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Herr Klee und Herr Feld | Roman

Herr Klee und Herr Feld | Roman

Titel: Herr Klee und Herr Feld | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Bergmann
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Frau!
    Sie stupste ihn kumpelhaft am Arm.
    Er lächelte gequält und fragte:
    Sind Sie verheiratet? Sie Mann?
    Frau Menschikowa machte eine abfällige Bewegung mit der Hand.
    Mann meiner … pffft!
    Jetzt war es Moritz, der nicht richtig verstand:
    Pffft? Auch … tot?
    Sie lachte heiser.
    Nein! Hat er sich viel gesoffen, sie machte die Trinkbewegung, Wodka!
    Und dann?, wollte Moritz wissen.
    Und dann … weglaufen!
    Das machte Moritz verlegen, ihm fiel nicht mehr ein als:
    Ja, ja, so hat jeder sein Päckchen zu tragen …
    Er wendete sich wieder seinem Eingemachten zu.
    Also, Marmeladen sind meine große Leidenschaft.
    Sie kam verschwörerisch an ihn ran und flüsterte:
    Mann meiner ab … mit dreckige Judenchure!
     
    Der Salon sah nicht mehr aufgeräumt aus. Moritz saß auf der Couch und blätterte ohne Hoffnung noch einmal alle Bewerbungen durch. Alfred war hinter dem »Corriere della Sera« verschwunden, den er sich manchmal aus Sentimentalität gönnte.
    Morgen kommt noch mal eine, sagte Moritz.
    Das liest man hier nie, meinte Alfred, dass es in der Zeit, während die arabischen Reitermilizen Darfur terrorisierten und Zehntausende von Menschen massakrierten, allein 22  Resolutionen der UN gegen Israel gab. Möchtest du wissen, wie viel gegen den Sudan ausgesprochen wurden?
    Lass mich raten, sagte Moritz. Keine?
    Bingo!, rief Alfred. Wenn in Gaza ein Mensch umkommt, sind hier Hunderte von Sympathisanten auf der Straße. Hast du schon mal eine Demo gesehen gegen die Ermordung von Christen in Nigeria? Oder die Hinrichtung von Schwulen im Iran? Immer nur, wenn es gegen Juden geht, werden die Menschen aktiv.
    Moritz erhob sich.
    Freddy, wir müssen uns nicht immer erzählen, was wir ohnehin besser wissen als die anderen.
    Du hast recht, außerdem regt es einen nur wieder auf.
    Weißt du, was mich aufregt? Wenn wir nicht umgehend eine Haushilfe finden, sieht es hier bald aus wie bei der Rebbezen im Bett!
    Alfred hatte inzwischen die Programmzeitung in der Hand.
    Wo ist die Fernbedienung?
    Er sprang auf und begann, sie zu suchen. Moritz schaute ihm nach.
    Ich will nicht fernsehen!
    Aber ich. Stell dir vor: Es kommt »Schrecken der Nacht« auf 3 sat. Da haben sie Themenabend Horror!
    Muss ich das sehen? Diesen Schwachsinn!
    Schwachsinn? Dieser Schwachsinn hat mich gut ernährt!
    Er schaltete durch die Kanäle.
    Freddy! Du hast ihn doch schon tausendmal gesehen. Von vorn, von hinten, in Zeitlupe, auf Hindi mit chinesischen Untertiteln.
    Alfred unterbrach:
    Das ist nicht dasselbe wie »live«!
    Er zappte weiter durch die Kanäle.
    Habe ich dir mal erzählt, wie Mauro Murano mich damals gecastet hat?
    Ja! Ich kann es auswendig. Es war in Rimini am Strand!
    Alfred war sauer.
    Rimini! Es war in San Remo! Du schmock! »Die Nacht des Grauens« war in Rimini! »Schrecken der Nacht« war San Remo!
    Alfred hatte den Sender rechtzeitig gefunden. Eine hübsche Moderatorin war zu sehen. Sie hielt ein Kärtchen in der Hand und sagte gerade:
    Im Anschluss sehen Sie jetzt: »Schrecken der Nacht«, mit Harvey Stuart und Freddy Clay in den Hauptrollen.
    Was nennt sie mich an zweiter Stelle? Die Kuh!
    Moritz nahm seine Post und ging zur geöffneten Flügeltür.
    Ich gehe ins Bett.
    Alfred war außer sich.
    Um halb elf geht er ins Bett! Fabelhaft! Du bist ausgesprochen ungemütlich!
    Wie das hier aussieht! Räume lieber auf, anstatt deine alten schmonzes anzugucken. Aber nein! Er ist sich zu schade, der Herr Filmstar!
    Alfred starrte auf den Bildschirm.
    Schau dir wenigstens den Anfang an. Mein Auftritt ist nicht schlecht, sag ich dir!
    Moritz sagte im Rausgehen:
    Ich sehe deine Auftritte jeden Tag.
    Dann war er weg.
    Du mieser jid!, rief ihm sein Bruder hinterher.

[zurück]
    7
    Sie war von außergewöhnlicher Schönheit. Schwarzes Haar, hellbraune Haut, große, dunkle, strahlende Augen mit hohen Brauen. Ihr aufrechter Gang, der ihre Größe noch unterstrich. Sie trug Jeans und eine Kapuzenjacke. Selbst in dieser einfachen, unauffälligen Kleidung wirkte sie stilvoll und edel. Über ihre linke Schulter hatte sie einen schwarzen Rucksack gehängt.
    Sie hatte die Familienpension verlassen und war die Straße hinuntergelaufen. An der Ecke sah sie sich nach links und rechts um, als fühlte sie sich beobachtet, und überquerte dann rasch die Bergerstraße, um zur U-Bahn-Station am Merianplatz zu gehen. Vor einer Espressobar blieb sie stehen und sah auf die Uhr. Sie ging zum Buffet und bestellte einen Cappuccino.
     
    Moritz saß auf der

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