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Herr Klee und Herr Feld | Roman

Herr Klee und Herr Feld | Roman

Titel: Herr Klee und Herr Feld | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Bergmann
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Hitler gefallen hat?
    Alfred war fassungslos.
    Weißt du, was ich glaube? Du hast keine Herzattacke, sondern einen Schlag! Ein Mensch soll sich so aufregen?
    Sein Bruder ließ nicht locker.
    Und dann höre ich auch noch »Tannhäuser«, dieser Zuckerpuderquatsch mit Schleimsoße! Venus! Grotte! Das sind die eingeklemmten Eier von Herrn Wagner!
    Zamira kam wieder ins Zimmer.
    Bitte, regen Sie sich nicht auf, Herr Feld!
    Ich rege mich nicht auf, sagte Moritz und zeigte auf Alfred, er regt mich auf!
    Hier. Baldriantropfen. Mahler, sagte sie, liebe ich mehr als Wagner!
    Hören Sie auf mit Ihren frommen Lügen, sagte Moritz.
    Er trank seine Medizin und stand auf.
    Ihr habt mich hintergangen.
    Herr Feld! Ich habe nicht gewusst, dass es ein Wagner-Abend ist.
    Alfred wurde laut:
    Du bist nicht bei Trost! Was machst du für ein Theater! Meinst du, ich weiß nicht, um was es hier eigentlich geht?
    Er zeigte auf Zamira, die unsicher an der Tür stand, während sich Moritz seinen Bademantel anzog.
    Um sie geht es! Du bist eifersüchtig! Du hast wieder einmal gegen mich verloren und das bringt dich um den Verstand. Ja, wir haben einen schönen Abend verbracht, Zamira und ich. Und wir werden noch viele schöne Abende miteinander verbringen!
    Zamira rief von hinten:
    Herr Klee, hören Sie auf!
    Sie begann zu weinen und rannte dann aus dem Zimmer.
    Siehst du, was du anrichtest, rief Moritz. Dir geht es ja nur um das Mädchen, du eitler Pfau! Du kannst es nicht ertragen abzublitzen. Deshalb wendest du alle Tricks an und schreckst noch nicht einmal vor Wagner zurück! Das ist Verrat!
    Die Standuhr schlug elf.
    Alfred wurde laut:
    Du gehst mir dermaßen auf die Nerven, mit deiner Scheiß-Psychologie! Und deinen Belehrungen. Ja, gerade du kennst dich aus. Dein Leben lang hattest du diese frigide Person um dich, ein einziges Mal bist du fremdgegangen mit dieser Hawaiianerin, die man dir noch ins Bett gelegt hat, denn allein hättest du sie nicht aufgerissen und du willst mir …
    Ich verbiete dir, so mit mir zu reden! Was erlaubst du dir?
    Moritz verließ wütend das Schlafzimmer und begab sich in den Salon.
    Sein Bruder lief ihm hinterher und ließ nicht locker.
    Ich sag dir noch mehr, du bist ein spießiger Kleingeist! Und du hast keine Eier. Das wusste schon Mom!
    Mom! Natürlich! Das musste ja kommen. Sie hat dich nie durchschaut, sie ist immer wieder auf deine billigen Tricks reingefallen. Sie konntest du um den Finger wickeln. Sie hat dir deine Ammenmärchen geglaubt.
    Alfred sah ihn kalt an.
    Sie hat mich lieber gehabt, das ist wahr! Und willst du wissen, warum? Da, wo andere ein Herz haben, hast du ein Fachbuch! Und dann hast du noch diese raffgierige Frau geheiratet, die über Leichen ging. Aber sie hatte Geld. Du hast deine Seele verkauft. Mom hat sich oft bei mir ausge- weint.
    Moritz sah seinen Bruder fast mitleidig an.
    Ich habe mich niemals auf deine Kosten profiliert. Aber bei dir ist das schon ein Charakterzug. Du kannst nur glänzen, indem du andere runtermachst. Weil du selbst nichts zu bieten hast.
    Sie hören Professor Moritz Kleefeld, den weltberühmten Psychologen! Ich werde dir was sagen: Du warst ja noch nicht mal in der Lage, dir selbst zu helfen. Erst hat dich Mom unterdrückt, dann hat dich deine Frau unterdrückt, dann die Stöcklein …
    Moritz unterbrach:
    … und jetzt werde ich von dir unterdrückt. Das willst du doch sagen!
    Exakt!, rief Alfred. Du bist nämlich genau der Mensch, den man unterdrücken muss! Du bist das geborene Opfer. Du bist einer, der sich nicht wehrt. Das reizt einfach dazu, dich zu quälen. Das ist so, wie mit den Nazis und den Juden!
    Dein Zynismus ist grenzenlos, pfui Teufel, bist du billig! Was bildest du dir denn ein? Lebst hier auf meine Kosten, spielst den großen Herrn und was hast du zustande gebracht in deinem Leben? Ein kleiner, mieser Schauspieler warst du, eine Knallcharge in ein paar Drecksfilmen. Ein aufgeblasener nebbich, sonst nichts! Heute protzt du mit deiner angeblichen Karriere und deinem Internet-Wissen.
    Alfred sah ihn überheblich an.
    Du kannst mich nicht verletzen.
    Sitzt den ganzen Tag vor seinem Computer, Herr Wichtig! Der große Autor schreibt seine Memoiren! Billiger Quatsch, der keinen interessiert. Wer soll das lesen, hn? Die Erinnerungen eines unterbelichteten Schauspielers. Mein Leben als Null!
    Ja, deine Bücher gehen ja toll!, giftete Alfred. Vierundachtzig Stück verkauft im letzten Jahr, wow! Gratuliere! Seit Jahren recycelst du dich selbst, eine

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