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Herr Klee und Herr Feld | Roman

Herr Klee und Herr Feld | Roman

Titel: Herr Klee und Herr Feld | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Bergmann
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Tage, da könnte ich nur heulen.
    Sie nickte.
    Ja, ich kenne das. Es ist jetzt schon über fünfundzwanzig Jahre her, dass mein seliger Max von mir gegangen ist, aber der Schmerz ist immer noch frisch, wenn ich an ihn denke.
    Else Holzmann spürte, dass etwas Unausgesprochenes in der Luft lag, und deshalb sagte sie plötzlich:
    Ich weiß, dass man nicht gut geredet hat über Max, dass er Feinde hatte, manche haben ihn gehasst, aber ich denke, das war nur Neid.
    Moritz schwieg.
    Sagen Sie etwas, Moritz, Sie kennen sich doch aus mit solchen Dingen.
    Ach, wissen Sie, Frau Holzmann, ich kann Ihrem Mann keine Vorwürfe machen, dass er ein erfolgreicher Bauherr geworden ist. Aber wenn man Häuser baut, gibt es Menschen, die Platz machen müssen. Diese Menschen fühlen sich dem Geld und der Politik ausgeliefert. Diese Ohnmacht erzeugt Wut. Und die artikuliert sich dann in Hass und, wie in Ihrem Fall, Antisemitismus. Ich heiße das nicht gut, denn wenn Ihr Mann Katholik gewesen wäre, hätte niemand »Christensau« an die Wand geschmiert, aber ich glaube, es ist da viel falsch gelaufen und Ihr Mann ist bedauerlicherweise nicht auf die Leute zugegangen. Im Gegenteil, er war unerreichbar.
    Können Sie das nicht verstehen, nach allem, was er nebbich durchgemacht hat?
    Moritz schwieg.
    Mir ist etwas kalt, sagte sie plötzlich und erhob sich langsam. Moritz nahm sie am Ellbogen und half ihr aufzustehen.
    Sie können sich bei mir unterhaken, dann gehen wir ein Stück gemeinsam.
    Danke, aber ich muss es allein schaffen.
    Jetzt stand sie gerade und aufrecht.
    Ich denke oft an Baby. Sie war eine wundervolle Person. Und David. Ein toller Mann. Schade, dass das alles auseinandergegangen ist.
    Ja, das ist der Lauf der Dinge.
    Der Lauf der Dinge, das haben Sie schön gesagt.
    Sie legte ihm kokett die Hand auf die Brust.
    Grüßen Sie Ihren Bruder. Vielleicht sehen wir uns mal. Ich wohne ja nur um die Ecke.
    Moritz lächelte.
    Kommen Sie gut heim, Frau Holzmann. Auf Wiedersehen.
    Tschüs, Professor.
    Damit drehte sie sich um und ging langsam fort.
    Else Holzmann, geborene Adam, dachte Moritz, die Kohlenhändlerstochter aus Bornheim. Welch eine Metamorphose.
    Dreißig Minuten später war Moritz zu Hause. Er hatte das Brot unter dem Arm, die Post in der Hand, als er die Villa betrat.
    Freddy! Bist du da?, rief er.
    In der Küche!
    Moritz kam in die Küche, wo Alfred Mozzarella mit Tomaten und Basilikum vorbereitete. Moritz legte das Brot auf das Brett.
    Stell dir vor, wen ich getroffen habe.

[zurück]
    6
    Moritz saß in seinem gestreiften Pyjama im Bett, vor sich einige Briefe und geöffnete Kuverts. Er sprach laut mit Alfred, den man durch die offene Badezimmertür gurgeln hörte:
    Hier, diese Annemarie Born, die macht einen guten Eindruck: … und war ich viele Jahre im Dienst seiner Exzellenz, des Bischofs von Limburg.
    Aus dem Badezimmer rief Alfred dazwischen:
    Nicht koscher!
    Moritz lachte. Er las weiter vor:
    Oder die … Pauline König … die wäre was für dich, gelernte OP -Schwester, will sich verändern …
    Als Nachtschwester!
    Alfred kam, lehnte sich fotogen an den Türrahmen. Er trug ein T-Shirt und Boxershorts.
    Es ist nicht eine dabei, die auch nur annähernd meinen Ansprüchen genügt.
    Moritz lachte.
    Hört! Hört! Seinen Ansprüchen! Na, was glaubst du? Angelina Jolie wird sich bewerben!?
    Bestimmt nicht, solange du dein Gebiss veröffentlichst! Alfred zeigte mit dem Daumen in Richtung Badezimmer, wir sind doch nicht in der Pathologie.
    Moritz nahm es gelassen.
    Das ist kein Gebiss, sondern eine Brücke. Und teuer war sie auch.
    Ja, ja. Golden Gate! Stell das Glas sonst wohin. Auf deinen Nachtkasten. Aber nicht mitten ins Bad. Das ist ja ekelhaft.
    Moritz wehrte sich.
    Das musst du gerade sagen. Hast du mal gehört, wie du aufstößt? Das ist ekelhaft!
    Ich bin magenkrank.
    Ah! Jetzt ist er plötzlich magenkrank! Auch nicht schlecht. Seit wann?
    Seit wann! Seit wann! Ich hatte schon immer einen übersäuerten Magen. Und wenn ich dann so ein Gebiss sehen muss …
    Was bist du so empfindlich? Du warst doch ein Horrorstar.
    Alfred winkte ab.
    Schlaf gut, rief ihm Moritz nach.
    Ich lass mir von dir nicht vorschreiben, wie ich zu schlafen habe, sagte Alfred, bevor er die Tür schloss.
     
    Irgendwann gab Alfred auf. Es war müßig, mit seinem Bruder über die Bewerberinnen zu streiten, und so überließ er ihm die Auswahl. Schließlich kannte Moritz die Anforderungen des Haushalts besser. Alfred erklärte sich bereit,

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