alfred, es ist gelaufen.
    Gott sei Dank. Alles andere wäre eine Katastrophe geworden.
    »Sandy« hat zwar das Leben der Menschen ziemlich durcheinandergewirbelt, sagte Alfred, aber der Hurrikan hat Obama zum Sieg verholfen.
    In Gummistiefeln gewinnt man jede Wahl, sagte Moritz.
    Alfred lächelte.
    Das solltest du mal aufschreiben.
    Dann leerte er sein Glas.
    Ist sie nicht hinreißend?, fragte er seinen Bruder und zeigte auf die schlafende Zamira.
    Ja, sagte Moritz, sie ist was ganz Besonderes.

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    26
    Moritz saß in seinem Arbeitszimmer, als Zamira mit der Post kam und noch einen Moment unschlüssig herumstand.
    Ist noch was?, fragte Moritz.
    Schrecklich, das mit dem Angriff auf Gaza. Das macht der Netanjahu nur, weil bald Wahl ist.
    Ja, zuerst hat er die Hamas gebeten, viele Raketen auf Israel abzuschießen, damit er vor der Wahl noch angreifen kann. Merken Sie nicht, wie schwach Ihr Argument ist?
    Was ist Ihre Theorie?
    Die Hamas will, dass Israel angreift, es ist ein Ablenkungsmanöver. Die Menschen sind arm, es gibt keine gute medizinische Versorgung, keine Arbeit. Viele Millionen fließen in die Rüstung und zu den Brigaden. Die Leute haben die Nase voll von einem islamischen Staat Gaza. Also muss die Hamas etwas tun, um ihre Macht zu festigen und von den Problemen abzulenken. Dazu benötigt man einen gemeinsamen Feind.
    Warum ist das so?
    Nehmen wir Ihr Leben, Zamira. Sie waren als Kind, so sagten Sie selbst, ziemlich radikalisiert, aber dann kam die Musik. Sie hat dafür gesorgt, dass sich Ihr Horizont erweiterte und sich Ihr Blick auf die Welt verändert hat. Der Schlüssel dazu war Bildung. Milliarden von Menschen werden ungebildet gehalten, um sie manipulieren zu können. Immer haben Diktatoren und auch Religionsführer Krieg gegen den Geist geführt, gegen Dichter, Philosophen, angebliche Ketzer, gegen das Fremde, gegen die Metropolen, gegen Radiosender, gegen Verlage, Bücher und Zeitungen. Die Moderne ist der Feind.
    Und so ist es in Gaza?
    Ja, weil alle das Gleiche sehen oder hören. Und viele noch Analphabeten sind. Das ist die große Chance der Demagogen, der Volksverführer. Das Wort Islam bedeutet »Unterwerfung« und damit die

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