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Herr Klee und Herr Feld | Roman

Herr Klee und Herr Feld | Roman

Titel: Herr Klee und Herr Feld | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Bergmann
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sich fernzuhalten, wenn die Kandidatinnen ihren Besuch ankündigten.
    Die Erste war Frau Finke.
    Frau Finke war zweiundfünfzig Jahre alt und viele Jahre bei Schlecker Filialleiterin. Sie war es gewohnt, wie sie schrieb, selbstständig zu arbeiten, war entscheidungsfreudig und teamfähig. Moritz hatte der schmalen, dunkelhaarigen Frau mit dem strengen Dutt bereits das Haus gezeigt. Sie betraten am Ende der Führung Alfreds Zimmer.
    Hier lebt mein Bruder, sagte Moritz. Er ist zwar etwas jünger als ich, aber nicht mehr so gut beieinander.
    Ist er ein Pflegefall?, fragte die Frau unsicher.
    Nein, das nicht. Aber wie gesagt, er kränkelt ein wenig.
    Frau Finke sah sich das monumentale Filmplakat an. Moritz trat neben sie.
    Sehen Sie, hier steht »Freddy Clay«. Das ist mein Bruder. Er war ein berühmter Filmstar.
    Die Frau blieb noch einen Moment schweigend vor dem Poster stehen, dann sagte sie:
    Ich geh nie ins Kino. Es läuft ja nur Quatsch.
    Das wollte Moritz so nicht stehen lassen.
    Es gibt auch gute Filme.
    Es kommt ja alles im Fernsehen.
    Was kommt schon im Fernsehen?
    Manche Sachen sind ganz schön.
    Na ja, manche …, sagte Moritz mechanisch und sah sich dabei um. Dann fand er, was er suchte. Er kam mit einer von Alfreds Autogrammkarten.
    Möchten Sie vielleicht ein Autogramm?
    Frau Finke verzog keine Miene.
    Nein danke.
    Haben Sie Kinder?
    Zwei, sagte die Frau.
    Dann nehmen Sie doch zwei mit, für die Kinder.
    Er hielt ihr zwei Fotos unter die Nase.
    Danke, aber meine Tochter ist geschieden und mein Sohn lebt in Detmold.
    Moritz legte die Fotos wieder zurück.
    So, Detmold … ausgerechnet … und was macht er da?
    Er ist arbeitslos, sagte die Frau bedrückt.
    Das kann er auch hier sein, dafür muss er nicht nach Detmold.
    Frau Finke sah Moritz streng an.
    Tja, ich muss mir das überlegen.
    Ich auch, sagte Moritz.
     
    Die nächste Bewerberin, Frau König, die ehemalige OP -Schwester, war eine untersetzte Mittvierzigerin. Sie stand verloren in der Küche herum, während Moritz hin und her ging und dozierte.
    Wir sind kleine Esser, erklärte er, was isst man schon groß in unserem Alter? Kleinigkeiten.
    Ja, sagte die Frau.
    Sie können doch kochen, jedenfalls stand das in Ihrer Bewerbung.
    Ja, ich kann kochen, meine Eltern hatten ein Wirtshaus.
    Sie kommen aus Bayern, nicht wahr.
    Die Frau bestätigte es.
    Im Norden der Republik sagt man »Gasthaus« – also das Haus des Gastes. Bei Ihnen sagt man »Wirtshaus«, da hat der Wirt das Sagen. Daran kann man einiges erkennen.
    Wie meinen Sie das?, fragte die Frau leicht aggressiv, wir sind auch gastlich.
    Klar, sicher.
    Eine peinliche Pause entstand. Moritz wollte das Gespräch wieder anschieben.
    Abends essen wir meistens kalt.
    Er ging zum Pinboard und zeigte ihr einen Plan.
    Es ist nicht kompliziert bei uns, sehen Sie. Alles genau eingeteilt. Das ist der Speiseplan.
    Für diese Woche?
    Für alle Wochen, erklärte Moritz.
    Es gibt jede Woche dasselbe?
    Das gleiche, verbesserte er. Glauben Sie mir, das ist wunderbar. Man weiß immer, auf was man sich freuen kann.
    In diesem Moment betrat Alfred die Küche. Er hatte eine Zeitung unter dem Arm. Er stellte eine volle Einkaufstüte auf den Küchentisch.
    Das ist mein Bruder. Frau Kaiser, sagte Moritz.
    König!, verbesserte ihn die Frau.
    Alfred nickte kurz und ging wieder.
    Die Frau sah ihm hinterher und sagte schnippisch:
    Ich rufe Sie an.
     
    Moritz und Frau Menschikowa, eine vitale Wolgadeutsche, standen im Keller vor einem Regal mit Marmeladengläsern. Jedes hatte einen ordentlichen, handgeschriebenen Aufkleber mit Inhaltsangabe und Datum.
    Das ist mein Hobby, erklärte er.
    Choppi? Sie verstand es nicht.
    Nun, ein Steckenpferd …, versuchte Moritz zu erklären.
    Pferd? Gaul?
    Nein, es ist so. Meine Frau …
    Frau?
    Die Russin wusste nicht, was er meinte.
    Ja, Frau. Aber meine Frau ist verstorben, versuchte es Moritz noch einmal.
    Hn?
    Sie ist tot!
    Frau Menschikowa bekreuzigte sich und begann mit einem Klagegesang.
    Oj, oj … armer Mann, Frau tot! Oj, oj …
    Nein, nein, liebe Frau Mensch …, beruhigte er die Frau.
    Menschikowa, sagen Ludmilla, sagte sie freundlich.
    Frau Ludmilla. Das ist nicht so schlimm mit Frau, weil …
    Sie unterbrach ihn entsetzt.
    Nicht schlimm, wenn Frau tot? Das nicht sollen sagen …
    Moritz sprach jetzt übertrieben langsam und betonte jedes Wort:
    Doch, das ist sehr schlimm, aber meine Frau ist schon vor längerer Zeit verstorben.
    Ah! Choroscho!, rief sie. Jetzt neue

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