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Herr Klee und Herr Feld | Roman

Herr Klee und Herr Feld | Roman

Titel: Herr Klee und Herr Feld | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Bergmann
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Stunden hier einfallen würde? Für die vermummten Männer, die mit einem weißen Toyota Hilux durchs Tor preschen, die Tür eintreten und dann mit Kalaschnikows um sich ballern würden. Trug sie vielleicht einen Sprengstoffgürtel? Wo hatte sie ihre Pistole versteckt?
    Das Haus! Aber sicher, verzeihen Sie, ich bin etwas nervös … mein Bruder ist kränklich und er fühlt sich heute elend …
    Oh, tut mir leid.
    In diesem Augenblick betrat Alfred schwungvoll das Zimmer!
    Er war leger gekleidet, wirkte jugendlich. Er machte einen kerngesunden Eindruck! Alfred, der Schauspieler. Vermutlich hatte er die hübsche Frau schon von seinem Balkon aus erspäht und sich vorbereitet. Beiläufig sagte er:
    Moritz, ich wollte … hallo … wen haben wir denn da?
    Sein Bruder zeigte auf Zamira.
    Das ist Frau …
    Latif, sagte die Schöne.
    Frau Latif, wiederholte Moritz, um dann anzufügen, sie kommt aus Hebron!
    Alfred ließ sich nichts anmerken, sondern ging zu Zamira und gab ihr die Hand.
    Madame.
    Sie kommt aus Hebron!, wiederholte Moritz lauter. Er war sauer. Das war wieder einmal typisch. Der eitle Geck, und wie er sich an die Rampe spielte.
    Habe die Ehre, Kleefeld, sagte Alfred.
    Moritz musste wieder die Initiative ergreifen.
    Frau Latif interessiert sich für die Stelle als Hausdame …
    Alfred lächelte ironisch.
    Glauben Sie kein Wort, Verehrteste, sagte er, »Hausdame« ist ein Euphemismus. Im Klartext heißt das Putzfrau, Köchin, Krankenschwester und …
    Er grinste verschmitzt und fügte pathetisch an, indem er jede Silbe betonte:
    To-ten-grä-be-rin!
    Moritz atmete tief durch. Was sollte das jetzt?
    Zamira wurde unsicher.
    Aber in der Annonce war geschrieben »Hausdame« …
    Erlauben Sie mir bitte die kleine Übertreibung. Ich bin Schriftsteller.
    Auch das noch, dachte Moritz, jetzt ist er auch noch Schriftsteller! Nur weil er seit Monaten versucht, seine überflüssigen Lebenserinnerungen in seinen Laptop zu hacken.
    Bevor aber Moritz etwas sagen konnte, meinte Alfred:
    So, Kinder, ich lasse euch. Ich habe einen Termin.
    Im Rausgehen drehte er sich noch einmal theatralisch um:
    An Ihrer Stelle würde ich mich nach etwas anderem umschauen. Für die Arbeit bei uns sind Sie viel zu schön!
    Dieser Auftritt war gelungen, dachte Moritz bitter.
    Alfred war bereits außer Sichtweite, als er sagte:
    Ich esse in der Stadt!
    Moritz rief ihm nach:
    Was heißt, du isst in der Stadt? Ich wollte eine Gemüsepfanne machen.
    Eben, deshalb!
    Dann fiel die Tür ins Schloss.
     
    Einige Minuten später standen sie in Alfreds Zimmer vor dem Filmplakat.
    Wow! Freddy Clay! Habe ich schon mal gehört.
    Moritz spielte es herunter.
    Das ist lange vorbei. Er kann sich keinen Text mehr merken. Deshalb schreibt er jetzt. Na ja, was heißt »schreiben« … Thomas Mann ist er nicht.
    Können Sie ihm nicht helfen?
    Beim Schreiben?
    Psychologisch.
    Sie tippte sich an die Stirn.
    Moritz schüttelte den Kopf.
    Fortgeschrittene Arteriosklerose. Da ist nichts zu machen. Immerhin ist er bereits fünfundsiebzig.
    Sieht gut aus, sagte sie.
    Finden Sie?, wurde Moritz eifersüchtig, ich bin achtundsiebzig.
    Nein, rief sie, nicht möglich!
    Wenn ich es Ihnen sage.
    Hätte ich das nie gedacht, können Sie sich bei Gott bedanken, dass Sie sind in Form.
    Moritz fühlte sich geschmeichelt.
    Gott hat sicher seinen Anteil daran, aber ich habe selbst dazu beigetragen, dass ich noch fit bin.
    Machen Sie Sport?, wollte sie wissen.
    Um Himmels willen! Nein, aber ich bin streitbar!
    Streitbar?
    Das Gehirn muss trainiert werden. Wer sich gern streitet, bleibt jung!
    Nein, Streit macht nur Probleme.
    Ich meine auch nicht Streit im Sinne von Streit. Man muss wach sein, reflektieren, argumentieren, sich wehren.
    Okay, stimmt, Herr Professor. Soll man sich nix gefallen lassen. Sonst machen die, was die wollen.
    Wer?
    Die Leute.
    Da haben Sie recht … bitte.
    Er zeigte zur Tür.
    Sie drehte sich noch einmal zum Plakat um.
    Moritz legte ihr kaum merklich die Hand auf den Rücken und schob sie sanft zur Tür. Er berührte dabei unabsichtlich den Verschluss ihres Büstenhalters durch das T-Shirt. Und ihr junges, strammes Fleisch. Wie lange hatte er so etwas nicht mehr erfühlt? Hundert Jahre.
    Wie gesagt, mein Bruder ist etwas kränklich.
    Die Küche war unaufgeräumt. Schmutziges Geschirr stand im Waschbecken. Zamira sah sich um, während Moritz redete:
    Sie müssen mir glauben. Ich bin sonst etepetete.
    Was?
    Sauber.
    Sie lächelte.
    Also, das ist mir

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